Polestar präsentiert bei der Auto Shanghai seine Nummer 4. Der Polestar 4 ist ein SUV Coupé. „Statt einen bestehenden SUV lediglich zu modifizieren und ihm eine kürzere Dachlinie zu geben, was zu Kompromissen bei der Kopffreiheit und dem Komfort im Fond führt, wurde Polestar 4 von Grund auf als eine neue Art von SUV Coupé konzipiert. Der Komfort und das Erlebnis der hinteren Fahrgäste werden dabei klar priorisiert,“ sagt Thomas Ingenlath, CEO von Polestar.
Dabei verzichtet der Hersteller auf eine klassische Heckscheibe. Das Glasdach reicht über die Köpfe der hinteren Fahrgäste und schafft so ein helles Innenraumambiente. Der Rückspiegel wird durch einen Bildschirm ersetzt, der das Bild einer auf dem Dach montierten Kamera anzeigt. Die Linse überträgt ein größeres Sichtfeld als in gängigen Autos. Die digitale Übertragung kann der Fahrer deaktivieren. Dann ist es ein klassischer Spiegel und der Fahrer sieht die hinteren Fahrgäste. Sie steuern über einen Bildschirm zwischen den Vordersitzen die Medien- und Klimasteuerung von der Rückbank aus. Das serienmäßige Glasdach ist optional mit elektrochromer Funktion erhältlich. Je nach Stimmung wählt man eine blickdichte oder transparente Ausführung.
„Mit dem Polestar Precept haben wir einen Ausblick auf ein atemberaubendes neues Fahrzeugerlebnis gegeben, indem wir auf die Heckscheibe verzichtet haben. Der hintere Kopfbereich, der eine wichtige Rolle für die Sicherheit spielt, wurde zugleich weiter nach hinten verlagert. Somit können wir den Passagieren auf der Rückbank nun ein einzigartiges Erlebnis in unserem SUV Coupé bieten“, sagt Maximilian Missoni, Head of Design bei Polestar.
Viel Raum und Licht im Fond
Der Polestar 4 basiert auf der von Geely entwickelten Premium Sustainable Experience Architecture (SEA). Das SUV Coupé im D-Segment hat einen Radstand von 2,99 m. Die Gesamtlänge beträgt 4,84 m. Der Wagen ist 2,14 m breit und 1,54 m hoch. Die daraus resultierenden Innenraumproportionen kommen vor allem im Rückraum zum Tragen, wo die Passagiere dank der verstellbaren Sitze in einer komfortablen Umgebung Platz finden. Die einstellbare Ambiente-Beleuchtung verleiht dem Innenraum eine zusätzliche Dimension und ist vom Sonnensystem inspiriert. Sie ermöglicht es der fahrenden Person, die Fahrumgebung individuell zu gestalten. Der Innenraum und seine Materialien wurden unter dem Motto „Soft Tech” konzipiert und sind durch die Mode- und Sportbekleidungsindustrie inspiriert. Die Farb- und Materialauswahl für den Polestar 4 bietet neue Möglichkeiten für Polestar – darunter die neuen Außenfarben Storm und Electron sowie die neuartige Innenfarbe Mist.
Schnellster Polestar im Programm
Der Polestar 4 wird das bisher schnellste Serienfahrzeug der Marke. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 3,8 Sekunden, die maximale Leistung beträgt 400 kW (544 PS). Bei den Motoren handelt es sich um permanentmagnetische Synchronmotoren. Polestar 4 wird sowohl als Dual als auch Single Motor Variante erhältlich sein, wobei die Ausführung mit Single Motor über einen Hinterradantrieb verfügt. Die semiaktive Federung der Dual Motor Variante sorgt für eine zusätzliche Abstimmung zwischen Komfort und Leistungsdynamik. Die Räder sind je nach Version zwischen 20 und 22 Zoll groß und werden von Pirelli und Michelin geliefert.
