„Wenn die richtigen Standorte zur Verfügung stehen, werden wir Ladestationen mit Dutzenden von Schnellladepunkten entlang der Autobahn bauen, an denen man in nur 15 bis 20 Minuten Hunderte von Kilometern Reichweite aufladen kann. Wir wollen, dass Fahrer von Elektroautos die gleiche Erfahrung machen wie Fahrer von Verbrennern. Besser noch: Es soll ein Ladeerlebnis werden”, sagt Michiel Langezaal, CEO von Fastned, “Das bedeutet: bequeme Durchfahrstationen ohne viel Rangieren, mit einem Dach zum Schutz vor Regen, einem Shop mit einem zeitgemäßen Sortiment und sanitären Einrichtungen. Wir sind startklar, und aufgrund unserer Erfahrung und unseres 100-prozentigen Fokus auf das Schnellladen wissen wir, dass wir liefern können, was EV-Fahrer haben wollen.“
Das weithin sichtbare gelbe Dach
Das niederländische Unternehmen ist neben seinem Heimatmarkt in Großbritannien, Belgien, der Schweiz und Deutschland aktiv. Mit 19 Ladestationen in Deutschland und 137 in ganz Europa plant Fastned die weitere Expansion. Die Schnellladestationen von Fastned mit den markanten gelben Solardächern sind weithin sichtbar und signalisieren, dass eine verlässliche Schnellladeinfrastruktur bereitsteht — nicht nur den Fahrern von Elektroautos, sondern auch der breiten Öffentlichkeit. So werden Vorbehalte gegen Elektromobilität und „Reichweitenängste“ abgebaut. Eine qualitativ hochwertige Schnellladeinfrastruktur entlang der Autobahnen gilt als ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen.
Bei einer Ausschreibung für Schnellladestationen entlang der französischen Autobahnen erhielt das 2012 gegründete Unternehmen bereits Zuschläge. Auch bei der Ausschreibung in Deutschland für 1.000 Schnellladestandorte wird sich das börsennotierte Unternehmen beteiligen. Fastned hofft, dass die angekündigte Ausschreibung der Bundesregierung den Ausbau der Ladeinfrastruktur deutlich beschleunigt – nicht nur durch die Vergabe von Fördermitteln, sondern besonders durch den Zugang zu Schlüsselstandorten in einem offenen und wettbewerbsorientierten Verfahren. Dies wird es den besten Unternehmen ermöglichen, die benötigte Infrastruktur zu entwickeln, den Roll-out zu beschleunigen und das Vertrauen der deutschen Autofahrer in Elektromobilität zu stärken.
Eine große Schnellladestation zu entwickeln, an der Dutzende von Autos gleichzeitig mit hoher Geschwindigkeit geladen werden können, ist etwas völlig anderes, als ein paar Ladesäulen auf einem Supermarktparkplatz oder an der Rückseite eines Tankstellenshops aufzustellen.
Michiel Langezaal, CEO Fastned
Ladesäulen an Tankstellen sind nicht genug
Dabei steht Langezaal der Annahme skeptisch gegenüber, dass Tankstellen die notwendige Ladeinfrastruktur bereitstellen werden, wenn die Zeit gekommen ist. Die notwendige Geschwindigkeit und der Umfang des Baus einer funktionierenden Schnellladeinfrastruktur würden dabei stark unterschätzt. Der Fastned-CEO prognostiziert, dass bis 2030 rund zehn Prozent der Autos in Deutschland elektrisch angetrieben sein werden. Dies erfordere Schnellladestationen mit Dutzenden von Schnellladesäulen in der Größe einer Tankstelle. Gleichzeitig könne man die herkömmliche Tankstelle jedoch nicht direkt ersetzen, da 90 Prozent der Autos immer noch mit fossilen Brennstoffen fahren werden. Um die neue Infrastruktur aufzubauen, müssten also schnell neue Standorte her.
„Eine große Schnellladestation zu entwickeln, an der Dutzende von Autos gleichzeitig mit hoher Geschwindigkeit geladen werden können, ist etwas völlig anderes, als ein paar Ladesäulen auf einem Supermarktparkplatz oder an der Rückseite eines Tankstellenshops aufzustellen. Nur wenn wir schon jetzt an die Zukunft denken und große, skalierbare Ladehubs schaffen, werden wir die Ladekapazitäten bereitstellen können, die der deutsche E-Mobilitätsmarkt bald benötigen wird“, so Langezaal abschließend.
Wettbewerb um die besten Plätze
Damit bringt sich Fastned in Stellung gegenüber Aral und Shell sowie EnBW und Ionity. Die beiden Tankstellenbetreiber rüsten derzeit mithilfe von Energiekonzernen und Automobilherstellern massiv Ladeinfrastruktur auf. Während Ionity, der Ladeanbieter der deutschen Autohersteller vor allem auf Autobahnstandorte setzt, koopiert EnBw auch sehr engagiert mit Supermarkt-Ketten. Das macht Fastned, die 70 Mitarbeiter beschäftigen nicht anders. Das Unternehmen kooperiert mit Rewe und installiert Schnelllader auf Supermarktparkplätzen.
Natürlich wollen alle Ladeanbieter in die Nähe der Autobahnen. Doch bei den Raststätten hat Tank & Rast ein Monopol. Das erklärt, warum hier viele Ladesäulen im Abseits, ohne Dach und der dunkelsten Ecke stehen. Fastned will ein Ladeerlebnis bieten, das mindestens auf dem Niveau der Tankstellen liegt. Das bedeutet: Toiletten, Snacks und Getränke. Hierzu hat Fastned kürzlich in den Niederlanden einen Sieg vor Gericht erzielt, dass dem Ladeanbieter genau das an seinen Autobahnstationen erlaubt. Zudem setzt das Unternehmen auf Durchfahrt-Stationen, was nicht nur für Autos mit Anhängern das Laden erleichtert. Die Schnellladeanbieter in Deutschland setzen bislang an Autobahn-Raststätten vor allem auf Kopfstationen, für die man weniger Fläche benötigt. Der Verkauf von Erfrischungen erhöht nicht nur den Service für die Ladenden, es eröffnet auch eine neue Einnahmequelle. Auf absehbare Zeit bleibt das Anbieter von Gleichstrom mit hoher Ladeleistung ein Verlustgeschäft.