Bekenntnis zur Elektromobilität – der BMW Concept iX3

BMW zeigt auf der in Peking beginnenden Auto China 2018 den BMW Concept iX3. Das Konzeptfahrzeug ist ein rein elektrisch angetriebenes Auto auf Basis der SUV-Reihe BMW X3. Doch die Bayern bezeichnen ihr erstes Elektroauto nach dem i3 als Sports Activity Vehicle (SAV statt SUV). Mit der 75 kWh-Batterie im Fahrzeugboden kommt der iX3 laut WLTP-Zyklus 400 Kilometer weit. Das neu entwickelte Ladegerät ist für den Anschluss an Schnellladestationen mit einer Leistung von bis zu 150 kW ausgelegt. Der Elektromotor liefert eine Höchstleistung von 200 kW oder 270 PS.

153 Prozent Wachstum bei Zulassung von E-Autos

In Peking zeigt der bayrische Autohersteller neben dem Konzeptfahrzeug auch seine Studie BMW i Vision Dynamics. China entwickelt sich zum lukrativsten Absatzmarkt für Elektroautos. „Nachdem 2017 über 500.000 Elektrofahrzeuge in China produziert worden sind, erwarten wir 2018 eine Zunahme um 50 Prozent auf über 750.000 Einheiten. Die Schwelle von einer Million Batteriefahrzeugen wird schon 2019 überschritten werden“, sagt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader beim Beratungsunternehmen PwC. Die Wachstumsrate bei Neuzulassungen in China lag in den ersten beiden Monaten des Jahres bei 153 Prozent und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Angesichts der hohen Präsenz von Elektrofahrzeugen im öffentlichen Bereich – etwa bei den städtischen Taxiflotten – und einer intensiven staatlichen Förderung sei das aber erst der Beginn einer weiteren Umstellung des Marktes, meint Kuhnert. „Der chinesische Markt hat ausreichende Produktionskapazitäten für weiteres Wachstum der E-Mobilität.“

In den USA verlief der Jahresauftakt 2018 für Hersteller von Elektroautos auf deutlich niedrigerem Niveau: Mit 14.429 neu zugelassenen E-Autos im Januar und Februar stieg die Wachstumsrate laut dem PwC-Autofacts-Trendbericht von 20,5 auf 28 Prozent. Die Zahl der im ersten Quartal neu zugelassenen Batterie-Elektrofahrzeuge stieg in den fünf wichtigsten europäischen Märkten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien lediglich um knapp 4.000 auf knapp 22.000. Auf Deutschland entfielen davon knapp 9.000 E-Autos. Die Wachstumsrate, die 2017 noch bei mehr als 47 Prozent lag, ging damit auf 22 Prozent zurück. „Das erste Quartal hat die Grenzen der aktuellen Kapazität von Elektroautos gezeigt“, so Kuhnert, „Wer auf eine Fortsetzung des Booms gehofft hatte, wird noch etwas Geduld brauchen.“

Entschlossenheit für Elektromobilität

„Der BMW Concept iX3 unterstreicht die Entschlossenheit der BMW Group, die führende Position auf dem Gebiet der Elektromobilität weiter zu festigen“, schreibt BMW in seiner Pressemitteilung. Um das zu verstehen, muss ich ein wenig ausholen: BMW brachte als erster der großen deutschen Automarken 2013 den batterieelektrischen i3 auf den Markt. Später kam der sportliche BMW i8 hinzu. Doch hier hatte man nicht den Mut, komplett auf Elektro zu setzen. Der Sportwagen ist ein Plug-in-Hybrid. Doch seit dem ist wenig bei BMW i passiert.

Das Unternehmen ist eine Tochtermarke innerhalb der BMW Group. Neben den i-Autos gehören auch DriveNow und ReachNow (Carsharing), ParkNow (Parkplatz finden) und ChargeNow (Aufladen) zur Marke. Doch Schlagzeilen machte BMW i vor allem durch personelle Abgänge. Sobald ein neues Auto-Start-up seine Pressemitteilungen verschickte, las man darin Namen von ehemaligen BMW i-Mitarbeitern. Das war bei den chinesischen Gründungen Faraday Future als auch Future Mobility Corporation (Byton) so.

