Der Renault 5 kommt mit einem bidirektionalen Ladegerät. Heißt: Das Auto fungiert als Heimspeicher und kann Energie an den Haushalt oder elektrische Geräte abgeben. Die Franzosen statten dazu ihr Auto mit einem bidirektionalen (Bidi) Wechselstrom-Ladegerät aus. Für den gesamten Funktionsumfang benötigt man die Mobilize Powerbox (Wallbox) sowie einen Vertrag mit dem Mobilize V2G-Service.
V2G und V2L: Abgabe ans Stromnetz oder das E-Bike
„Dank Mobilize V2G wird das Auto zum Energiespeicher. Halter müssen ihr Fahrzeug nur noch an die Powerbox anschließen, um ihre Stromrechnung zu senken und ihre Mobilität kohlenstoffärmer zu gestalten. Im Durchschnitt lassen sich so die Kosten für das Aufladen des Fahrzeugs um die Hälfte reduzieren. Auf diese Weise werden Mobilitätslösungen von Mobilize noch nachhaltiger und erschwinglicher“, sagt Corinne Frasson, Direktorin für Energiedienstleistungen bei Mobilize, einer Renault-Tochter. Mit V2X bezeichnet man die Funktion, Energie aus dem Auto abgeben zu können. Dabei steht V2G (G für Grid) die Stromabgabe ans öffentliche Stromnetz, H für Home oder Haushalt sowie L für Load. Bei V2L wird über einen Adapter im Typ 2-Anschluss Energie über eine Schukosteckdose bereit gestellt. Hier kann der Nutzer elektrische Geräte für Camping-Kühlschrank, Elektrogriller, E-Werkzeuge oder das E-Bike anschließen. Auch Renault bietet diese Option und liefert einen Adapter mit integrierter 220-Volt-Steckdose.
Das E-Auto als Pufferspeicher
Zum Mobilize V2G-Service gehört ein Energievertrag, der durch The Mobility House aus München bereitgestellt wird. Das Unternehmen sorgt für den Einkauf von Ökostrom zum richtigen Zeitpunkt. Der R5 wird dann geladen, wenn der Strom günstig ist, also viel Sonnen-, Wind- und Wasserkraft-Strom im Netz vorhanden ist.
Die Batterie im R5 kann auch als Pufferspeicher genutzt werden. Bei Stromüberschüssen wird geladen und nach Sonnenuntergang gibt das Auto über die Wallbox überschüssige Energie wieder ans Stromnetz ab. Dabei legt der Nutzer in einer App fest, wie viel Energie im Auto verbleibt, um am nächsten Morgen zur Arbeit zu fahren. Für das Bereitstellen der Batterie als Speicher wird der Nutzer bezahlt und senkt so seine Stromrechnung.
Die Stromrechnung senken
Die dahinterliegende Technologie setzt sich aus der bewährten EV Aggregation Platform und dem EV Flexibility Trading von The Mobility House zusammen. Die Systeme greifen optimal ineinander, aggregieren das Speicherpotential der Fahrzeuge und vermarkten die „Flexibilitäten“ systemdienlich und gewinnbringend. Die Lösung umfasst dabei sowohl den Energiemarkt als auch die Integration des Fahrzeugs ins Haus. Dazu zählen im Wesentlichen die eigene Photovoltaik-Anlage und der daraus optimierte Eigenverbrauch. „Gemeinsam mit Mobilize bieten wir ein System aus einem Guss. Unser Angebot erschließt erstmals das volle Potential von Elektroautos – ohne Einschränkungen bei der Fahrzeugnutzung. Während der jahrelangen Zusammenarbeit mit vielen Partnern hat unsere Software ihre Zuverlässigkeit im täglichen Einsatz unter Beweis gestellt und gezeigt, dass sich unser Fokus auf die Bewirtschaftung von Elektroautobatterien auszahlt“, sagt Robert Hienz, CEO von The Mobility House
Spezielle Wallbox: Mobilize Powerbox
Das von der Software République zusammen mit ihrem Technologiepartner IoTecha Corp. entwickelte Mobilize Powerbox-Terminal kommuniziert mit dem Auto sowie der Cloud. Je nach Batterieladebedarf, Strombedarf im Haushalt oder Anreizen von Energiemarkt und Stromnetz entscheidet die Wallbox, ob sie die Batterie auflädt oder Strom ins Netz zurück speist. Die Leistung des bidirektionalen Ladegeräts liegt zwischen 7 und 22 kW. Der Mobilize V2G-Service wird ab der Markteinführung des Renault 5 in Frankreich und Deutschland im Jahr 2024 und in Großbritannien im Jahr 2025 verfügbar sein.
So machen es Hyundai, Kia und Volkswagen
Bidirektionales Laden ist ein wichtiges Thema für die E-Auto-Hersteller. Das Elektroauto wird mit seiner Batterie zum wichtigen Baustein der Energiewende. Hyundai und Kia bieten bereits V2L-Funktionen über einen Adapter an. Die V2G-Funktion wird unter anderem mit Carsharing-Anbieter We Drive Solar in Utrecht erprobt.
Bei Volkswagen setzt man auf eine Energieabgabe mit Gleichstrom. Da die DC-Ladegeräte in aktuellen Fahrzeugen bereits Energie in beide Richtungen leiten können, ist das System abwärtskompatibel. Im VW ID5 mit der Softwareversion 3.1 war diese Funktion bereits zu sehen. Allerdings begrenzt Volkswagen die Energieabgabe auf 10.000 kWh oder 4.000 Betriebsstunden. Vermutlich will man damit die Versprechen der Batteriegarantie nicht untergraben. Die Abgabe von Gleichstrom bringt einen Nachteil: Die Umspannung in Wechselstrom für den Haushalt muss außerhalb des Fahrzeugs erfolgen. Man benötigt eine deutlich teurere Wallbox. Diese Aufgabe fällt bei VW der Tochter Elli zu.