Kia EV 9: Der sanfte Riese

Kia EV 9

Beim Kia EV 9 überrascht das Motto ein wenig. “Moving responsibly together“ für einen Riesen-SUV, der 5,01 Meter lang und 1,75 Meter hoch ist, bis zu 2,5 Tonnen wiegt, werden sicher einige die “Verantwortlichkeit” in Frage stellen. Immerhin 21 kWh auf 100 km verbraucht die im Heck angetriebene Version, 22,8 kWh die Allrad-Variante. In die Batterie passen 99,8 kWh Energie.

Der Wagen nimmt auf der Straße viel Platz ein, belastet mit seinem Gewicht die Infrastruktur und benötigt viel Energie, um vorwärts zu kommen. Bereits vor einem Jahr durfte ich in einem Fotostudio staunend um den Prototypen laufen. Klar, ein Auto für China und Nordamerika, aber Kia will den Wagen tatsächlich auch in Europa verkaufen. „Der EV9 setzt Maßstäbe in seinem Segment und definiert es zugleich völlig neu“, sagt Jason Jeong, Präsident von Kia Europe. „Er bringt das Fahrzeug von morgen in die Welt von heute, ermutigt Menschen zum Umstieg auf Elektroautos und lädt sie ein, Teil des Mobilitätswandels zu werden. Der EV9 wird eine wichtige Rolle bei der Transformation der Marke Kia spielen und die Art und Weise, wie sich Menschen fortbewegen, verändern.“

Mit über 200 kW laden

Der EV 9 basiert auf der Elektroplattform E-GMP (Electric Global Modular Platform). Die nutzt die 800 Volt Batterietechnik. Kia sagt der Heckantriebler (RWD) lädt in 15 Minuten 239 km nach. Die Allrad-Version (AWD) schafft 219 km. Damit dürfte die Ladeleistung am Schnelllader jenseits der 200 kW-Marke liegen. Der SUV kann auch Energie abgeben. Die V2X-Funktion ermöglicht die Stromabgabe über Steckdosen im Auto sowie über den Ladeanschluss ans Haus, das Stromnetz oder elektrische Geräte.

Viel Platz auf drei Sitzreihen

Mit einem Radstand von 3,10 Metern ist Innen viel Platz. Den EV 9 gibt es als Sechs- oder Sieben-Sitzer mit drei Sitzreihen. Die erste Sitzreihe bietet elektrisch einstellbare Entspannungssitze, die bei Park- oder Ladestopps in eine bequeme Liegeposition gefahren werden können, wobei auch die Beinauflage verlängert wird. Für die zweite Reihe sind Sitze mit Entspannungs- oder Schwenkfunktion verfügbar. Letztere bietet die Möglichkeit, die Sitze im Stand um 90 Grad zur geöffneten Tür hin oder um 180 Grad in Richtung dritter Reihe zu drehen. Auch der Gepäckraum ist großzügig bemessen. Er fasst bei umgeklappter dritter Sitzreihe 828 Liter und bei aufrechter Position aller sieben bzw. sechs Sitze bis zu 333 Liter. Weiteren Stauraum bietet der SUV vorn unter der Haube. Bei der Version mit Heckantrieb hat er ein Volumen von bis zu 90 Litern, bei der Allradversion von 52 Litern.

Der Kia EV 9 kommt mit Heck- oder Allrad-Antrieb

Die Reichweite liegt bei 541 km (RWD) und 497 km (AWD) laut WLTP-Testzyklus. Entweder arbeitet im Heck ein permanent-erregter Synchronmotor (PSM) mit 150 kW / 350 Newtonmeter oder es sind zwei PSM-Motoren mit jeweils 141,3 kW, was eine Systemleistung im AWD von 282,6 kW / 600 Newtonmeter Drehmoment ergibt. Der EV 9 ist in 9,4 Sek. (RWD) oder 6,0 Sek. (AWD) aus dem Stand auf 100 km/h. Schluss ist bei 185 (RWD) / 200 (AWD) km/h.

