Das Energiespeicher-Unternehmen Sonnen aus dem bayrischen Wildpoldsried will die Staus im Stromnetz auflösen. Dazu speichert Sonnen regionalen Grünstrom in vernetzten Haushalten und gibt einen digitalen Herkunftsnachweis per Blockchain. Damit macht das Unternehmen Strom aus erneuerbaren Energiequellen nutzbar, der sonst durch die Abregelung von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen verloren wäre.
Damit werden regionale Stromverteilnetze entlastet, in denen es immer häufiger zu Engpässen kommt. Zusätzlich erhält jede genutzte Kilowattstunde einen digitalen Fingerabdruck per Blockchain. Der überschüssige Grünstrom wird bis zum Abruf in einem Netzwerk aus Sonnenbatterien gespeichert.
Stau im Stromnetz
Durch die schwankende Energieproduktion aus Sonne und Wind gibt es häufig Zeiträume, in denen mehr Strom produziert als verbraucht wird. Sobald die Netze überschüssigen Strom nicht mehr aufnehmen oder abtransportieren können, kommt es ähnlich wie bei einem Verkehrsstau zu regionalen Engpässen im Stromnetz. Da sich Angebot und Nachfrage in einem Stromnetz immer die Waage halten müssen, werden Windräder gedrosselt oder ganz abgestellt. Die hohen Kosten für diese Eingriffe finden sich indirekt im Strompreis wieder, den jeder Bundesbürger zahlt. Außerdem wird sauberer Strom quasi weggeworfen.
Mit der Flex-Plattform von Sonnen können die für die regionalen Stromnetze zuständigen Verteilnetzbetreiber (VNB) dieses Problem intelligent vor Ort lösen. Statt überschüssigen Windstrom wegzuschmeißen, wird er gezielt und eindeutig nachweisbar auf viele Sonnen-Batterien in der jeweiligen Region verteilt und gespeichert werden. „Die Verteilnetzbetreiber müssen einen Weg finden, um die schwankende Erzeugung von erneuerbaren Energien in ihrem Gebiet auszugleichen. Wir haben bereits mit einem der größten deutschen Verteilnetzbetreiber die Zusammenarbeit gestartet und sind sehr optimistisch, dass bald weitere folgen“, sagt Jean-Baptiste Cornefert, Geschäftsführer von Sonnen eServices.
Dezentrales Netzwerk aus Heimbatterien
Basis für die Flex-Plattform ist die intelligente Software, die in jeder Sonnenbatterie steckt und sich in den letzten Jahren in zehntausenden Haushalten bewährt hat. Dadurch lässt sich die Sonnenbatterie so steuern, dass sie erst dann lädt, wenn die Energieproduktion der Photovoltaik-Anlage so hoch ist, dass sie gesetzlich abgeregelt werden müsste. Das ist klassischerweise ab dem Mittag der Fall. Auf diesem Weg kann der Haushalt Solarstrom nutzen, der ohne intelligente Speicherung verloren wäre. Tausendfach vernetzt kann Sonnen das intelligente Ladeverhalten auf seinen Batteriepool übertragen, der so auch die überschüssige Energie im größeren Stil, wie etwa von Windkraftanlagen, speichern kann.
Blockchain gibt Strom einen Fingerabdruck
Um die Speichervorgänge zwischen Windkraftanlagen und jeder einzelnen Sonnenbatterie nachzuweisen und fälschungssicher zu dokumentieren, nutzt die Flex-Plattform die Blockchain-Technologie. Sonnen hat dafür eine Kooperation mit der Energy Web Foundation (EWF) gestartet. Damit erhält jede einzelne, grüne Kilowattstunde einen digitalen Fingerabdruck. Der so deklarierte Strom verlässt die Region nicht, sondern wird gespeichert. Die technische Integration hat Sonnen mit der Energy Web Origin App erfolgreich umgesetzt. Diese App basiert auf dem EWF-Test-Network Tobalaba. Dabei handelt es sich um eine Ethereum–Blockchain-Plattform, die an die Marktbedingungen des Energiesektors angepasst ist.
Durch die so miteinander vernetzten Sonnenbatterien steht ein großer regionaler Speicherpool in ganz Deutschland für eine Vielzahl von Verteilnetzen zur Verfügung. Durch die intelligente Steuerung von Sonnens Batteriepool über die Leitwarte der Sonnen-Community, lassen sich Speichernetzwerke gezielt für einzelne Regionen in Deutschland darstellen. Damit kann bei lokalen Netzengpässen präzise vor Ort eingegriffen werden. Verteilnetzbetreiber haben so die Möglichkeit, für ihre Region das Flex-Potenzial aus dem Sonnen-Netzwerk abzufragen und zu nutzen.
Für Speicherbesitzer entstehen ebenfalls Vorteile: Bei Bedarf können sie ihre Heimspeicher mit überschüssigem Windstrom beladen, der garantiert aus der Umgebung kommt. Damit haben sie auch dann sauberen Strom im Speicher, wenn die Sonne ein paar Tage nicht scheint und sie tragen dazu bei, dass die erneuerbaren Energien in ihrer Region besser genutzt werden. Über den Sonnen-Charger lassen sich sogar Elektroautos hinzufügen, deren Ladezeitpunkt dann automatisch in die Zeit des Überschusses gelegt wird.
Smarte Ideen aus Bayern
Die Sonnen Gruppe ist mit ihren 450 Mitarbeitern weltweiter Marktführer für Stromspeicher und Betreiber der größten Stromsharing-Plattform. Als eines der schnellstwachsenden Unternehmen in Deutschland und Europa hat onnenonnen zahlreiche internationale Auszeichnungen für seine Technologie erhalten. Im Ranking des Massachusetts Institute of Technology (MIT) gehört Sonnen neben Amazon, Facebook und Tesla zu den Top „50 Smartest Companies 2016“. Zu den Investoren des Allgäuer Unternehmens zählt u. a. der US-Technologiekonzern General Electric. Mit der Sonnen-Community ersetzt Sonnen bisherige Konzepte der Energieversorgung und versorgt so bereits über 120.000 Menschen mit Strom. Vertriebschef Philipp Schröder ist in der Branche gut bekannt, denn zuvor war Deutschland-Chef bei Tesla, die mit Powerwall / Powerpack ebenfalls im Heimspeichermarkt aktiv sind.