Neue E-Autos, die die Lücke zwischen dem i3 und dem i8 schließen würden, wurden nicht angekündigt. Nach dem hervorragenden Start in die Elektromobilität fragte man sich als Beobachter: Wie ernst meinen es die Bayern? „Inzwischen sehr ernst“, lautet die Übersetzung des eingangs zitierten Statements. Ein BMW i4, als Gegenstück zum Tesla Model 3, ist für 2021 angekündigt. Jetzt wird der iX3 gezeigt, der auf einem Serienfahrzeug basiert. Unter dem Oberbegriff iNEXT bündelt der Autohersteller seinen Baukasten zu automatisiertem Fahren, Konnektivität und digitalen Services im Automobil.

Der BMW X3 (rechts) dient als Grundlage für das elektrische Konzeptfahrzeug iX3 (links).

Modularer Baukasten für die Zukunft

Zu den Innovationen, die im BMW Concept iX3 präsentiert werden, gehört die fünfte Generation der eDrive Technologie. Hierbei sind Elektromotor, Getriebe und Leistungselektronik in einer kompakten E-Antriebskomponente zusammengefasst. Dies ist Teil eines flexiblen, modularen Baukastens, so dass die elektrische Antriebstechnologie zukünftig in einer Vielzahl von Baureihen eingesetzt werden kann. Der Elektromotor kommt ohne seltene Erden aus. So begibt sich BMW in keine Abhängigkeiten bei der Beschaffung dieser knappen Rohstoffe.

Auch bei der Entwicklung der Hochvoltbatterie der nächsten Generation wird das Prinzip des modularen Aufbaus verfolgt. Je nach erforderlicher Leistungsstufe und verfügbarem Bauraum, wird die Batterie angepasst. Die Bayrischen Motorenwerke steigen, wie die übrigen deutschen Autohersteller, nicht in die Zellproduktion ein, doch baut das Unternehmen in München ein „Kompetenzzentrum Batteriezelle“ auf. Hier werden in den nächsten vier Jahren 200 Millionen Euro investiert. Rund 200 Mitarbeiter werden ab Anfang 2019 im Kompetenzzentrum arbeiten. Hier sollen die „gesammelten Erfahrungen und das fundierte Know how in den Bereichen Zelltechnologie und Zelldesign konsequent genutzt werden, um Leistung, Energieinhalt, Ladefähigkeit und Lebensdauer der Batterie weiter zu steigern. Zudem ermöglicht die Produktion von Batteriezell-Prototypen, die Wertschöpfungsprozesse der Zelle vollständig zu analysieren und zu verstehen und potentielle Lieferanten bei der Zellproduktion entsprechend eigener Vorgaben zu befähigen.“

Serienversion des BMW iX3 wird in China gebaut

Schon heute laufen an weltweit zehn Produktionsstandorten elektrifizierte Fahrzeuge mit dem blau-weißen Logo vom Band. Die eDrive Komponenten für diese Fahrzeuge kommen aus den Produktionsstandorten im bayerischen Dingolfing, im chinesischen Shenyang sowie dem amerikanischen Spartanburg. Dabei übernimmt das Werk in Dingolfing als Kompetenzzentrum für E-Antriebssysteme innerhalb des Netzwerks die führende Rolle. Die spätere Serienversion des BMW Concept iX3 wird durch das Joint Venture BMW Brilliance Automotive im Shenyang produziert.

Im Vorfeld der Auto China 2018 hat die chinesische Regierung angekündigt, die Hürden für ausländische Unternehmen zu senken. Demnach will sie Hersteller von Elektroautos bereits in diesem Jahr von der Pflicht befreien, Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Anbietern zu gründen. Allerdings sei derzeit noch nicht absehbar, ob europäische Autokonzerne die Einladung annehmen. „Wer ohne Joint-Venture-Partner in China investieren will, sollte sich vorher fragen, ob und inwieweit er sich zutraut, sich ohne strategischen Partner in dem dortigen Rechts- und Gesellschaftssystem zurechtzufinden“, sagt Christoph Stürmer, Global Lead Analyst von PwC Autofacts. Deutlich unberechenbarer als die Produktion sei im Übrigen die Zulassung von Fahrzeugen für den chinesischen Markt. „Wegen hoher Hürden und schneller Regeländerungen könnte hier mancher sein blaues Wunder erleben“, warnt der Experte. Damit ist noch offen, wie deutsche Hersteller von der Marktöffnung in China profitieren werden.

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Dirk Kunde

Elektroautos, Brennstoffzellen, stationäre Speicherbatterien, V2G, Ladeinfrastruktur, autonomes Fahren – die spannendsten Entwicklungen passieren im Bereich Mobilität. Darum geht es in meinen Artikeln und Videos. Als Journalist bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen für Mobilität von Morgen.

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