Beide Long Range Varianten sind mit einer 102-kWh Batterie ausgestattet. Der Long Range Dual Motor hat 400 kW (544 PS), 686 Nm und eine vorläufige Zielreichweite von bis zu 560 km WLTP. Eine Trennkupplung ermöglicht es dem Fahrzeug, den vorderen Elektromotor abzukoppeln, wenn er nicht benötigt wird, um die Reichweite und Effizienz zu maximieren.
200 kW Ladeleistung und externe Energieabgabe (V2L)
Alle Varianten können mit bis zu 200 kW Gleichstrom und 22 kW Wechselstrom geladen werden, zudem ist der Ladedeckel motorisiert. Bidirektionales Laden ist bei der Markteinführung inbegriffen, wobei die Vehicle-to-Load (V2L)-Funktion dafür sorgt, dass externe Geräte Strom vom Polestar 4 beziehen können. Serienmäßig ist eine Wärmepumpe eingebaut, die es dem Fahrzeug ermöglicht, die Umgebungswärme für die Vorkonditionierung der Kabine und der Batterie zu nutzen.
Eine neue Funktion zur Antriebsoptimierung ermöglicht es der fahrenden Person, bei der Long Range Dual Motor Variante zwischen einem Reichweiten- und einem Performancemodus zu wählen. Der Performancemodus verbessert das Ansprechverhalten des Antriebsstrangs und schaltet beide Motoren ein, um die volle Kraftentfaltung und beste Performance zu gewährleisten. Der Reichweitenmodus setzt den Schwerpunkt auf Effizienz, passt den Antriebsstrang an einen ruhigeren Fahrstil an und aktiviert nur den hinteren Motor.
Die Long Range Single Motor Variante verfügt über einen 200 kW (272 PS) und 343 Nm starken Motor im Heck und hat eine vorläufige Reichweite von bis zu 600 km WLTP.
Bildschirm sitzt nun quer
Im Polestar 4 nutzt das Infotainmentsystem, das auf Android Automotive OS und der Snapdragon Cockpit Plattform basiert, einen 15,4-Zoll-Bildschirm – jetzt im Querformat. Den Nutzern stehen über eine eigene, mobile Datenverbindung Google Assistant, Google Maps und Google Play zur Verfügung.
Ein Harman Kardon Audiosystem mit 12 Lautsprechern und 1.400-Watt-Kanal-Hybridverstärker ist optional erhältlich. Mit dem zusätzlichen Nappa-Paket werden zwei weitere Kopfstützen-Lautsprecher, insgesamt also 16, an den Vordersitzen integriert. Darüber hinaus ist natürlich auch Apple CarPlay im Lieferumfang enthalten. Wie bei allen Polestar-Fahrzeugen werden neue Funktionen und Verbesserungen über regelmäßige Over-the-Air-Updates (OTA) per Fernzugriff übertragen, sodass kein Werkstattbesuch nötig ist.
Head-up-Display mit Schneemodus
Sicherheit ist dank der engen Verbindung zu Volvo Cars Teil der DNA von Polestar. Diese Genetik ist auch im Polestar 4 vorhanden, der innen und außen mit führender Sicherheitstechnologie ausgestattet ist – getestet nach den gleichen strengen Standards wie alle anderen Polestar Fahrzeuge. Er verfügt über bis zu neun Airbags. Neue Partnerschaften rücken intelligente Sicherheitstechnologie in den Vordergrund, darunter das SuperVision Advanced Driver Assistance System von Mobileye.
Serienmäßig ist das Fahrzeug mit insgesamt zwölf Kameras, einem Radar und zwölf Ultraschallsensoren ausgestattet. Dazu gehört eine Fahrerüberwachungskamera, die nur Daten weiterleitet und keine Videos aufzeichnet, um die Augen und Kopfbewegungen der fahrenden Person zu überwachen. Dadurch können Unfälle aufgrund von Müdigkeit oder Fahruntüchtigkeit vermieden werden. Zusammen mit der Hands-On-Erkennung im Lenkrad trägt das Fahrerüberwachungssystem dazu bei, dass die fahrende Person aktiv am Fahren teilnimmt, wenn dies erforderlich ist.
