Audi steigt in die Formel 1 ein. Aber warum?

Audi Formel 1

Audi steigt in die Königsklasse des Motorsports ein. Der Autohersteller aus Ingolstadt tritt ab 2026 mit eigenem Motor in der FIA-Formel-1-Weltmeisterschaft an. Welches Team die Antriebseinheit einsetzen wird, ließ Audi-Boss Markus Duesmann bei der Vorstellung im Rahmen des Großen Preises von Belgien in Spa-Francorchamps offen. Spekuliert wird in der Branche über einen Einstieg beim Schweizer Rennstall Sauber.

Das Projekt wird bei Audi Sport in Neuburg an der Donau bei Ingolstadt beheimatet sein. Damit entsteht erstmals nach mehr als einem Jahrzehnt wieder ein Formel-1-Antrieb in Deutschland. Rund 120 Techniker arbeiten bereits seit diesem Frühjahr an dem Motor. Bis Ende 2022 soll das Team auf 200 Mitarbeiter aufgestockt werden, um dann bis zum Start auf 300 Personen zu wachsen.

Formel 1 und Audi verfolgen Nachhaltigkeitsziele

Motorsport ist fester Bestandteil der Audi DNA“, sagt Markus Duesmann, „Die Formel 1 ist globale Bühne für unsere Marke und anspruchsvolles Entwicklungslabor zugleich. Die Kombination von High Performance und Wettbewerb ist in unserer Branche stets Treiber für Innovationen und Technologietransfer. Mit dem neuen Reglement ist für uns genau jetzt der richtige Zeitpunkt für den Einstieg. Denn die Formel 1 und Audi verfolgen beide eindeutige Nachhaltigkeitsziele.“ Doch am Wochenende 305 km im Kreis zu fahren und viel Benzin zu verbrennen ist doch nicht nachhaltig.

Audi passt viel besser in die Formel E. Dort war der Hersteller der E-Tron-Reihe auch von Anfang an (2014) mit dem ABT-Team aktiv. Doch 2021 stiegen die Ingolstädter wieder aus. über die Gründe darf spekuliert werden. Eine Deutung: Es sollen mit Porsche nicht zwei Konzernmarken in der elektrischen Rennserie gegeneinander konkurrieren. Porsche hat gerade António Félix da Costa als neuen Werksfahrer für die neunte Formel E-Saison (2023/2024) vorgestellt. Gleichzeitig bekam der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen grünes Licht, ebenfalls in die Formel 1 einzusteigen. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis auch Porsche das öffentlich macht. Spekuliert wird über eine Kooperation mit dem Red-Bull-Team von Weltmeister Max Verstappen. Das könnte eventuell an persönlichen Kontakten liegen. Die Familie Porsche kommt aus Salzburg und dort lebt auch Hauptsponsor Dietrich Mateschitz, der Red Bull-Gründer. Damit würden Audi und Porsche allerdings in der Königsklasse des Motorsports wieder gegeneinander konkurrieren.

Audi Formel 1
Formel-1-CEO Stefano Domenicali, Mohammed ben Sulayem, Präsident des Automobil-Weltverbands FIA, Markus Duesmann, Vorsitzender des Vorstands der AUDI AG, Oliver Hoffmann, Audi-Vorstand für Technische Entwicklung (v.l.n.r)

Boliden fahren ab 2026 zur Hälfte elektrisch

Wenn Audi 2026 seinen F1-Verbrennungsmotor auf die Rennstrecken schickt, rollen in die europäischen Showrooms von Audi nur noch reine E-Autos. Wie passt das zusammen? Die Antwort lautet Hybrid. Ab dann liefert die Power Unit, bestehend aus Elektromotor, Batterie, Steuerungselektronik und Verbrennungsmotor, annähernd die Hälfte der Leistung in elektrischer Form. Der 1,6 Liter-Turbomotor kommt auf ca. 400 kW (544 PS). Als Kraftstoff werden ausschließlich E-Fuels verbrannt. Die Formel 1 wird also ein “bisschen” elektrisch. Doch langfristig ist der Weg klar, wenn ab 2035 auf den Straßen Europas keine Verbrenner mehr zugelassen werden, kann die Rennserie nicht weiter mit Benzinmotoren ihre Runden drehen.

Hohe Popularität in Schlüsselmärkten und bei jungen Leute

Man sollte meinen, eine Rennserie, bei der Raketen auf Rädern im Kreis fahren und sinnlos Kraftstoffe verbrennen, steht bei der Generation “Friday for Future” nicht sonderlich hoch im Kurs. Doch weit gefehlt. Audi schreibt in seiner Pressemitteilung: “Das große Interesse an der Formel 1 ist weltumspannend, die Rennserie zählt zu den reichweitenstärksten Sportveranstaltungen der Welt. 2021 haben insgesamt mehr als 1,5 Milliarden TV-Zuschauer_innen die Rennen verfolgt. In Schlüsselmärkten wie China und den USA ist die Formel 1 beliebt, Tendenz weiter steigend – auch bei jungen Zielgruppen. In den sozialen Medien verzeichnet die Formel 1 inzwischen die größten Zuwachsraten unter den weltweit populärsten Sportarten.” Anteil daran dürfte auch die Netflix-Doku “Drive to Survive” haben. In vier Staffeln (40 Folgen) blickt die Kamera hinter die Kulissen und porträtiert die Konflikte zwischen Fahrern, Team-Managern und den Rennstallbesitzern. Ausgerechnet der amtierende Weltmeister Max Verstappen boykottiert die Doku und weigert sich, darin aufzutauchen. Dennoch hat mich diese Serie gefesselt. Allerdings habe ich mir daraufhin kein Rennen im TV oder vor Ort angeschaut. Doch nach einem Corona-Knick (1,1 Mrd. Euro) macht die Formel 1 in der Saison 2022 einen Umsatz von 1,9 Mrd. Euro mit Eintrittskarten, Merchandise und TV-Rechten.

Netflix Doku: Drive to survive

Deutsche Fahrer gesucht

Wie populär die Rennserie in Deutschland bleibt, wird sich zeigen. Mit Sebastian Vettel verliert die Formel 1 in diesem Jahr einen großen Namen. Die Popularität einer Sportart hängt stets an der Nationalität ihrer Helden (man denke an Boris Becker und Michael Schumacher). Nur mit großen deutschen Herstellernamen und ohne deutsche Fahrer wird es schwer. Naja, vielleicht füllt bis dahin Nick Schumacher die großen Fußstapfen.

Audi-Boss Duesmann wünscht sich auf der Pressekonferenz für sein Team ganz klar einen deutschen Fahrer. Doch wer das sein soll, bleibt unklar. Audi ruft bei Twitter schon mal dazu auf, den Lebenslauf für diesen Job einzureichen.

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Dirk Kunde

Elektroautos, Brennstoffzellen, stationäre Speicherbatterien, V2G, Ladeinfrastruktur, autonomes Fahren – die spannendsten Entwicklungen passieren im Bereich Mobilität. Darum geht es in meinen Artikeln und Videos. Als Journalist bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen für Mobilität von Morgen.

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