E-Autos deutscher Hersteller sind in China günstiger. Die Schlagzeile liest man immer wieder und tatsächlich, der Blick auf die chinesischen Webseiten der Marken offenbart es: Bis zu 47 Prozent, also grob gerundet die Hälfte, beträgt der Preisunterschied bei einem VW ID.7. Beim Audi Q4, BMW iX3 und Tesla Model 3 liegen die Preisunterschiede in der Größenordnung von 24 Prozent (siehe Tabelle).
Warum sind E-Autos in China günstiger?
- Mehrwertsteuer-Verzicht: Auf Neuwagen werden 10 Prozent Mehrwertsteuer berechnet. Bei E-Autos entfällt dies – noch.
- Herstellungskosten: Viele lokale Hersteller erhielten beim Aufbau ihrer Fertigung Subventionen vom Staat in Form von günstigen Grundstücken oder Beteiligungen. Zudem sind die Lohnkosten in China deutlich niedriger, egal ob für Mitarbeiter am Band oder Softwareentwickler. Der durchschnittliche Bruttolohn lag 2023 bei umgerechnet 1.300 Euro. Das schwankt natürlich je nach Branche und Region und beträgt in der Hauptstadt Peking gut das Doppelte. Aber es ist immer noch günstiger als in Deutschland.
- Wettbewerb: Der Wettbewerb um die Gunst der Kunden in Sachen E-Autos wird mit harten Bandagen ausgetragen. Neben etablierten Herstellern wollen auch Neugründungen wie Li Auto, Xpeng und Nio ihre Modelle an die Kunden bringen. Nios Limousine ET 7 kostet in China umgerechnet 65.300 Euro (506.000 ¥) inkl. Batterie. In Deutschland startet der Preis bei 91.745 Euro. Tesla hat in China die Preise für seine Modelle gesenkt. Hierauf müssen die etablierten Hersteller reagieren und ziehen bei den Preisen mit.
Hilft der Preisunterschied beim E-Auto-Absatz?
Nur bedingt, lautet die Antwort. Volkswagen meldete zwar stolz 24.711 verkaufte E-Autos in China für den Monat November 2023, doch kurz vor Weihnachten machte eine andere Zahl die Runde: 300. So viele, oder besser wenige, Bestellungen gingen in den ersten drei Verkaufstagen für die Limousine ID.7 in China ein. Das sorgt für Aufmerksamkeit, denn Volkswagen erklärte die Limousine als auch den SUV ID.4 zu “Weltautos”. Die beiden Modelle sollen die Marke aus Volkswagen in die elektrische Zukunft auf den wichtigen Weltmärkten China, Nordamerika und Europa führen.
Autoproduktion in China
In der Regel werden die E-Autos deutscher Marken auch in China hergestellt. Alle Hersteller sind mit Produktionsstätten vor Ort vertreten. Tesla ist der erste Autohersteller, bei dem die Regierung auf die Pflicht zu einem Joint Venture mit lokalem Partner verzichteten. Die Amerikaner produzieren eigenständig in ihrer Gigafactory in Shanghai.
Volkswagen betreibt Joint Venture mit FAW und SAIC. Mit letzterem kooperiert auch Audi. Volkswagen beteiligte sich kürzlich an der jungen Marke Xpeng, um auf dem chinesischen Markt besser Fuß zu fassen. BMW ist seit 2003 Teil des Joint Ventures BMW Brilliance Automotive. Im Werk Shenyang laufen inzwischen 830.000 Fahrzeuge pro Jahr von ingesamt sieben Baureihen vom Band. Auch die Neue Klasse wird ab 2026 in China produziert.
Mercedes-Benz unterhält seit 2005 mit BAIC Motor ein Joint Venture. Das Werk bei Peking ist inzwischen das Größte im Produktionsverbund der Schwaben. Hier laufen unter anderem die E-Modelle EQA, EQB sowie der EQE als Limousine und SUV vom Band. Der EQS wird hier nicht gefertigt, doch beim Blick in die Tabelle fällt etwas ins Auge.
Luxusautos in China sogar teurer
Die Preisunterschiede sind im Segment der Mittelklasse-Fahrzeuge am größten. Oberklasse-Autos wie der BMW i7, Audi RS e-tron GT, Porsche Taycan und die EQS Limousine von Mercedes-Benz sind in China sogar teurer als in Deutschland.
Hersteller Modell | Deutschland Preis ab | China-Preis umgerechnet | Ersparnis | China Preis in CNY |
VW ID.7 / Vizzion | 56.995 € | 30.200 € | 47 % | 237.777 ¥ |
VW ID.4 / Crozz | 42.635 € | 23.300 € | 45 % | 183.400 ¥ |
Audi Q4 e-tron 40 Chuangxing Edition | 47.900 € | 36.800 € | 23 % | 289.900 ¥ |
Audi RS e-tron GT | 145.500 € | 158.500 € | – 9 % | 1.247.800 ¥ |
BMW iX3 | 67.300 € | 51.445 € | 24 % | 405.000 ¥ |
BMW i7 | 115.700 € | 120.547 € | – 4 % | 949.000 ¥ |
Porsche Taycan Turbo S | 197.740 € | 230.932 € | – 17 % | 1.818.000 ¥ |
Mercedes-Benz EQA 300 | 51.735 € | 47.155 € | 9 % | 365.800 ¥ |
Mercedes-Benz EQS 450+ | 106.264 € | 111.909 € | – 5 % | 881.000 ¥ |
Tesla Model 3 RWD | 42.990 € | 33.200 € | 23 % | 261.400 ¥ |
Tesla Model S Plaid | 109.990 € | 107.000 € | 3 % | 828.900 ¥ |
Eigenimporte aus China?
Findige Autohändler könnten nun günstige Mittelklasse E-Autos aus China importieren und hier günstiger anbieten. Das hat der Autohändler Gregory Brudny mit 22 VW ID.6 Crozz und X aus China probiert. Die beiden Modelle fertigt Volkswagen allerdings exklusiv für China. Der Autokonzern geht gerade gerichtlich gegen den Verkauf der E-Autos in Deutschland vor.