In der Frontansicht zeigt der EV 9 die Weiterentwicklung des „digitalen Tigergesichts“ der Marke. Die vertikalen Scheinwerfer beinhalten beim Grundmodell schmale waagerechte LED-Linsen, beim GT-line zwei senkrechte Reihen kleiner würfelförmiger LED- Leuchten. Der EV 9 wird in Europa in den fünf hochglänzenden Farbtönen Snow White Pearl, Aurora Schwarz, Flare Red, Pebble Gray und Iceberg Green angeboten. Ausschließlich für den EV 9 Baseline wird die Außenfarbe Ivory Silver in hochglänzend oder matt angeboten. Der Farbton Ocean Blue, der von der Studie Concept EV 9 übernommen wurde, ist dem EV9 GT-line vorbehalten und kann in matter oder hochglänzender Ausführung bestellt werden.

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Umweltfreundlicher Innenraum

Mit dem E V9 macht Kia einen großen Schritt auf dem Weg zum umfassenden Einsatz umweltfreundlicher Innenraummaterialien wie etwa Lederalternativen aus Bio-Polyurethan (Bio-PU). Dieses Material wird aus natürlichen Stoffen wie Mais und Rizinusöl gewonnen. Darüber hinaus werden recyceltes PET (Polyethylenterephthalat) und TPO (thermoplastisches Olefin) für das Armaturenbrett sowie die Tür- und Säulenverkleidungen verwendet. In den Türverkleidungen kommt außerdem recycelter PCM-Kunststoff zum Einsatz, der aus gebrauchten Produkten (Post-Consumer-Material) hergestellt wird. Stoffe und Teppiche sind aus recyceltem PET gefertigt, das künftig auch aus alten Fischernetzen gewonnen wird, die aus den Meeren geborgen werden. Die verwendeten Garne und Filze basieren ebenfalls zu 100 Prozent auf PET-Recycling. Die Schalttafeln der Fensterheber sind mit Bio-Lack lackiert, und alle weiteren im Innenraum verwendeten Lacke sind frei von BTX-Aromaten (Benzol, Toluol und Xylol).

Assistiertes Fahren

Zur Serienausstattung gehört der neue Autobahnassistent II (HDA II) mit Spurwechselunterstützung, der per „Hands-On Detection“ (HOD) sicherstellt, dass beide Hände am Lenkrad bleiben. Das System beugt nun auch einer Kollisionsgefahr vor, die entsteht, wenn der EV9 bei niedriger Geschwindigkeit von einem anderen Fahrzeug geschnitten wird. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit kann es eigenständig einen Fahrspurwechsel durchführen, sobald der Fahrer in die entsprechende Richtung blinkt.

Der Spurfolgeassistent 2.0 hat die Seiten im Blick: Falls ein benachbartes Fahrzeug dem EV 9 gefährlich nahekommt, hilft das System dabei, den nötigen seitlichen Sicherheitsabstand wiederherzustellen. Der aktive Spurhalteassistent (Lane Keeping Assist, LKA) warnt den Fahrer, wenn der EV 9 unbeabsichtigt seine Fahrspur verlässt, und lenkt bei Bedarf geringfügig gegen, um das Fahrzeug in der Spur zu halten.

Der aktive Totwinkelassistent mit Lenk- und Bremseingriff (BCA) und der aktive Totwinkelassistent mit Monitoranzeige (BVM) beugen Auffahrunfällen vor. BVM gibt dem Fahrer vor einem Spurwechsel mithilfe der Seitenkamera Einblick in den toten Winkel, sobald er den Blinker setzt. BCA warnt beim Spurwechsel und auch beim Ausparken aus parallelen Parklücken vor Fahrzeugen im toten Winkel und führt bei Bedarf zur Vermeidung einer Kollision automatisch einen Lenk- und Bremseingriff durch.

