Siliziumkarbid statt Kohle. Das Bild für den technischen Wandel könnte nicht eindeutiger sein: Im Hintergrund steht ein ehemaliges Kohlekraftwerk am Ufer der Saar. Im Vordergrund sieht man das geplante Halbleiterwerk, in dem zukünftig Siliziumkarbid-Chips entstehen.
Heute verkündeten die Chefs von Wolfspeed und ZF den Bau der Chip-Fabrik sowie den Aufbau eines gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungszentrums. Das Investitionsvolumen in Ensdorf soll laut Unternehmensangaben rund 30 Prozent über dem bisher größten Werkes von Wolfspeed liegen. Das wären rund 2,5 Milliarden Euro. Es wird damit die weltweit größte 200-mm-Siliziumkarbid-Halbleiterfertigung, in der rund 600 Arbeitsplätze entstehen.
Bundeskanzler und VDA-Präsidentin anwesend
Wie wichtig diese Investition für das Saarland als auch für Deutschland ist, zeigt die Gästeliste: Bundeskanzler Olaf Scholz sprach neben der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD). Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die Präsidentin des Automobilverbands VDA, Hildegard Müller, kamen auf dem Podium zu Wort.
Beginnen sollen die Bauarbeiten für die Fabrik, wenn die endgültige Zusage der EU für eine Förderung vorliegt. Damit rechne man in naher Zukunft, so Wolfspeed-CEO Gregg Lowe. Neben Subventionen habe die Lage im Zentrum Europas, die Nähe zur Saar (Kühlwasser) und gut ausgebildete Arbeitskräfte zur Entscheidung beigetragen. Mit dem chinesischen Batteriehersteller Svolt hat das Saarland bereits eine wichtige Investition in Sachen Elektromobilität ansiedeln können.
Wolfspeed holt sich ZF als Partner
Das börsennotierte US-Unternehmen Wolfspeed gehört zu den führenden Unternehmen für Siliziumkarbid- und Galliumnitrid-Technologie. Im Saarland hat man sich ZF als Partner ins Boot geholt. Das deutsche Unternehmen wird den Bau der Fabrik mit einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag im Tausch gegen Wolfspeed-Aktien unterstützen. Als Teil dieser Investition erhält ZF eine Minderheitsbeteiligung an der Fabrik. Die Kontrolle und operative Leitung der Fertigung in Ensdorf liegt jedoch bei Wolfspeed.
Das gemeinsame Forschungszentrum von ZF und Wolfspeed wird sich auf die Herausforderungen im Bereich der Elektromobilität und der erneuerbaren Energien konzentrieren. Das Ziel der Zusammenarbeit ist die Entwicklung von Innovationen für Siliziumkarbid-Systeme, -Produkte und -Anwendungen – und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette vom Chip bis hin zu kompletten Systemen. Weitere Kooperationspartner werden eingeladen, sich an dem Innovationsprozess zu beteiligen, um ein umfassendes europäisches Siliziumkarbid-Netzwerk aufzubauen. ZF und Wolfspeed arbeiten schon seit 2019 in einer strategischen Partnerschaft zur Entwicklung hocheffizienter elektrischer Antriebsstränge mit Siliziumkarbid-Invertern zusammen
„Gemeinsam vereinen Wolfspeed und ZF Kompetenz in Leistungselektronik und elektrischen Systemen mit dem Know-how in den Anwendungen, was in der Branche ihresgleichen sucht. Wolfspeed bringt seine mehr als 35 Jahre Erfahrung in der Siliziumkarbid-Technologie ein, und bei ZF haben wir ein einzigartiges Verständnis für die Gesamtsysteme in allen Branchen – von Pkw und Nutzfahrzeugen bis hin zu Baumaschinen, Windenergie und industriellen Anwendungen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Fabrik und Forschungszentrum wird es uns ermöglichen, bahnbrechende Innovationen zu entwickeln, die über den weltweiten Stand der Technik hinausgehen und unseren Kunden zugutekommen“, sagt ZF-Vorstandsmitglied Stephan von Schuckmann.
SiC ermöglichen Fortschritte in E-Autos
Halbleiter auf Basis von Siliziumkarbid (SiC) bieten große Vorteile gegenüber bisherigen Chips. Sie nutzen Energie deutlich effizienter. So verbessern SiC-Halbleiter beispielsweise die Batteriesteuerung in einem Elektroauto. Energie, die im Fahrzeug bei der Systemsteuerung gespart wird, steht für mehr Reichweite zur Verfügung.