Das Projekt Lightyear 0 ist gescheitert. Das niederländische Start-up hat heute Morgen bei Gericht einen Antrag auf Eröffnung eines Zahlungsaufschubverfahrens beantragt. Das dürfte einem Insolvenzantrag gleich kommen. Das Verfahren bezieht sich auf Atlas Technologies B.V. gestellt, die für die Produktion von Lightyear 0 verantwortliche Betriebsgesellschaft. Sie ist eine Tochtergesellschaft der Holding Atlas Technologies Holding B.V., die nicht vom Verfahren betroffen ist. „Leider mussten wir diese Entscheidung treffen. Der gesamte Prozess der Entwicklung von Lightyear 0 hat unserem Unternehmen in den letzten Jahren viele wertvolle Erkenntnisse gebracht. Wir richten jetzt unsere ganze Energie auf den Bau von Lightyear 2, um es den Kunden planmäßig zur Verfügung zu stellen“, sagt CEO und Gründer Lex Hoefsloot.
Produktion bei Valmet gestoppt
Auch das deutsche Pendant Sono Motors ist mit seinem Solar-E-Auto Sion in finanzieller Bedrängnis. Die Kampagne #saveSion soll die Rettung für den Hochlauf der Serienfertigung sichern. Lightyear wollte, wie auch Sono Motors, sein Solar-E-Auto bei Valmet in Finnland fertigen lassen. Von der Limousine zum Preis von 250.000 Euro sollten 946 Stück gebaut werden. Vermutlich fanden sich für den Preis nicht ausreichend Käufer. Angeblich lief die Produktion im November 2022 an. Dabei sollte ein Auto pro Woche vom Band laufen. Fragen zur den bislang produzierten und ausgelieferten Lightyear 0 ließ das Unternehmen bislang unbeantwortet. Auch zur Nachfrage per Mail, ob die leer ausgehenden Besteller ihre Anzahlung zurück erhalten, gab es für Drehmoment keine Antwort. Niederländische Medien spekulieren, ob VDL Nedcar das Projekt übernehmen könnte. Angeblich laufen Produktionsaufträge von BMW für den Mini und den X1 in absehbarer Zeit aus.
Die Niederländer hatten im Juni 2019 ihre Vision eines Solar-E-Autos mit fünf Quadratmetern Solarzellen auf der Karosserie vorgestellt. Im Windtunneltest kam der Lightyear 0 auf einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,175 (cW). Damit war es das aerodynamischste Serienfahrzeug der Welt. Insgesamt sammelte Lightyear 200 Millionen Euro von unterschiedlichen Geldgebern für die Fahrzeugentwicklung ein.
Neustart mit Lightyear 2
Doch die Macher haben ihr Projekt 0 schnell abgehakt. Sie gehen direkt über zur Weiterentwicklung des Lightyear 2. Mit dem gewonnenen Know how wie den Solarzellen sowie Radnabenmotoren wollen sie ein günstigeres Solar-E-Auto für unter 40.000 Euro anbieten. Die Reichweite soll in den Sommermonaten bei bis zu 800 km liegen.
„Kürzlich haben wir eine Warteliste für Lightyear 2 eingeführt, die bereits mehr als 40.000 Privatkunden und etwa 20.000 Vorbestellungen von Flottenbesitzern enthält. Wir hoffen, in den kommenden Wochen einige Investitionszusagen finalisieren zu können, um den Lightyear 2 zu Ende entwickeln zu können und ein erschwingliches Solarelektrofahrzeug einem breiten Publikum zur Verfügung stellen“, sagt Hoefsloot. Lightyear beschäftigt aktuell 540 Mitarbeiter. Das Unternehmen aus Helmond bei Eindhoven wurde 2016 von Studenten der Technischen Universität Eindhoven gegründet. Sie hatten 2013, 2015 und 2017 die World Solar Challenge in Australien mit einem Solar-Wagen gewonnen.