In einem gemeinsamen Brief an die Bundesminister Robert Habeck, Volker Wissing und Christian Lindner fordern 13 Unternehmen sowie der europäische Umweltdachverband Transport & Environment (T&E) ein Umdenken bei den Anreizen für umweltgerechte Mobilität. Zu den Unterzeichnern des Schreibens zählen unter anderen Aldi Süd, Ikea, Free Now, Lease Plan und Vaude.
In dem Schreiben fordern die Unterzeichner die Dienstwagenbesteuerung anzupassen, um im Rahmen des geplanten Klimaschutz-Sofortprogramms Anreize für die Umstellung von Fahrzeugflotten auf vollelektrische Fahrzeuge zu schaffen. Diese Maßnahmen sollen den Übergang zur Elektromobilität beschleunigen. Gleichzeitig würden diese Maßnahmen die Luftqualität verbessern, Innovationen fördern und die Energieunabhängigkeit Deutschlands stärken.
Die Unternehmen fordern die Bundesregierung auf, bestehende Anreize für Plug-in-Hybride (PHEV) und Verbrenner im Rahmen der Dienstwagenbesteuerung abzubauen, denn zwei von drei neuen Autos werden in Deutschland als Firmenwagen zugelassen. So soll dafür gesorgt werden, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt. Sie fordern die 1-Prozent-Regelung für PHEVs und Verbrennungsmotoren sowie die Abschreibungsmöglichkeiten anzupassen.
PHEV als Mogelpackung
Im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn ist mit der 1-Prozent-Regelung (geldwerter Vorteil) ein Dienstwagen in Deutschland deutlich günstiger zu bewegen. Plug-in-Hybride fallen sogar unter die 0,5 Prozent-Regelung, wenn sie mindestens 60 km elektrisch fahren können. Einen Umweltbonus streichen die Halter auch noch ein. Hier setzt die Politik falsche Anreize. So ist der Anteil von Plug-in-Hybriden bei den Dienstwagen stark gestiegen. Verständlich, geben sie doch dem Unternehmen einen “grünen” Anstrich und den Controllern Einsparungen dank staatlicher Subventionen. Dabei sind die meisten PHEV Mogelpackungen in Sachen Kraftstoffverbrauch. Beispielsweise verbraucht ein Mercedes GLC (PHEV) laut Broschüre 2,2 bis 2,6 Liter Kraftstoff. In der Realität werden über acht Liter verbrannt.
In Deutschland spielen Dienstwagen eine wichtige Rolle für die Hersteller. Für die deutschen Premiummarken bilden sie das Absatz-Rückgrat. Laut KBA lag der Anteil gewerblicher Neuzulassungen im ersten Halbjahr bei 64,3 Prozent. Normalerweise sind es noch mehr. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 lagen die Neuzulassungen 11 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Ladeinfrastruktur ausbauen
„Um die von der Bundesregierung gesetzten Klimaziele zu erreichen, müssen die Emissionen im Verkehr sehr schnell deutlich reduziert werden. Ein Großteil dieser Emissionen wird durch Firmenfahrzeuge verursacht. Deshalb sollten wir jetzt alles dafür tun, um die Elektromobilität bei den Unternehmen zu beschleunigen. Da sich auf freiwilliger Basis leider wenig tut, fordern wir schnellstmöglich konkrete Maßnahmen, d.h. steuerliche Anreize sollten nur noch für Elektrofahrzeuge gelten, zudem muss die Schnellladeinfrastruktur massiv ausgebaut und ein Recht von Mietern auf die Installation von Wallboxen in der Nähe der Wohnung festgeschrieben werden“, sagt Jan Lorch, Vaude Geschäftsleitung Vertrieb & CSR. Um die Nachfrage nach rein batterieelektrischen Pkw weiter zu fördern, sollten die im Koalitionsvertrag festgehaltenen Superabschreibungen für klimafreundliche Wirtschaftsgüter auch für diese E-Autos gelten.
„Auch wir als IKEA möchten einen Beitrag zu einer emissionsfreien Wirtschaft und Gesellschaft leisten“, sagt Dennis Balslev, CEO & CSO Ikea Deutschland, “Wir bieten seit 2019 als einer der ersten großer Einzelhändler ein flächendeckendes Netz an E-Ladesäulen an all unseren 54 Standorten in Deutschland. Um E-Mobilität für alle weiter zu fördern und zu beschleunigen, müssen wir den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur vorantreiben. Das ist Grundlage, um Firmenflotten in ganz Deutschland weiter zu elektrifizieren. Nur so kann der Umstieg auf emissionsfreie Mobilität gelingen.” Mit dem Klimaschutzprogramm will die Bundesregierung verbindliche und bedarfsgerechte Ziele für den Ausbau der Ladeinfrastruktur festlegen, die sich an den Bedürfnissen von Autofahrern sowie an den bisherigen Erfahrungen mit der Nutzung von öffentlichen Ladestationen orientieren. Um sicherzustellen, dass die Errichtung und der Betrieb von Ladestationen rentabel ist und mittel- bis langfristig keine staatlichen Subventionen erfordert, ist ein klarer und robuster rechtlicher Rahmen erforderlich.
Die deutsche Bundesregierung müsse hinter dem Beschluss stehen, ab 2035 in der EU nur noch emissionfreie Neuwagen zuzulassen. Die EU-Flottengrenzwerte für Pkw sind der Haupttreiber für den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland, so die Unternehmen. Die Bundesregierung wird ihr Klimaschutz-Sofortprogramm voraussichtlich am 13. Juli 2022 veröffentlichen.