Um die CO2-Vorgaben der EU einzuhalten, erweitert Volkswagen seinen kalkulatorischen Pool um kleinerer Hersteller, vornehmlich aus China. Neben MG (gehört zu SAIC) sind nun auch Aiways, die London EV Company (LEVC, gehören zu Geely), SAIC Motor Europe sowie Next E.Go Mobile SE in der “Rechengemeinschaft”, berichtet Autoanalyst Matthias Schmidt. Für diese kleineren Automarken ist das Pooling eine willkommene Einnahmequelle, denn Volkswagen bezahlt dafür.
Next E.Go Mobile ist das Nachfolgeunternehmen des in die Insolvenz geratenen Aachener Unternehmens e.Go, die den elektrischen Kleinstwagen Life bauen. Verbindungen zu Volkswagen bestehen, da das Unternehmen von Prof. Günther Schuh den Batteriebaukasten MEB aus Wolfsburg bei kommenden Modellen einsetzen wollte.
Der chinesische Hersteller Aiways vertreibt über die Elektronikhandelskette Euronics ab 36.000 Euro einen elektrischen SUV (U5) in Deutschland. Deutlich sportlicher und futuristischer wirkt der Nachfolger U6. Der Familien-SUV kommt in Coupé-Form als nächstes Modell nach Europa.
Die britische Automarke MG verbindet man mit Sportwagen. Doch die neuen Eigentümer aus China setzen auf den SUV-Trend. Nach einem Plug-in-Hybriden bringt der Mutterkonzern SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) mit dem MG ZS EV ein Elektroauto auf den europäischen Markt.
Die London EV Company vertreibt elektrische Lieferfahrzeuge sowie das berühmte London Taxi. Als Hybrid-Version ist das Taxi in Deutschland unter anderem in der Flotte von Clever Shuttle unterwegs.
Noch sehr geringe Absatzzahlen
Jeder der genannten neuen Partner dürfte maximal vierstellige Absatzzahlen in Europa realisieren. Es ist unklar, wie sehr die Zero-Emission-Partner Volkswagen beim Erreichen der Abgaswerte helfen. Ganz nach dem Motto: Kleinvieh macht auch Mist. Die chinesischen Partner, die vor allem in Großbritannien stark sind, dürften vor allem auf der Insel helfen. Nach dem Brexit wird das Land die EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß voraussichtlich “spiegeln”. Also auch hier gilt es weiterhin, die Abgaswerte zu senken.
Beim Erreichen der CO2-Flottenvorgaben der EU-Komission sind Zweckgemeinschaften, so genannte Pools, ausdrücklich erlaubt. FiatChrysler (FCA) und Tesla machten den Anfang. Honda ist inzwischen ein Teil dieser italienisch-amerikanischen Gemeinschaft. Toyota und Madzda bilden einen Pool. Ansonsten bleiben die Allianzen weitestgehend unter sich (PSA mit Citroen, Peugeot und Opel / Renault mit Nissan, Mitsubishi, Alpine, Dacia und JSC Avtovaz).
Bei der Kalkulation der Emissionen werden die CO2-Werte aller verkauften Pkw addiert und durch die Anzahl der Fahrzeuge dividiert. Das ergibt den Flottendurchschnitt eines Herstellers bzw. eines Pools. Bei der Berechnung helfen natürlich Fahrzeuge, die Null Gramm CO2 im Fahrbetrieb ausstoßen.
Berechnung der Flottenwerte
Der Durchschnitt sollte laut EU unter 95 Gramm pro gefahrenem Kilometer liegen. Übersteigt der Flottenwert diese Vorgabe, müssen die Hersteller Strafen zahlen. Schmidt berichtet, Volkswagen haben die Vorgaben für 2020 um ein knappes Gramm verfehlt.
Für 2020 galten zudem diverse Erleichterungen:
- Fahrzeuge (Hybride / E-Autos), die weniger als 51 g/km ausstoßen, zählten in der Statistik doppelt.
- Es wurden die “dreckigsten” fünf Prozent der verkauften Autos aus der Berechnung herausgekommen.
- Es gab einen Gewichtsfaktor, der den Flottenwert auf deutlich über 95 g/km brachte.
Da die deutschen Premiumhersteller überwiegend schwere Autos verkaufen, sahen sie sich im Nachteil. Sie setzten den “Gewichtsfaktor” bei der Berechnung der Flottenwerte durch. Ein VW Touareg durfte danach 116 g statt 95 g pro Kilometer emittieren. Laut Broschüre liegt ein Touareg allerdings bei 233 g (WLTP). Um das zu kompensieren, muss man selbst oder eben über Partner viele E-Autos verkaufen.
Strengere CO2-Vorgaben kommen
Die Grenzwerte für den CO2-Ausstoß sinken in den kommenden Jahren. Der Kohlendioxid-Ausstoß von Pkw soll bis 2030 um 37,5 Prozent im Vergleich zu diesem Jahr sinken. Der Anrechnungsfaktor für Hybride und E-Autos schmilzt in diesem Jahr auf 1,67 und wird 2023 bei 1,0 liegen.
Das ist auch das Jahr, in dem erste Zulassungsverbote für Verbrenner-Autos greifen. In Dänemark, den Niederlanden, Island und Irland beispielsweise sind dann reine Benzin- und Diesel-Pkw nicht mehr erwünscht. Weitere Länder folgen später diesem Beispiel.