Mit dem Sonnenaufgang präsentiert das niederländische Unternehmen Lightyear heute sein Model One. Vor 700 Gästen im Theater Hangaar in Katwijk, auf einem alten Fliegerhorst, präsentierte CEO Lex Hoefsloot seine Idee einer Limousine mit Solarzellen auf dem Dach und der Motorhaube. Unter dieser Haube steckt allerdings kein Motor. Die vier Elektromotoren sind in den Radnaben untergebracht.
725 km WLTP-Reichweite
Die fünf Quadratmeter Solarzellen sorgen für ein stets geladenes Elektroauto. In Sommermonaten liegt die Reichweite bei 600 bis 800 Kilometern. Der WLTP-Wert liegt bei 725 km. Im dunklen Winter schaffe der Wagen immer noch 400 km, so Hoefsloot. Die Solarzellen tragen an einem sonnigen Tag zu rund zehn Prozent der Reichweite bei. Bislang gibt es nur wenige Hersteller, die Elektroautos mit Solarzellen ausstatten. Ein Beispiel ist das Münchner Unternehmen Sono Motors.
Die Solarzellen sind beim Lightyear One in Reihe geschaltet, doch bestimme hier nicht die schwächste Zelle die Gesamtleistung, wie bei Dachinstallationen. Eine spezielle Bybass-Technik sorgt dafür, dass jede Zell-Gruppe die volle Leistung liefert, auch wenn beispielsweise ein Baum einen Schatten auf Teile des Daches wirft.
Gefahren wird mit einer ca. 60 kWh fassenden Batterie. Der genaue Wert steht noch nicht fest. Nimmt man diese Kapazität und die WLTP-Reichweite, ergibt sich rechnerisch ein Verbrauch von 8,3 kWh pro 100 km. Das ist ein extrem guter Wert. Der Durchschnitt aller am Markt verfügbaren Elektroautos liegt um und bei 20 kWh.
Auch zum Gesamtgewicht der Limousine mit fünf Plätzen machen die Gründer noch keine Angaben. Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h werde zwischen acht und zehn Sekunden liegen. Das Laden der Batterie ist per Wechselstrom mit 22 kW möglich. Das Elektroauto bekommt auch einen CCS-Anschluss für schnelles Laden mit Gleichstrom.
Lightyear könnte jährlich 1.500 Autos bauen
Das 2016 gegründete Start-up beschäftigt 130 Mitarbeiter. In der eigenen Fertigungshalle in Helmond könnten bis zu 1.500 Fahrzeuge pro Jahr gefertigt werden. Doch die Serienfertigung will man ab dem Jahr 2021 zusammen mit einem noch ungenannten Partner hochfahren.
Erfahrung aus Australien
Die Gründer um Lex Hoefsloot haben viel Erfahrung mit Solar Technologie. Sie alle sind Absolventen der Technischen Hochschule Eindhoven. Sie haben mit dem Solar-Fahrzeug Stella 2013, 2015 und 2017 siegreich an der World Solar Challenge in Australien teilgenommen.
Der Lightyear One kostet 141.000 Euro. Vorbestellungen sind auf der Webseite möglich. Die ersten 100 Elektroautos seien bereits zum vollen Preis reserviert. Den 100. Kaufvertrag unterschrieb ein Vertreter des niederländischen Verteidigungsministeriums. Beim Vertrieb werde man in der EU neben einem Direktvertrieb auch mit Leaseplan zusammenarbeiten.
Das Start-up ist risikokapital-finanziert (20 Mio. Euro) und erhält Geldmittel aus dem Horizon 2020-Innovations-Programm der EU.