Als Sportwagen würde ich den Kia EV 6 GT nicht bezeichnen, wenn ich ihn mir so anschaue. Der Hersteller spricht von einem “Crossover-Sportler”. Doch beim Blick unter die Haube der Grand Turismo-Version (GT) wird deutlich, das Elektroauto ist der leistungsstärkste Kia im gesamten Fahrzeugprogramm: 430 kW (585 PS). Er beschleunigt in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 und fährt in der Spitze 260 km/h.
Bei den Kunden kommt das Schwestermodell vom Hyundai Ioniq 5, mit gleicher Batterie und GMP-Plattform, sehr gut an. Zusätzlich erhielt der koreanische Hersteller die Auszeichnung „Car of the Year 2022“. Bei der GT-Variante führte dieser Erfolg sogar zu einem Bestell-Stopp. Der wird nun aufgehoben: ab 69.990 Euro ist die sportliche Version des E-Autos wieder zu haben. Sie soll bis Ende des Jahres bei Kunden vor der Tür bzw. in der Garage stehen.
Leistung wie ein Porsche Taycan GTS, aber niedrigerer Preis
Jetzt sind 70.000 Euro viel Geld für eine E-Auto. Doch blickt man in Richtung des bekannten Sportwagenherstellers aus Zuffenhausen, dann ist der Kia EV 6 GT geradezu günstig. Für vergleichbare Leistungswerte muss man auf den Porsche Taycan GTS blicken. Der hat ein Preisschild von 134.214 Euro. Damit ist das Kia-Modell 48 Prozent günstiger. Und man bekommt auch ein 800 Volt Batteriesystem, das in 18 Minuten die 77,4-kWh Batterie unter optimalen Bedingungen von 10 auf 80 Prozent auflädt.
Hairpin-Wicklung im Stator
Die Antriebspower und das Drehmoment von bis zu 740 Nm bringt das sportlich-straff abgestimmte Hochleistungsfahrwerk eindrucksvoll auf die Straße. Das gilt insbesondere, wenn der richtige Fahrer am Steuer sitzt. Ich hatte das Vergnügen, im Raum Frankfurt mit einem jungen Mann, der eine Rennlizenz besitzt, über die Autobahn zu “fliegen” – natürlich alles im Rahmen der Straßenverkehrsordnung sowie der geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen. Für die Experten unter Euch: Der Schlüssel beim Kia EV 6 GT liegt in seiner Drehfreudigkeit. Beide Motoren erreichen mit bis zu 21.000 Umdrehungen pro Minute außergewöhnlich hohe Drehzahlen. Der Frontmotor wurde vom klassischen EV 6 übernommen. Das neue Hecktriebwerk verfügt über ölgekühlte „Hairpin“-Statorspulen und einen zweistufigen Inverter mit Siliziumkarbid-Halbleitern. Bei dieser Inverter-Bauart fallen die Energieverluste bei der Wandlung geringer aus. “Hairpin” beschreibt die Wicklung der Kupferdrähte im Stator. Sie erinnern optisch an Haarklammern. Doch so lässt sich mehr Kupfer im Stator unterbringen, was für mehr Energiedurchfluß und damit eine höhere Motorleistung sorgt.
Fünf Farben zur Auswahl
Ein spezieller Frontstoßfänger mit vertikalen Design-Elementen unterstreicht die Dynamik des GT. In der Seitenansicht verweisen die 21 Zoll großen Leichtmetallfelgen auf den sportlichen Charakter und die neonfarbenen Bremssättel auf die Verzögerungskraft. Am Heck ist der speziell gestaltete GT-Stoßfänger inklusive Diffusor ein Erkennungszeichen des Sportlers. Insgesamt lassen die Designänderungen den EV6 GT besonders satt auf der Straße stehen. Er wird in fünf Farben angeboten (serienmäßig Runway Rot Metallic, optional Snow White Pearl, Moonscape Matt, Yacht Blau Metallic und Auroraschwarz Metallic).
Kia EV 6 GT bietet Stauraum unter der Fronthaube
Trotz der knapp 4,70 Meter Läge verfügt der EV 6 GT aufgrund seines Radstands von 2,90 Metern über ein ähnliches Raumangebot wie ein Mittelklasse-SUV. Und er bietet nicht nur den Insassen viel Platz: Der Gepäckraum mit serienmäßiger Ski-Durchreiche hat ein Fassungsvermögen von 480 Litern, das sich durch Umklappen der Rücksitzlehne auf 1.260 Liter erweitern lässt. Weitere 20 Liter Stauraum bietet der „Frunk“ unter der vorderen Haube.
Verbesserte Ladeleistung im Winter
Als Grand-Tourer schafft der EV 6 GT mit einer Batterieladung bis zu 424 Kilometer. Die mit dem Navigationssystem gekoppelte Batterievorkonditionierung sorgt dafür, dass der Crossover auch an kälteren Tagen mit perfekt temperiertem Akku zur Schnellladesäule rollt, um eine größtmögliche Ladeeffizienz zu gewährleisten. Standard sind zudem eine Wärmepumpe zur Verbesserung der realen Reichweite bei niedriger Außentemperatur. In einem ersten Praxistest mit der Standardversion des EV 6 konnte die Ladeleistung im Winter mich nicht überzeugen. Doch ein Software-Update soll die Vorkonditionierung inzwischen spürbar verbessert haben.
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