THG-Quote gerät unter Druck – auch wegen altem Frittierfett

Frittierfett Fritten Pommes Frites

Die THG-Quote steht aktuell unter keinem guten Stern. Preisverfall, Pleiten und möglicher Betrug bestimmen die Schlagzeilen. Dabei sollte die Bar-Prämie der Treibhausgasminderungs-Quote (THG) an E-Autofahrer einen Anreiz für Mineralölkonzerne schaffen, auf abgasärmere sowie abgasfreie Kraftstoffe umzuschwenken.

Erste Insolvenz bei den Vermittlern

Doch nun meldet mit der eQuota GmbH einer der ersten Vermittler Insolvenz an. Die Berliner waren unter der Marke eMobia im Privatkundenmarkt und als eQuota im B2B-Geschäft tätig. Der Preisverfall bei der THG-Quote hat das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten gebracht, wobei das laufende Geschäft zunächst weiter geführt wird.

Natürlich ist der Markt übersättigt. Als es im vergangenen Jahr für private Besitzer von E-Autos mit der THG-Quote startete, buhlten über 100 Vermittler um die Fahrzeugscheine. Allein in meiner Vergleichsübersicht finden sich knapp 40 Anbieter, die alle das gleich machen. Sie überboten sich mit Sofortauszahlungen und Amazon-Gutscheinen. Um die Gunst der E-Autofahrer zu gewinnen, stieg die Ausschüttungsquote von 80, auf 90, 95 und teilweise sogar 100 Prozent. Doch wenn ein Vermittler seine Provision auf Null setzt, wovon will er dann leben? Zusätzlich sank mit dem Absinken des Quoten-Preises auch die Provision. Im ersten Jahr wurden noch bis zu 400 Euro für ein E-Auto bezahlt. Aktuell reichen die Prämien in meiner Übersicht von 110 bis 301 Euro. Außerdem haben inzwischen einige Mineralölkonzerne eigene Tochterunternehmen mit dem Aufkauf privater Quoten beauftragt. Sie benötigen keinen Vermittler mehr.

Betrug mit altem Frittierfett aus China

Die Einfuhr von Bio-Kraftstoffen aus China, die als fortschrittlich deklariert werden, obwohl sie tatsächlich nicht den von der EU vorgegebenen Standards entsprechen, führt jedoch derzeit zu einem massiven Einbruch der THG-Quotenkurse„, schreibt der in Gründung befindliche Bundesverband THG Quote in einer Stellungnahme.

Das internationale Regelwerk zur THG-Quote ist für Laien schwer verständlich. Aber in einfachen Worten: Mineralölkonzerne können altes Frittierfett (Brown Grease) für die Produktion von Agrarkraftstoffen verwenden und den geringenen CO2-Ausstoß auf ihre zu erreichende THG-Quote anrechnen. Insider berichten, dass nun massenweise Altspeiseöl aus Asien, vornehmlich China, den Weg nach Europa gefunden hat. Dabei soll es sich in Wahrheit um günstiges und frisches Palmöl handeln, dessen Anrechnung deutlich niedriger ausfällt. Im Idealfall beträgt der Unterschied aufgrund der Doppelanrechnung von Brown Grease als „fortschrittlicher Kraftstoff“ sagenhafte 2.000 Prozent.

Was bezweckt die THG-Quote?

Was will man mit dem Wortungetüm eigentlich erreichen? Die Treibhausgasminderungs-Quote beschreibt den Anteil CO2-verursachender Kraftstoffe, die ein Mineralölkonzern weniger verkaufen darf. Jedes Jahr steigt der Prozentwert der Quote und liegt im Jahr 2030 bei 25 Prozent. In diesem Jahr müssen die Mineralölkonzerne acht Prozent einsparen. Das können sie mit der Verkauf von Biodiesel, E5 und E10 Benzin sowie dem Verkauf von Ladestrom erreichen. Was sie nicht selber schaffen, kaufen sie bei Vermittlern ein.

Wie entsteht der Quoten-Preis?

Dabei ist es für Externe höchst undurchsichtig wie der Preis für die Quote entsteht. Es ist nicht wie an einer Börse mit vielen Teilnehmern. Bei der THG-Quote fragen Broker die erzielten Preise bei Marktteilnehmern ab und veröffentlichen einen Mittelwert. Große Broker sind Argus, Olyx und SCB. Die drei decken schätzungsweise 80 Prozent des THG-Marktes ab. Somit orientieren sich fast alle Beteiligten an deren Daten.

In diesem Jahr ist die Prämie für die THG-Quote auch aufgrund des Ukraine-Krieges gesunken. Während der Energie-Krise wurde unserer Strom mit einem höheren Anteil fossiler Energieträger erzeugt. Kurz: Unserer Strom wurde „dreckiger“. Ein E-Auto, das zuhause oder auch an öffentlichen Ladesäulen lädt, bezieht genau diesen Strommix. Der E-Auto-Vorteil hat sich im Vergleich zum Verbrennungsfahrzeug im Jahr 2022 etwas verschlechtert – zumindest in der Konstruktion der THG-Quote. Das ist ein weiterer Grund für die gesunkenen Prämien.


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Dirk Kunde

Elektroautos, Brennstoffzellen, stationäre Speicherbatterien, V2G, Ladeinfrastruktur, autonomes Fahren – die spannendsten Entwicklungen passieren im Bereich Mobilität. Darum geht es in meinen Artikeln und Videos. Als Journalist bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen für Mobilität von Morgen.

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