Da staunten die Technik-Journalisten nicht schlecht: Neben Flachbildfernsehern und Smartphones präsentierte Sony Anfang 2020 auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas ein Elektroauto. Als die Limousine Vision S 01 auf die Bühne rollte, waren viele davon überzeugt, Sony wolle lediglich seine Entertainmentsysteme im Mobilitätsumfeld vorführen. Eine Serienfertigung des E-Autos werde es nie geben.
Dass Vision S 01 keine Messe-Laune war, zeigte sich zwei Jahre später, wieder auf der Technikmesse in der Wüste von Nevada. 2022 rollte der ein elektrischer SUV auf die Sony-Bühne. Zwei E-Autos Vision S 01 & 02. Damit war klar: Sony meint es ernst. Doch eine Frage lautete weiterhin: Wer soll das Auto bauen? Zunächst kam Magna ins Spiel. Der kanadisch-österreichische Auftragsfertiger baut u.a. den elektrischen Jaguar I-Pace. Die können das also. Doch jetzt kommt es doch ganz anders. Sony hat sich einen neuen Partner im Heimatland gesucht. Es entsteht eine neue Autoallianz: Sony und Honda unterzeichnen Absichtserklärungen zur Gründung eines gemeinsamen Mobilitätsunternehmens, das noch im Laufe des Jahres entstehen wird. Erste E-Autos könnten 2025 auf den Markt kommen.
Sony sieht Mobilität als Megatrend
Ziel der Allianz sei es, die Fähigkeiten von Honda in den Bereichen Mobilitätsentwicklung, Fahrzeugkarosseriebau sowie After-Sales-Service mit der Expertise von Sony in der Entwicklung und Anwendung von Bildgebungs-, Sensor-, Telekommunikations-, Netzwerk- und Unterhaltungstechnologien zusammenzuführen. Es soll eine neue Generation von Mobilität und Services entstehen, die eng an Nutzer und Umwelt orientiert sind und sich kontinuierlich weiterentwickeln. “Mobilität wird ähnlich wie der Smartphone-Sektor in der vergangenen Dekade an Bedeutung gewinnen, aus Sicht der Technologie als auch der Business-Modelle“, sagt Kenichiro Yoshida, CEO von Sony.
Anknüpfen an frühere Erfolge
„Obwohl Sony und Honda Unternehmen sind, die viele historische und kulturelle Gemeinsamkeiten aufweisen, sind unsere technologischen Fachgebiete sehr unterschiedlich. Daher Ich glaube, dass diese Allianz, die die Stärken unserer beiden Unternehmen vereint, große Möglichkeiten für die Zukunft der Mobilität bietet“, sagt Toshihiro Mibe, CEO bei Honda nach der Unterzeichnung. Die Kids von heute tragen Geräte von Apple und Huawei, Samsung und bei sich. Alles keine japanischen Unternehmen. Mit Erfindung der Walkmans (1979) galt Sony in den 80er und 90er Jahren als DAS führende Unternehmen in Sachen Unterhaltungselektronik.
Japans hat das E-Auto verschlafen
Auch die glorreichen Tage der japanischen Autoindustrie sind Vergangenheit. Natürlich wechselt sich Toyota nach wie vor mit Volkswagen ab, wer im aktuellen Jahr den Titel als weltgrößter Autohersteller tragen darf. Doch einst prägte Toyota mit seinen Produktionsmethoden eine ganze Branche. Kanban bzw. Lean Production und Just in Time Production sind Entwicklungen aus Japan, die in den westlichen Fabriken kopiert wurden. Mit dem Prius läutete Toyota 1997 die Ära alternativer Antriebe ein. Die Hybrid-Antriebstechnik war ein Riesenerfolg für die japanische Marke. Doch auf den Zug der batterie-elektrischen Antriebe sprang Toyota nur zögerlich auf. Inzwischen sind etliche E-Auto-Modelle angekündigt.
Honda dominierte Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre mit seinen Verbrennunsmotoren die Formel 1 und gewann sechs Weltmeisterschaften. Mit Fahrern wie Ayrton Senna, Alain Prost und Nigel Mansell feierte der Hersteller seine großen Erfolge. Das Engagement bei E-Autos ist bis heute bei Honda übersichtlich. Für den Kleinwagen Honda E gab es viel Lob und etliche Awards (Red Dot, EuroCarBody 2020, German Car of the Year). Doch in den Verkaufszahlen spiegelt sich das nicht wider. In Deutschland wurde das E-Auto 1.256 im vergangenen Jahr zugelassen. Der Wagen bietet zwar etliche technische Spielereien (Kameras statt Außenspiegel, Bildschirm als Rückspiegel, Displays für Fahrer und Beifahrer), doch in der Vollausstattung kostet der Honda E knapp 39.000 Euro.