100 elektrische Busse starten heute den Mitfahrdienst Moia in Hamburg. Man wirft dem Volkswagen-Konzern ja gern vor, spät dran zu sein. Doch wenn sie loslegen, dann richtig groß: Innerhalb von 12 Monaten soll die Busflotte von 100 auf 500 Fahrzeuge wachsen. Von 400 Fahrern will Moia auf 1.000 Mitarbeiter wachsen. Die VW-Tochter will damit zu den größten und attraktivsten Arbeitgebern der Hansestadt werden.
Von Hamburg in die Welt
„Es ist die erste Millionenstadt, in der wir unser innovatives Angebot für eine umweltfreundliche, geteilte Mobilität auf die Straße bringen“, sagt CEO Ole Harms. Das Ridesharing-Angebot ist bereits seit Sommer 2018 in Hannover aktiv, dort allerdings mit klassischen Verbrennungs-Fahrzeugen. „Hier entwickeln und perfektionieren wir unser System, das wir von Hamburg aus in die Welt bringen wollen“, sagt COO Robert Henrich zum Start in der Hafencity. Moia will nichts anderes, als Europas größten voll-elektrischen Ridesharing-Dienst aufbauen.
Bis zu sechs Fahrgäste teilen sich auf ihren Strecken durch die Stadt einen Bus. Der ist extrem leise und auch komfortabel. Jeder Platz hat einen USB-Stromanschluss und eine Leselampe. Große Kopfstützen sorgen für Privatsphäre. Jedes Fahrzeug hat einen Kindersitz mit an Bord. Neben dem Fahrer ist Platz für sperriges Gepäck (Koffer, faltbarer Kinderwagen, Wasserkiste etc.)
Startpreis im ersten Monat: 5 Euro
Mehr als 20.000 Kilometer haben die Fahrer im Rahmen der Testphase seit Januar absolviert. Dabei testete Moia vor allem Software-Komponenten, das Lademanagement und betriebliche Abläufe. Gleichzeitig kartierte Moia mehrere tausend virtuelle Haltepunkte für den sicheren Ein- und Ausstieg der Fahrgäste. Bis zum 12. Mai kosten alle Fahrten in Hamburg fünf Euro. Der durchschnittlich Preis für eine Stadtfahrt liegt um die sieben Euro. Den fixen Fahrpreis sieht der Gast bei seiner Buchung in der App.
Zu Beginn werden rund 200 Quadratkilometer rund um den Michel, inklusive dem Flughafen, bedient. Moia ist dadurch auch für Pendler, Geschäftsleute und Touristen attraktiv. „In den kommenden zwölf Monaten wird das Bediengebiet schrittweise auf 300 Quadratkilometer und die Flotte auf 500 Fahrzeuge anwachsen“, sagt Henrich. „Unser mittelfristiges Ziel ist, das gesamte Stadtgebiet abzudecken, so wie wir es bereits in Hannover machen.“
Für den Flottenbetrieb nutzt Moia einen Betriebshof in der Nähe des Flughafens. Dieser verfügt über Einrichtungen zur Reinigung und Wartung von 180 Fahrzeugen sowie über Sozialräume für Fahrer und Techniker. Auf dem Betriebshof gibt es über 100 Ladepunkte, um während der Schichtwechsel sowie nachts die Batterien der Fahrzeuge nachzuladen. Das Unternehmen baut derzeit einen zweiten Betriebshof im Stadtteil Horn. Weitere Betriebshöfe sind in Vorbereitung und sollen im Laufe der nächsten 12 Monate in Betrieb genommen werden.
Moia als Teil des Nahverkehrs
Der Start von Moia wurde von Protesten der Taxifahrer begleitet. Doch Moia sieht sich als Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs. Das Unternehmen kooperiert mit der Hansestadt Hamburg und dem ÖPNV-Betreiber Hamburger Hochbahn. So soll das Angebot von Moia bis Ende des Jahres in die Switchh-App der Hochbahn integriert sein. Switchh bündelt die Dienste unterschiedlicher Mobilitätsanbieter in Hamburg und bietet Nutzern den Zugang über eine einzige Anwendung.
Eine wissenschaftliche Studie der Universität der Bundeswehr München (UniBW) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) untersucht über die kommenden zwei Jahre die Wirkungen des Ridesharing auf die städtische Mobilität.