Wohin mit grünen Wasserstoff? Überschüssige Mengen an erneuerbarer Energie lässt sich schwer speichern. Batterien sind eine Möglichkeit, die Umwandlung in gasförmigen Wasserstoff eine andere. Doch wie soll man das flüchtige Gas aufbewahren? Kavernen. Die unterirdischen Hohlräume werden schon lange als Erdgasspeicher genutzt.
1.000 Meter unter der Oberfläche
Heute hat der Oldenburger Energiedienstleister EWE ein Testprojekt für eine Wasserstoff Kaverne vorgestellt. Im brandenburgischen Rüdersdorf, östlich von Berlin, testet das Unternehmen in rund 1.000 Metern Tiefe die Einlagerung von Wasserstoff in Salzgestein. Während die Wände des natürlichen Hohlraums nichts an das Gas abgeben, müssen Rohre und Füllbeton besondere Aufgaben erfüllen. Um den Wasserstoff in Brennstoffzellen-Fahrzeugen nutzen zu können, muss das Gas zu 100 Prozent frei von Zusätzen sein.
Sauber bleiben unter der Erde
Mit dem Forschungsprojekt nehme EWE eine Vorreiterrolle in Europa ein, so EWE-Chef Stefan Dohler. Der Bau der 500 Kubikmeter großen Testkaverne dauert voraussichtlich 18 Monate. „Wir erhoffen uns in der zweiten Jahreshälfte 2022 insbesondere Erkenntnisse darüber, welchen Reinheitsgrad der Wasserstoff nach der Entnahme aus der Kaverne hat“, sagt Dohler. Bei dem Projekt kooperiert EWE mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme in Oldenburg untersucht die Qualität des Wasserstoffs während des Speicherns und nach der Entnahme aus der Kaverne.
Das Investitionsvolumen des Projektes mit dem Namen HyCAVmobil beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro – vier Millionen davon sind EWE-eigene Mittel. Die restliche Summe erhalten EWE und das DLR im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Förderung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Testlauf für größere Kavernen
Die Kaverne in Rüdersdorf hat mit 500 Kubikmetern etwa das Volumen eines Einfamilienhauses. „Ziel ist es, in Zukunft Kavernen mit Volumina von 500.000 Kubikmetern – in denen der Eiffelturm Platz fände – zur Wasserstoffspeicherung zu nutzen“, erklärte EWE-Ingenieur Paul Schneider. Anders als Energie aus Wind oder Sonnenlicht kann das Gas leichter gespeichert und wieder transportiert werden. Für einen Transport bieten sich beispielsweise Erdgas-Leitungen an „Erneuerbare Energien können zukünftig in Form von Wasserstoff großtechnisch gespeichert werden. Wasserstoff ist damit ein flexibler Energieträger und kann zum Einsatz kommen, wenn er gebraucht wird. Damit ist Wasserstoff eine unverzichtbare Komponente, um gesteckte Klimaziele zu erreichen und um die drei Sektoren Strom, Mobilität sowie Wärme zu koppeln“, so Schneider.