BMW beschreitet neue Wege: Nicht nur in der Aufmachung der sechsteiligen Video-Reihe, die auf den BMW iX (iNext) neugierig macht. Auch die Arbeit mit Bond-Bösewicht Christoph Waltz als Testimonial im Gespräch mit BMW-Chef Oliver Zipse überrascht. Aber die größte Überraschung: BMW macht endgültig den konsequenten Schritt in Richtung Elektromobilität. Der BMW iX, der am November 2021 in den Handel kommt, ist dafür ein eindeutiges Zeichen.
600 km mit einer Batterieladung
Das Elektroauto wird als Sports Activity Vehicle (SAV) definiert. Die Motorleistung des Allrad-SAV liegt bei mehr als 370 kW/500 PS. Ein Sprint von 0 bis 100 km/h erfolgt in unter fünf Sekunden. In Sachen Look, Größe und Räder reiht er sich zwischen BMW X5 und X7 ein. Der Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert) liegt dennoch bei schlanken 0,25 – besser als der sportliche BMW i8. Mit einer Batteriekapazität von 100 kWh (brutto) soll es der iX mehr als 600 km im WLTP-Testzyklus schaffen. Geht man von nutzbaren 90 kWh aus, müsste der Verbrauch bei 15 kWh / 100 km liegen. Unrealistisch für ein rund 2,5 Tonnen schweres Auto. Der Verbrauch wird von BMW im kombinierten Verkehr mit 21 kWh angegeben. Die Zulassungstests laufen allerdings noch.
Beim Schnellladen liegt der iX mit bis zu 200 kW Leistung zwischen einem Audi e-tron und dem Porsche Taycan (270 kW). Es ist eine beeindruckende Ladeleistung für ein 400 Volt-Batteriesystem. In 40 Minuten ist der Energiespeicher von 10 auf 80 Prozent geladen sein. Der CCS-Anschluss befindet sich hinten rechts. Man muss an Schnellladern also rückwärts einparken – an manchen Autobahnraststätten bei viel Betrieb keine leichte Aufgabe.





Große selbstheilende Niere
Auffallend sind die versenkten Türgriffe und natürlich die markante Niere an der Front. Sie hat natürlich nicht mehr die Aufgabe eines klassischen Kühlergrills. Jetzt verbergen sich Sensoren für die Fahrassistenten hinter dem Kunststoff. Der verfügt übrigens über einen Selbstheilungseffekt, der beispielsweise leichte Kratzer bei Raumtemperatur innerhalb von 24 Stunden beseitigt. Kamera, Radar und Lidar werden den Fahrer unterstützen, doch das Level 3 des autonomen Fahrens bleibt beim BMW noch Zukunftsmusik. Laut Franciscus van Meel, Leiter Produktlinie Luxusklasse BMW, wäre die Sensorik im iX dazu jedoch in der Lage.
Ansonsten ist der Wagen High-Tech, auch wenn man das im Innenraum nicht auf Anhieb erkennt. “Shy Technologie” nennt BMW das. Die Technik ist da, sie springt aber nicht direkt ins Auge. Der BMW iX ist das erste Premiumfahrzeug der Bayern mit 5G-Mobilfunkmodul. Der schnelle Datenfunk ist die Basis, um Daten und Sensorik-Informationen in die BMW-Cloud zu übertragen und auszuwerten. Die Vorteile werden Fahrer in den Bereichen Entertainment, Infotainment, automatisiertes Fahren und Verkehrssicherheit spüren.



Das I und X der Elektromobilität
Aus dem iNext wird also BMW iX. Mit der Bennung seiner E-Autos dürfte der bayrischer Hersteller für Verwirrung sorgen. Los ging es mit dem i3, es folgte der iX3 und nun kommt der iX. Dabei steht das i für Innovation und die Zukunft der Mobilität. Das X steht für großen Modelle bei BMW. Daran orientiert sich der iX auch preislich. Er wird so viel kosten wie ein Benziner mit vergleichbarer Motorleistung. Es dürfte bei rund 95.000 Euro losgehen.
Gebaut wird der BMX iX im bayrischen Dingolfing. In dem Werk fertigt BMW künftig auf acht Produktionslinien Batteriemodule, Hochvoltbatterien und E-Motoren. In den kommenden Jahren werden weitere vier Linien aufgebaut. Von ursprünglich 8.000 Quadratmetern im Jahr 2015 wird sich die Produktionsfläche der E-Antriebs-Produktion auf 80.000 Quadratmeter verzehnfachen. Das Ziel lautet, 2022 in Dingolfing E-Antriebe für mehr als eine halbe Million Fahrzeuge pro Jahr zu fertigen.





Von i3 zu iX – der Funke sprang nicht sofort über
In Deutschland gilt BMW als Vorreiter der Elektromobilität. Der BMW i3 kam bereits 2013 auf den Markt. Seitdem hat sich die Speicherkapazität der Batterie bei identischem Bauraum verdoppelt. Auch die Erfahrung in der Formel E hat dazu beigetragen, dass die fünfte Generation des elektrischen Antriebs kleiner und effizienter wurde. Mit dem 2019 eröffneten Kompetenzzentrum Batteriezelle ist BMW in die Forschung eingestiegen. 2022 werden die gewonnene Erkenntnisse im neuen Pilotwerk in Parsdorf bei München zur Fertigung von Lithium-Ionen-Zellen in die Praxis umgesetzt.
Vom BMW i3 bis zum BMW iX3, der in China gefertigt wird, hat es sieben Jahre gedauert. Nun markiert aber die Ankündigung des BMW iX den konsequenten Schritt der Marke in Richtung Elektromobilität. Heute entfallen etwa 13,3 Prozent aller europaweiten Neuzulassungen der Marken BMW und Mini auf rein elektrische beziehungsweise Plug-in-Hybrid-Antrieb. Im kommenden Jahr sollen 25 Prozent der in Europa verkauften Fahrzeuge der BMW Group einen elektrischen Antrieb haben, 2025 ein Drittel und 2030 die Hälfte.
BMW rückt davon ab, bisherige Modelle mit sämtlichen Antrieben auszurüsten. “Wir richten unsere Fahrzeugarchitektur ab Mitte des Jahrzehnts neu aus“, sagt Zipse bei der Vorlage der Quartalszahlen, “Unsere neue Cluster-Architektur ist auf elektrische Antriebe ausgerichtet.” Erstmals zum Einsatz kommen solle sie allerdings erst ab 2025 im neuen Werk in Ungarn.
Elektrisches Motorrad und Urbanaut

Im Rahmen der #Next/Gen 2020 stellt BMW nicht nur den SAV iX vor, sondern auch ein elektrisches Motorrad bzw. Roller als auch eine rollende Lounge für die Stadt mit dem Namen MINI Vision Urbanaut.
Das Morotrad CE 04 Motorrad ist für die Stadt mit kurzen Strecken und viel Stopp und Go konzipiert. Die Sitzbank soll zwar bequem, muss aber nicht extra stark gepolstert sein. So entstand eine schwebende Sitzbank, über die man auch von hinten auf das Fahrzeug gleiten kann und die eine verbesserte Ergonomie für Singlefahrer unabhängig von ihrer Beinlänge und Körpergröße bietet. Mit der neuen Formensprache will BMW komplett neue Kunden für Elektromobilität auf zwei Rädern gewinnen.

Informationen zum Konzept des Mini Urbanaut Fahrzeugs folgen demnächst.
Supercarblondie durfte schon mal im BMW iX Platz nehmen.