Nio fertigt seine Batterie-Wechselstationen außerhalb Chinas in Ungarn. Ende Juli unterzeichneten beide Seiten die Verträge für den Aufbau einer 10.000 Quadratmeter großen Fertigung sowie eines Service-, Forschungs- und Entwicklungszentrums. Hui Zhang, Group Vice President Nio, dankte in einem LinkedIn-Beitrag Ungarns Außenminister Péter Szijjártó für den herzlichen Empfang in dem Land. In dem Ort Biatorbágy, wenige Kilometer westlich der Hauptstadt Budapest, wird bereits im dritten Quartal 2022 eine Fabrik die Produktion aufnehmen. Geplant sind bis zu 1.000 Batterie-Wechselstationen bis zum Jahr 2025. Nio investiert 5,5 Milliarden Forint (umgerechnet 13,6 Mio. Euro) in den Aufbau des Standortes.
Tauschen statt nur laden
Neben dem klassischen Ladevorgang mit CCS-Stecker an Schnellladesäulen setzt Nio auf das Tauschkonzept. Dabei wird in rund vier Minuten die leere Batterie automatisch aus dem Fahrzeug entnommen und durch eine zu 90 Prozent geladene Batterie ersetzt. Dabei können Nio-Kunden zwischen unterschiedlichen Batteriekapazitäten wählen. Erst kürzlich kündigte Nio eine 150 kWh Batterie an, die ein Reichweite bis zu 1.000 km ermöglichen soll.
Nio startet im viertel Quartal 2022 mit dem Verkauf der elektrischen Limousine ET 7 in Deutschland, Dänemark, Schweden und den Niederlanden. Bislang ist der chinesische Hersteller innerhalb Europas nur in Norwegen aktiv. Hier sollen zur ersten Wechselstation bei Oslo im Laufe des Jahres 19 weitere hinzukommen. Eine Batterie-Wechselstation benötigt rund 65 Quadratmeter Platz. Deutlich weniger als eine klassische Schnellladestation. In der Wechselstation ist Platz für ein Dutzend Batterien, die mit Gleichstrom zwischen 20 und 80 kW geladen werden – je nach Nachfrage für volle Energiepakete.
Alle Batteriewechsel bislang gescheitert
Die Idee mit dem Batteriewechsel ist nicht neu. Das Unternehmen Better Place von Shai Agassi testete mit Renault das System in Israel und gab 2013 auf. Elon Musk präsentierte im gleichen Jahr ein Model S, bei dem die Batterie aus dem Boden entnommen wurde. Am Harris Ranch Supercharger am Freeway 5 zwischen Los Angeles und San Francisco stand eine Tesla-Wechselstation. Die ist schon lange wieder verschwunden.
Technisch ist der Batteriewechsel keine Herausforderung, wirtschaftlich allerdings schon. Der Anbieter benötigt mehr Batterien als er Fahrzeuge auf der Straße hat. Insgesamt hat Nio inzwischen 220.000 Autos verkauft und Erfahrungen mit über 10 Millionen Batterie-Wechseln in China gesammelt.
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Die ungarische Delegation überreichte vor der Vertragsunterzeichnung die Nachbildung eines Fußballs aus dem Weltmeisterschafts-Finalspiel von 1954 in Bern. Deutschland gewann 3:2 und wurde Weltmeister. Hier gibt es keinen Bezug zu China, doch Hui Zhang und seine Nio-Delegation haben ihren Arbeitssitz in München. Nio betreibt hier seit etlichen Jahren sein Design-Center.