Es gibt sie noch, die Weihnachtswunder: Volkswagen setzt zusammen mit Audi, Porsche und der wiederbelebten Marke Scout (Pick-up Trucks) auf den Tesla-Ladestecker. Ab 2025 werden die E-Autos der Marken einen Ladeanschluss für den Tesla-Stecker bekommen. Bis dahin wird man mit einer Adapter-Lösung arbeiten, so dass die Kunden an den 15.000 Tesla Superchargern in den USA laden können.
Die Entscheidung aus dem VW-Konzern überrascht, denn Volkswagen betreibt mit Electrify America und Electrify Canada ein eigenes Schnellladenetz (als Auflage aus den Diesel-Strafzahlungen finanziert). Dieses HPC-Ladenetz setzt auf CCS-Stecker. Doch mit etwas mehr als 3.800 Ladepunkten in Nordamerika sind sie den Tesla Superchargern hoffnungslos unterlegen.
Alle greifen zum NACS
Im Laufe des Jahres hatte die Entscheidung von GM und Ford auf den NACS-Stecker zu setzen, die Dämme brechen lassen. Etliche Automarken wie Ford, Hyundai, Kia und Mercedes-Benz folgten der Entscheidung. Dann entschieden im Sommer 2023 sieben große Autohersteller ein eigenes Ladenetz in den USA aufzubauen. Dabei setzen BMW, General Motors, Honda, Hyundai, Kia, Mercedes-Benz sowie Stellantis auf NACS- und CCS-Stecker. Damit geriet Volkswagen unter Zugzwang.
Ein Standard, der keiner ist
Der Name North American Charging Standard (NACS) war bislang eine Mogelpackung. Es war eigentlich kein echter Industriestandard, obwohl das Wort vorkam. Alle Regeln und technischen Spezifikationen lagen in der Hand von Tesla. Hier lauerte eine große Gefahr. Alle Marken schicken ihre Kunden an die Tesla-Ladestationen, wo andere Tesla-Fahrer nur darauf warten, die Fahrer anderer Marken zum Umstieg in ein Tesla-Modell zu überzeugen. Zudem erhält Tesla über die Ladeprotokolle ein perfektes Bild der Ladetechnik bei den Wettbewerbern.
Doch nun hat die SAE, die Vereinigung der Autoingenieure, den NACS unter der Bezeichnung J3400 als offiziellen Ladestandard zertifiziert. Somit blieb Volkswagen und seinen Marken keine Wahl. Sie mussten umschwenken.
Electrify America bietet beide Stecker an
„Unsere zukünftigen Kunden stehen im Mittelpunkt jeder Entscheidung, die wir bei der Entwicklung der neuen Scout-Fahrzeuge treffen“, sagte Scott Keogh, Präsident und CEO von Scout Motors. „Durch die Integration von NACS-Anschlüssen in unsere Fahrzeuge von Anfang an werden Scout-Kunden Zugang zu einem riesigen und schnell wachsenden Schnellladenetzwerk in ganz Nordamerika erhalten.“ Electrify America wird an seinen Ladestationen ab 2025 beide Anschlussmöglichkeiten anbieten, so wie Tesla in Europa seine Ladepunkte auch mit zwei Steckern (Tesla-eigen, CCS) ausstattet.
„Das sind großartige Neuigkeiten für unsere E-Auto-Kunden in der nordamerikanischen Region“, sagte Pablo Di Si, Präsident und CEO der Volkswagen Group of America. „Dadurch erhalten sie potenziell Zugang zu mehr als 15.000 zusätzlichen Ladepunkten sowie den derzeit fast 4.000 von Electrify America betriebenen Schnellladestationen.“