Im Zuge der Veröffentlichung seines
ersten Umweltberichts hat das neue BMW Group Kompetenzzentrum für
Batteriezellfertigung (Cell Manufacturing Competence Center, CMCC)
Parsdorf die europäische Umweltzertifizierung EMAS erhalten. EMAS
steht für Eco-Management and Audit Scheme (Umweltmanagement und
Betriebsprüfung) und ist das nach eigenen Angaben anspruchsvollste
Umweltmanagementsystem weltweit. Bernd Wächtershäuser, Leiter des CMCC
Parsdorf, nahm die Zertifizierung am 18. November entgegen. “Wir
freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die unterstreicht, dass wir
mit unseren Prozessen auf einem sehr hohen wirtschaftlichen und
ökologischen Niveau unterwegs sind”, sagte Wächtershäuser im
Rahmen des IHK-Besuchs. “Das gesamte Team hat hervorragende
Arbeit geleistet, um diese Zertifizierung zu erreichen.”
Im CMCC Parsdorf fertigt die BMW Group Batteriezellenmuster, wie sie
ab 2025 in den Modellen der Neuen Klasse zum Einsatz kommen. Das
Parsdorfer Kompetenzzentrum manifestiert die führende Rolle des
Unternehmens in der Batteriezelltechnologie. „Wirtschaftlicher Erfolg
und nachhaltige Betriebsabläufe sind kein Widerspruch, ganz im
Gegenteil. Das beweist jeder Betriebsstandort, der sich der
EMAS-Einführung stellt. Die IHK gratuliert dem BMW Group
Kompetenzzentrum in Parsdorf zu diesem Meilenstein“, sagte Manfred
Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, bei der
Übergabe der Urkunde.
CMCC Parsdorf: Effizienter Betrieb und Konzepte für den Zellkreislauf
Das EMAS-Zertifikat unterstreicht die hohen ökologischen Standards
des Kompetenzzentrums in Parsdorf. Für die technischen Anlagen der
Batteriezellfertigung ist ein immissionsschutzrechtliches
Genehmigungsverfahren durchgeführt worden. Dabei erfüllt der Standort
alle Anforderungen und Vorgaben. Das CMCC wird fossilfrei und zu 100%
mit erneuerbaren Energiequellen betrieben. Auf die Nutzung von Erdgas
wurde bewusst verzichtet. Stattdessen wird das Gebäude dank modernster
Grundwasser- und Luftwärmepumpen mit regenerativer Wärme versorgt. Das
Warmwasser für Prozesslüftungen wird im CMCC Parsdorf hocheffizient
über die Abwärme verschiedener Primärprozesse gewonnen. „In unserer
Pilotfertigung konzentrieren wir uns darauf, kritische Rohstoffe und
Energiebedarfe zu reduzieren, Lösungsmittel zu vermeiden und
innovative Ansätze für die Zirkularität von Batterierohstoffen zu
entwickeln“, erklärte Wächtershäuser. Die Rohstoffe zählen zu den
signifikanten Kostenfaktoren in der Zellfertigung. Der effiziente und
verantwortungsvolle Umgang mit ihnen ist daher aus ökologischer und
aus ökonomischer Perspektive notwendig. Im CMCC Parsdorf gewinnt die
BMW Group Erkenntnisse, um den Ressourceneinsatz weiter zu optimieren.
Die während des Produktionsprozesses anfallenden Reststoffe werden, wo
es technisch möglich ist, der Kreislaufwirtschaft zugeführt. Bei den
Aktivmaterialien wird ein signifikanter Anteil von Recyclat verwendet.
