Der Nissan Leaf in der zweiten Generation ist seit März 2018 auf dem Markt. Doch bei 34.000 Vorbestellungen in Europa, davon 3.000 aus Deutschland, müssen sich die Käufer noch einige Monate gedulden. Das sind fast Tesla-Verhältnisse bei den Japanern. Und auch hier ist die Batterie der Engpass.
Weltweit das meistverkaufte Elektroauto
Während Tesla die Schlagzeilen dominiert, hat sich der Nissan Leaf still und leise zum meistverkauften Elektroauto der Welt gemausert. 320.000 Stück wurden seit 2012 verkauft. Das liegt natürlich vor allem am Preis. Das Basismodell startet bei 31.950 Euro und geht rauf bis 39.850 Euro. Technisch hält Nissan mit Tesla durchaus mit. Man kann den Kompaktwagen mit Autopilot bekommen. Hier heißt der ProPilot. Die Kameras und Sensoren halten den Leaf in der Spur, bremsen und beschleunigen mit ausreichend Abstand zum Vorausfahrenden. Das ist sehr komfortable bei Kolonnenfahrten auf der Autobahn, aber auch beim Stop-and-Go-Verkehr.
Bitte einmal einparken
Der ProPilot Park setzt den Wagen ohne menschliche Hilfe in eine Parklücke. Einzige Voraussetzung: Die Lücke muss klar erkennbar mit weißen Linien markiert sein. Dann kann der Leaf längs und quer einparken. Der Fahrer hält nur einen Knopf gedrückt, den Rest erledigt die Technik. Hände bleiben vom Lenkrad, Füße vom Pedal. Aber auch Parklücken ohne Markierung meistert das Elektroauto. Dazu manövriert der Fahrer mit Pfeiltasten ein Quadrat auf dem Touchscreen über die gefundene Lücke. In dieses Quadrat parkt der Wagen dann ein. Das Positionieren des Quadrats dauert exakt doppelt so lange, wie ich zum manuellen Einparken benötige. Aber für mich ist das auch nicht gedacht. Wer Horror vor dem Einparken hat, wird diesen Assistenten also lieben.
Den Nissan Leaf fährt man mit nur einem Pedal
Der dritte Assistent ist das ePedal. Man fährt den Wagen nur mit diesem Pedal. Waaaas, werden Kenner fragen? Ein Elektroauto mit Rekuperation und Automatik fährt man doch sowieso nur mit dem Gaspedal. Stimmt, aber Nissan hat das perfektioniert. Nimmt man den Fuß vom aktivierten ePedal, ist die Verzögerung der Geschwindigkeit stärker als üblich. Das geht runter bis zum vollständigen Stillstand. Der Wagen bleibt auch stehen, wenn man an einer Steigung zum Halten kommt. Hat man den Dreh raus, wann man vor einer Ampel, einem Stoppschild oder einem Vorausfahrenden den Fuß vom Pedal nehmen muss, fährt man tatsächlich ohne Bremspedal – verschleißtechnich eine Eins.
Mit der 40 kWh-Batterie 285 km weit fahren
Wie stark beim Verzögern rekuperiert wird (Bewegungsenergie wird in elektrische Energie umgewandelt), bestimmt man mit der Wahl des Fahrmodus. Die neue 40 Kilowattstunden Batterie schafft im kombinierten Verkehr bis zu 285 Kilometer (mit den 16“ Räder, mit den 17“ Felgen ist es etwas weniger). Im rein städtischen Verkehr sind es sogar bis zu 415 km (WLTP). Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Deutsche pro Tag 37 km pendelt, könnte das knapp für eine Arbeitswoche ausreichen.
CHAdeMO vs. CCS
Geladen wird der Nissan Leaf über einen CHAdeMo-Anschluss mit bis zu 50 kW (Gleichstrom oder auch Schnellladen genannt) oder einen Typ 2 Stecker mit bis zu 6,6 kW (Wechselstrom). Bei der Verfügbarkeit von Schnellladesäulen sieht sich Nissan in etwa gleich auf mit dem CCS-System der europäischen Hersteller (611 CHAdeMO zu 620 CCS). Doch das Verhältnis dürfte sich zugunsten von CCS verschieben, sobald Ionity (Audi, BMW, Daimler, Ford, Porsche) mit der Installation der Schnellladestationen entlang der Autobahnen Fahrt aufnimmt.
Digitales Display und analoger Tacho
Die zweite Generation des Nissan Leaf ist 75 kg etwas schwerer geworden. Was an den 300 Kilogramm der Batterie aber an mehr Masse beim Dämmmaterial liegt. Damit ist das Wageninnere noch leiser. Außen wurde auch einiges optimiert, so dass der Nissan Leaf auf einen Luftwiderstand von 0,28 cw kommt. Die Optik haben die Japaner dem europäischen Geschmack angepasst. Der Wagen hat eine markantere und längere Motorhaube. Die Einstellmöglichkeiten von Sitz und Lenkrad sind leider beschränkt und große Menschen könnten als erster in der Reihe an einer Ampel Schwierigkeiten bekommen, das Licht zu erkennen. Auch an die Kombination von digitaler Anzeige und analogem Tacho hinter dem Lenkrad muss man sich erstmal gewöhnen. Mit dem Navi bin ich auf meiner Testfahrt im Taunus nicht warm geworden. Mich hat die Anzeige immer wieder in die Irre geführt. Dafür zeigt es die nächstgelegenen Ladesäulen an. Wobei Nissan aufgrund der höheren Aktualität die App Plugsurfing empfiehlt, um eine öffentliche Ladesäule zu finden.
Spannend fand ich im Vortrag von Nissan am Rande der Testfahrt die Prognose, wann wir in Deutschland die eine Million zugelassenen Elektroautos erreichen: 2022.
Nissan Leaf in Zahlen
Batterie | Laminierte Lithium-Ionen-Batterie 40 kWh, bestehend aus 192 Zellen |
Verbrauch | 19,4 – 20,6 kWh / 100 km |
Motor | 150 PS / 110 kW, 320 Nm Drehmoment bei 3.283 U/min. |
Reichweite (WLTP Testzyklus)
Städtisch Kombiniert |
17“ Räder 16“ Räder
270 km 285 km 389 km 415 km |
Beschleunigung | 7,9 Sek 0 – 100 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 144 km/h |
Kofferraum | 394 Liter (1.176 Liter mit umgeklappter 60:40 Rückbank) |
Gewicht | 1.580 kg (300 kg davon Batterie) |
Länge / Breite / Höhe | 4.490 / 1.788 / 1.540 mm |
Radstand | 2.700 mm |