Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) veröffentlicht seinen zweiten Elektromobilitätsmonitor in 2023. Kurz zusammengefasst:
- Es gibt in Deutschland 100.000 öffentliche Ladepunkte für E-Autos.
- Von dem Ziel einer Million Ladepunkte sollte man sich verabschieden, da High Power Charger E-Autos schneller “voll bekommen”.
- Das 15 Millionen E-Auto-Ziel ist bei der aktuellen Entwicklung der Zulassungen illusorisch.
- Die Auslastung öffentlicher Ladepunkte liegt pro Tag (24h) zwischen 3 und 25 Prozent.
Der Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland steckt nicht in der Krise. Mit 220.000 E-Auto Zulassungen im ersten Halbjahr 2023 wurde ein neuer Höchstwert erreicht. Es ist eine Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (167.000 E-Pkw).
Mehr Ladeleistung als von der EU gefordert
Zum 1. Juli 2023 standen E-Mobilisten 100.838 öffentliche Ladepunkte mit insgesamt 4,5 Gigawatt (GW) Ladeleistung zur Verfügung, berichtet der BDEW. Laut EU sind 1,3 kW Ladeleistung pro batterieelektrischem Fahrzeug und 0,8 kW pro Plug-In Hybrid vorgegeben. Für die auf Deutschlands Straßen fahrenden E-Pkw ergibt sich rechnerisch ein Bedarf von 2,23 GW. Mit 4,5 GW ist die installierte Ladeleistung heute schon doppelt so groß wie die europäischen Vorgaben fordern.
Auslastung eines Ladepunktes liegt bei maximal 20 Prozent
Eigentlich gehören die Erzählungen von langen Warteschlangen an Ladesäulen in die Welt der Märchen. Die Zahlen zeigen eine deutliche Unterauslastung, das zeigt der erstmals veröffentlichte BDEW-Ladesäulentracker. Je nach Landkreis liegt die Belegung eines Ladepunktes zwischen 3 und maximal 25 Prozent pro Tag (über 24 Stunden gerechnet). Im Durchschnitt waren die öffentlichen Ladepunkte zu 11,6 Prozent der Zeit belegt. Selbst tagsüber, also zwischen 9 und 20 Uhr, lag die durchschnittliche Belegung nie über 20 Prozent.
Mehr Ladeleistung pro Säule = weniger Säulen notwendig
„Die gute Nachricht ist: Wir haben ein Überangebot an Lademöglichkeiten“ sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Die Belegung bei den öffentlichen Ladesäulen zwischen 3 und 25 Prozent zeigt klar, dass mehr als genug Ladesäulen bereitstehen. In der Regel sind rund 80 Prozent der Ladepunkte trotz der erfreulich vielen Neuzulassungen frei verfügbar. Hier ist also noch viel Luft nach oben. Die niedrige Belegung ist auch Beweis dafür, dass das ursprüngliche Ziel von einer Million Ladepunkte technisch veraltet ist, da es den technologischen Sprung bei der Ladeleistung nicht einrechnet. Seit 2019 hat sich die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen verdreifacht und es können deutlich mehr Fahrzeuge je Ladesäule versorgt werden.”
15 Millionen E-Autos werden so bis 2030 nicht erreicht
Was stärker wachsen muss, sind die Zulassungszahlen der E-Autos. Aktuell sind von rund 48 Millionen Pkw rund 1,2 Millionen mit einem batterieelektrischen Antrieb (2,5%). Setzt sich der Hochlauf der Elektromobilität mit dem aktuellen Tempo fort, erreichen wir 2030 rund 8 Millionen E-Autos im Bestand. Das Ziel der Bundesregierung lautet jedoch 15 Millionen.
“Um das Ziel von 15 Millionen E-Pkw zu erreichen, braucht es jetzt eine 15 Millionen-E-Auto-Strategie, die gezielt auf die Fahrzeugseite ausgerichtet sein sollte. Schließlich bewerten die Nutzerinnen und Nutzer laut einer BDEW-Umfrage vor allem die hohen Fahrzeug-Preise und die langen Lieferzeiten von E-Fahrzeugen als schwierig. Neben dem starken Angebot an Lademöglichkeiten müssen daher E-Autos finanziell attraktiver werden und in einem Massenmarkt zur Verfügung stehen“, sagt Andreae.
Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland: E-Auto Zulassungen Anteil der E-Autos ist am Gesamtbestand der Pkws noch immer gering In Berlin fahren die meisten (privat zugelassenen) E-Autos Die Hansestadt Hamburg hat die höchste Ladeleistung einer Großstadt zu bieten Entwicklung der öffentlichen Ladeleistung