Ein 10,2-Zoll-Fahrerdisplay ist vor der Lenksäule angebracht und zeigt Informationen zu Geschwindigkeit, Batterie und Reichweite an. Wenn verschiedene Assistenzsysteme aktiviert sind, kann eine virtuelle Umgebung andere Verkehrsteilnehmer, aktuelle Fahrassistenzfunktionen und Navigationsinformationen einblenden. Um die Ablenkung zu verringern und die Aufmerksamkeit zu erhöhen, überträgt ein Head-up-Display (HUD) mit einer 14,7-Zoll-Projektionsfläche vor der fahrenden Person wichtige Fahrzeug-, Telefonie- und Navigationsinformationen auf die Windschutzscheibe. Eine clevere „Schneemodus”-Funktion für das HUD wechselt die Textfarbe von weiß auf gelb und verbessert so die Sichtbarkeit in verschneiter Umgebung. Das optionale Pilot-Paket umfasst einen erweiterten Pilot Assist mit Spurwechselassistent, der durch Antippen des Blinkerhebels in die gewünschte Richtung ausgelöst wird.
Polestar legt Wert auf Nachhaltigkeit
In Polestar 4 ersetzen nachhaltige Materialien herkömmlichen Produkte. Dazu gehören Maßnahmen für eine größere Transparenz in der Lieferkette, wie die Rückverfolgbarkeit von Risikomaterialien in den Batterien mittels Blockchain. Ein vollständiges Lifecycle Assessment (LCA), das den tatsächlichen CO2-Fußabdruck des Fahrzeugs aufzeigt, wird zusammen mit der Nachhaltigkeitserklärung für den Polestar 4 im Jahr 2024 veröffentlicht.
Der Monomaterial Ansatz, der erstmals im Polestar Elektro Roadsters Konzeptfahrzeug 2022 vorgestellt wurde, wird auf die Materialien im Innenraum angewandt. Dabei werden alle Schichten bestimmter Komponenten aus demselben Grundmaterial hergestellt und können so effektiver und effizienter recycelt werden. Unvereinbare Materialien müssen dadurch vor dem Recycling nicht mehr getrennt werden.
Zu den neu entwickelten Materialien im Innenraum zählen ein maßgeschneidertes Stricktextil, das zu 100 Prozent aus recyceltem PET besteht, sowie MicroTech-Vinyl mit Bio-Anteil und Nappalederbezüge, die unter Beachtung des geltenden Tierschutzrechts hergestellt werden.
Fußmatten aus alten Fischernetzen
Die maßgeschneiderten Stoffbezüge sind eine Neuheit in der Automobilbranche. Das erstmals im Konzeptfahrzeug Precept gezeigte Textil besteht zu 100 Prozent aus recyceltem Polyester. Das Material und das Design wurden von Polestar Designerinnen und Designern in Zusammenarbeit mit der schwedischen Textilhochschule (Borås Textilhögskolan) konzipiert und mit Zulieferern weiterentwickelt. Es wird passgenau gefertigt, sodass kein Verschnitt anfällt und der Abfall insgesamt reduziert wird.
Die Teppiche im Innenraum werden aus recyceltem PET und die Bodenteppiche aus Econyl hergestellt, das auch wiederverwertete Fischernetze enthält. Spezielle Türverkleidungen aus NFPP (Naturfaser-Polypropylen), sorgen dafür, dass bis zu 50 Prozent weniger neuer Kunststoff benötigt und eine Gewichtseinsparung von bis zu 40 Prozent erzielt wird. MicroTech, das erstmals im Polestar 3 eingeführt wurde, ist ein “bio-attributed” Vinyl, bei dessen Herstellung Erdöl durch Kiefernöl ersetzt wird, und verfügt über einen Träger aus recyceltem Textil.
Polestar 4 kommt erst Anfang 2024 nach Europa
Der Polestar 4 wird zunächst in China auf den Markt kommen, wobei die Produktion in Hangzhou Bay,, im November 2023 beginnen soll. Die Markteinführung für andere Märkte, wie Europa, Nordamerika und der asiatisch-pazifische Raum, ist für Anfang 2024 geplant. Der voraussichtliche Einführungspreis liegt bei 60.000 Euro.