Der Frontkollisionswarner 2.0 mit Abbiege- funktion und Querverkehrerkennung hilft, Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern, Radfahrern oder Fahrzeugen zu vermeiden. Im Blick hat das System beim Abbiegen und Überholen auch den Gegenverkehr sowie beim Überqueren von Kreuzungen die Fahrzeuge, die sich von rechts oder links nähern. Besteht Kollisionsgefahr, warnt es den Fahrer und führt bei Bedarf ein Ausweichmanöver oder eine Notbremsung durch. Der Müdigkeitswarner überwacht das Verhalten des Fahrers und warnt ihn bei Anzeichen von Erschöpfung. Das System beinhaltet zudem einen Ablenkungswarner bei stehendem Verkehr: Reagiert der Fahrer nicht, wenn sich das vorausfahrende Fahrzeug in Bewegung setzt, wird er durch einen Warnhinweis darauf aufmerksam gemacht.

Der intelligente Geschwindigkeitsassistent erkennt Tempolimits und warnt den Fahrer bei überhöhter Geschwindigkeit. Das System bietet zudem die Möglichkeit, das registrierte Tempolimit automatisch in die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage zu übernehmen.

Mehr Sicherheit beim Manövrieren, Parken und Aussteigen

Auch beim Parken und Manövrieren unterstützt der EV 9 den Fahrer durch eine Reihe elektronischer Helfer. Die Rundumsichtkamera kombiniert die Bilder von vier Weitwinkelkameras an Front, Heck und den Seiten zu einer 360-Grad- Ansicht des Fahrzeugs, die sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten lässt. Die Rückfahrkamera dagegen konzentriert sich auf das Geschehenhinter dem Fahrzeug und lässt sich auch beim Vorwärtsfahren aktivieren.

Der Querverkehrwarner mit Notbremsfunktion warnt den Fahrer beim Zurücksetzen aus Einfahrten oder quer zur Fahrbahn liegenden Parklücken vor kreuzenden Fahrzeugen und bremst den EV 9 bei Bedarf ab. Die Parksensoren und die Kollisionsvermeidungsassistenten für die Überwachung der Bereiche hinter dem Fahrzeug sowie und vorn und seitlich davon beugen beim Manövrieren Kollisionen mit Fußgängern oder Gegenständen vor. Der Remote-Parkassistent 2.0 kann den EV 9 sowohl in längs als auch quer oder diagonal zur Fahrbahn liegende Parklücken selbstständig ein- und ausparken – auch wenn sich der Fahrer nicht im Fahrzeug befindet.

Dem Schutz der Fondpassagiere dient der Ausstiegsassistent. Er tritt in Aktion, wenn beim Öffnen der hinteren Türen ein herannahendes Fahrzeug oder Fahrrad übersehen wird. Das System warnt akustisch und verriegelt darüber hinaus automatisch die Türen.

Kia-Premiere: Das Smartphone als Autoschlüssel

Neben dem Smart-Key kann der Fahrer sein Smartphone verwenden, um die Türen zu ent- oder verriegeln, das Fahrzeug zu starten oder auszuschalten, die Diebstahlwarnanlage zu steuern und die Heckklappe zu öffnen oder zu schließen. Denn der EV 9 ist der erste Kia, für den der neue „Digital Key 2“ angeboten wird. Er arbeitet mit der Ultrabreitband-Technologie (UWB), und der Fahrer braucht das Smartphone nicht einmal aus der Tasche zu nehmen, um die Türen zu entriegeln. Der digitale Autoschlüssel lässt sich mit bis zu drei anderen Personen gleichzeitig nutzten, wobei der Besitzer festlegen kann, welche Funktionen für wen wie lange verfügbar sind.

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Dirk Kunde

Elektroautos, Brennstoffzellen, stationäre Speicherbatterien, V2G, Ladeinfrastruktur, autonomes Fahren – die spannendsten Entwicklungen passieren im Bereich Mobilität. Darum geht es in meinen Artikeln und Videos. Als Journalist bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen für Mobilität von Morgen.

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