EMAS-Zertifizierung: Strenge Anforderungen und hohe Umweltstandards
Um die EMAS-Zertifizierung zu erhalten, müssen Unternehmen strenge
Anforderungen erfüllen und hohe Umweltstandards einhalten. Sie ist ein
weltweit anerkannter Standard, der Unternehmen dabei unterstützt, ihre
Umweltauswirkungen zu managen und kontinuierlich zu verbessern. Ein
zentraler Bestandteil des Umweltmanagementsystems nach EMAS ist die
internationale Umweltmanagementnorm ISO 14001. Darüber hinaus richtet
EMAS den Fokus auf messbare Verbesserungen, Transparenz und
Rechtssicherheit. Durch die Zertifizierung soll die Umweltleistung von
Unternehmen kontinuierlich verbessert werden; beispielsweise durch die
Steigerung der Energie- oder Materialeffizienz sowie die Verringerung
von Emissionen, Abwasser und Abfällen am Standort. Neben diesen
direkten Umweltaspekten werden auch die indirekten Aspekte, wie etwa
die Umweltverträglichkeit der Produkte, Beschaffung und Lieferketten,
das Verhalten von Auftragnehmern oder die Arbeitswege der
Beschäftigten erfasst und bewertet.
So entsteht die Zelle: die Produktionsschritte der
Musterfertigung im CMCC
Die Zellfertigung im CMCC Parsdorf beginnt mit der
Elektrodenproduktion: Hier wird das Grundmaterial, unter anderem
bestehend aus Graphit für die Anode und Nickeloxiden für die Kathode,
mit Bindern und Lösemittel in einem exakt bemessenen Verhältnis
zueinander dosiert und gemischt. Dabei entsteht das sogenannte
„Slurry“. Damit werden hauchdünne Metallfolien beschichtet und nach
der Trocknung verdichtet. Im Fachjargon spricht man vom Kalandrieren.
Dabei geht es um höchste Präzision: Die Folie ist nur wenige
Mikrometer dick, also dünner als die Fäden eines Spinnennetzes. Die
Beschichtung bewegt sich im Mikrometer-Bereich. In der Zellmontage
werden die beschichteten Folien, in der Fachsprache als kalandrierte
Elektroden bezeichnet, mit dem Separator zu sogenannten „Jelly Rolls“
gewickelt und in das Zellgehäuse eingesetzt. Die Zellen werden nun mit
Elektrolyt befüllt, dann erstmals geladen und abschließend auf ihre
Funktion und Qualität geprüft.
Parsdorfer Musterzellen: neues Zellformat und
weiterentwickelte Zellchemie
Die Batteriezelle ist für zentrale Eigenschaften von
Elektrofahrzeugen verantwortlich: Reichweite, Fahrleistung und
Ladezeit. Mit der neuen, eigens auf die E-Architektur der Modelle der
Neuen Klasse ausgerichteten BMW Rundzelle ist es möglich, die
Reichweite deutlich um bis zu 30 Prozent (nach WLTP) zu erhöhen –
modellspezifisch sogar mehr. Die neuen BMW Rundzellen haben einen
einheitlichen Durchmesser von 46 Millimetern und zwei verschiedene
Höhen von 95 Millimetern und 120 Millimetern. Im Vergleich mit der
fünften Batteriezellgeneration wird in den neuen BMW Rundzellen der
Nickelgehalt erhöht und gleichzeitig der Kobaltanteil reduziert.
Anodenseitig wird der Siliziumanteil erhöht. Im Ergebnis steigt die
volumetrische Energiedichte in der Zelle um mehr als 20 Prozent.
Energiespeicher, Antrieb und Ladetechnologie der Neuen Klasse werden
über eine auf 800 Volt erhöhte Spannung verfügen. Unter anderem wird
so das Einspeisen von Energie an Gleichstrom-Schnellladestationen optimiert.
Transparente Berichterstattung: Die Umwelterklärung ist online
Die Umwelterklärung der BMW Group Liegenschaft in Parsdorf (CMCC und
Versuchsteilelogistik) wurde von unabhängigen Gutachtern der TÜV SÜD
Umweltgutachter GmbH geprüft und kann ab sofort auf folgender
Internetseite abgerufen werden: https://www.bmwgroup.com/content/dam/grpw/websites/bmwgroup_com/responsibility/downloads/de/2023/Umwelterklaerung_2023_Parsdorf.pdf
Dieser Artikel erschien bei:
https://www.press.bmwgroup.com/deutschland/article/detail/T0446405DE?language=de