Geschickter Schachzug von Carlos Tavares. Der CEO von Stellantis beteiligt sich am chinesischen Autohersteller Leapmotor. Gleichzeitig gründen beide Unternehmen ein Joint-Venture unter der Führung von Stellantis, um Autos der Chinesen in Europa auf den Markt zu bringen.
Europavertrieb für Kleinwagen und SUV
Die Aufsichtsbehörden haben der Gründung von Leapmotor International B.V mit Sitz in Amsterdam zugestimmt. Stellantis hält dabei 51 Prozent der Anteile. Geleitet wird das Gemeinschaftsunternehmen von Tianshu Xin, der bislang das China-Geschäft für Stellantis geleitet hat. Stellantis bringt über sein europäisches Händlernetz die Modelle T03 und C10 von Leapmotor auf den Markt. Bis Jahresende sollen 200 Verkaufsstellen die E-Autos anbieten. Ab dem vierten Quartal 2024 startet die Vermarktungs-Expansion in die Region Indien, Asien-Pazifik (ohne China, Taiwan, Hong Kong und Macau) sowie im Nahen Osten, Afrika und Südamerika.
Günstiger Einstieg unterhalb des FIAT 500
Der T03 ist ein elektrischer Kleinwagen mit einer Reichweite von 265 km (WLTP) im A-Segment. Laut Firmen-Webseite nutzt der T03 einen 70 kW E-Motor in der Front. Angaben zur Batteriegröße fehlen. Auf den Bildern ist zu erkennen, dass der Fünftürer den Ladeanschluss in der Front hat. Preise werden noch keine kommuniziert. Allerdings dürften die unter den 30.000 Euro liegen, mit denen der elektrische Fiat 500 aus dem Stallantis-Konzern startet.
Der C10 ist ein SUV-Format im D-Segment. Das Familien-Auto soll bis zu 420 km (WLTP) schaffen und 5 Sterne im Euro NCAP-Test holen. Auch hierfür gibt es keine Preisangaben.
Leapmotor auf Platz Drei
Leapmotor (Leap = Sprung) war mit dem C10 bereits auf der IAA im Herbst 2023 in München vertreten, ohne einen Deutschland-Vertrieb zu haben. Gegründet wurde das Unternehmen 2015 vom Elektronik-Ingenieur Zhu Jiangming. Er leitet bis heute das Unternehmen mit Sitz in Hangzhou als CEO. Laut CNEV Post lag Leapmotors bei den Versicherungs-Zulassungen in der KW 19 mit 4.700 Fahrzeugen auf Platz drei hinter Li Auto und Aito, noch vor Nio. Von Marktstart bis Ende 2023 hat die Mark laut gleicher Quelle rund 306.000 Fahrzeuge ausgeliefert.
Stellantis gehören 21 Prozent an Leapmotor
Leapmotor baut nicht nur reine E-Autos, sondern setzt bei einigen Modellen (C01, C11) auch auf Range-Extender (Hybride). Bei der Fahrzeugkonzeption setzten sich auf ein Single-Controller-Concept. Das nennen sie Four Leaf Clover (vierblättriges Kleeblatt), da die Domains Cockpit, Power, Driving und Body von einem Zentralcomputer gesteuert werden. Dazu nutzt Leapmotor ein System on a Chipo (SoC) mit einem Qualcomm Snapdragon 8155/8295 sowie eine Microcontroller Unit (MCU) von NXP.
Stellantis-CEO Carlos Tavares hat sich bereits im Oktober 2023 den Zugang zum chinesischen Markt über eine Beteiligung an Leapmotor gesichert. Für 1,5 Milliarden Euro erhält Stellantis rund 21 Prozent der Anteile sowie zwei Sitze im Aufsichtsrat.