Svolt Energy Technology hat sich nach Prüfung von mehr als 30 europäischen Regionen für das Saarland als Produktionsstandort für Batteriezellen entschieden. Das chinesische Unternehmen ist ein Spin-off des Automobilherstellers Great Wall Motors. Svolt fertigt aus seinen Batteriezellen Module und Packs für Elektroautos und sowie Hochvoltspeicher.
Die 24 GWh-Batteriefabrik entsteht an zwei Standorten im Saarland und soll bereits 2022 einen Teil der Produktion starten, wie Unternehmensvertreter gemeinsam mit dem saarländischen Ministerpräsident Tobias Hans und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger in der Staatskanzlei verkündeten. Die Investitionen umfassen rund zwei Milliarden Euro. Insgesamt entstehen bis zu 2.000 neue Arbeitsplätze.
Zellfabrik in Überherrn
Die geplante Zellfabrik soll zwischen Anfang 2021 und Ende 2023 auf dem „Linslerfeld“, einer rund 840.000 m2 großen Freifläche, nahe der Ortschaft Überherrn entstehen. Ausgewählt wurde das „Linslerfeld“ in Überherrn im Hinblick auf die infrastrukturelle Anbindung sowie die Verkehrssituation mit einem direkten Anschluss an das überregionale Straßennetz. Nach Abschluss des ersten Bauabschnittes wird die Zellfabrik eine Produktionskapazität von zunächst sechs GWh erreichen. In weiteren Bauphasen ist geplant, die Produktionskapazität schrittweise um jeweils sechs GWh zu erweitern. In der finalen Ausbaustufe werden so 24 Gigawattstunden realisiert. Das entspricht Batterien für 300.000 bis 500.000 E-Fahrzeuge pro Jahr.
Modul- und Pack-Montage in Heusweiler
Die Modul- und Pack-Fabrik wird 30 km entfernt auf der rund 50.000 m2 großen Fläche im stillgelegten „Laminate Park“ bei Heusweiler entstehen. Der Standort hat neben der bestehenden industriell genutzten Infrastruktur und der Nähe zum Gelände der Zellfabrik in Überherrn, durch eine gute Verkehrsanbindung überzeugt. So ist der Standort direkt an die B 268 und die A 8 angebunden. Zudem besteht eine fußläufige Anbindung an den Saarbahnhaltepunkt „Eiweiler Nord“, der Mitarbeitenden wie Kunden eine Anreise auch ohne Auto ermöglicht. Ziel ist eine möglichst nachhaltige und flexible Wiederverwendung der bestehenden Infrastruktur im „Laminate Park“. So wird der zentral gelegene Gebäudekomplex mit einer Gesamtfläche von 25.000 m2 erhalten bleiben. Die Strukturholding Saar wird von Svolt mit der Errichtung und dem schlüsselfertigen Aufbau der beiden Fabriken beauftragt.
Verzicht auf Kobalt
Svolt plant langfristig mit einer Produktionskapazität von 100 GWh. Das geht noch deutlich über den europäischen Standort im Saarland als auch die Zentrale im chinesischen Jintan in der Provinz Jiangsu hinaus. Svolt beschäftigt weltweit 3.000 Mitarbeiter und rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz in Höhe von 200 Millionen Euro.
Bei der Zellchemie setzt das Unternehmen auf Nickel-Mangan-Batteriezellen (NMX) statt der weit verbreiteten Nickel-Cobalt-Mangan (NCM) Mischung. So verzichtet Svolt auf den Rohstoff Kobalt und erreicht eine Energiedichte, die mit herkömmlichen Hochnickelzellen vergleichbar ist. Doch sind NMX-Zellen laut Svolt langlebiger und kostengünstiger in der Herstellung.
Svolt entstand 2012 als Business Unit des chinesischen Automobilherstellers Great Wall Motors. Seit 2018 firmiert Svolt als unabhängiger Zulieferer unter SVOLT Energy Technology Company Limited. Ein Jahr später erfolgte die Gründung der europäischen Tochter SVOLT Energy Technology (Europe) GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Great Wall Motor betreibt mit Ora eine eigene Elektroautomarke.
Northvolt baut in Salzgitter
Mit dem Aufbau der Fertigung im Saarland liefert sich Svolt ein spannendes Rennen mit dem schwedischen Unternehmen Northvolt. Die Schweden bauen in Salzgitter auf dem Gelände von Volkswagen eine Zellfertigung. Bis 2024 soll die Fabrik mit einer Kapazität von 16 GWh produzieren. Langfristig soll der Standort auf eine Kapazität von 24 GWh ausgebaut werden.
Northvolt hat mit VW, BMW und anderen Partnern einen europäischen Fertigungsverbund gegründet. Wer Abnehmer der Svolt-Zellen ist, wurde bei der Pressekonferenz noch nicht gesagt. Naheliegend wäre Ford, die in Saarlouis unter anderem den Ford Focus herstellen. Doch ist die Zukunft des Standortes ungewiss. Der US-Hersteller bringt erst 2021 den Mustang Mach E auf den Markt.