Die Kampagne #saveSion ist gescheitert. Es kam nicht ausreichend Geld zusammen, um die nächsten Schritte bis zur Serienproduktion des Solar-Electric Vehicles (SEV) zu finanzieren. Bis Ende Februar wollte das Münchner Unternehmen rund 104 Millionen Euro an Zahlungszusagen einsammeln. Zuletzt lag der Zähler auf der Webseite bei rund 50 Prozent der Zielsumme. Sono Motors hat deswegen heute das Aus für den Sion verkündet. Man wolle sich nun auf das B2B-Geschäft mit der Integration von Solarmodulen in Fahrzeugen anderer Anbieter konzentrieren.
„Die Umstrukturierung ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von Sono Motors“, sagte Laurin Hahn, CEO von Sono Motors, „Auch wenn wir mit dem Sion-Programm unser ursprüngliches Herzensprojekt einstellen mussten, bietet uns die Verlagerung unseres gesamten Fokus auf B2B-Solarlösungen die Möglichkeit, weiterhin innovative Produkte in der Solarindustrie zu entwickeln. Trotz der mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion waren wir gezwungen, auf die anhaltende Instabilität der Finanzmärkte zu reagieren und unser Geschäft zu verschlanken. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen.“
Rückzahlung an Vorbesteller in Raten
Für Sion-Reservierungen, die vor der #saveSion-Kampagne angezahlt wurden, hat das Unternehmen einen Rückzahlungsplan. Dieser sieht die Rückzahlung in mehreren Raten zuzüglich eines Bonus über die kommenden zwei Jahre vor. Die erste Rate soll ab Mai 2023 ausgezahlt werden. Die Beträge sämtlicher Zahlungszusagen, die seit 8. Dezember 2022 im Rahmen der #saveSion-Kampagne getätigt wurden, wird Sono Motors nicht einziehen.
Vermutlich brachten auch die weiteren Gespräche mit Investoren nicht die gewünschten Ergebnisse. Die aktuelle Lage am Technologie-Markt erschwert es derzeit jungen Unternehmen, neue Geldmittel aufzubringen. Beim niederländischen Pendant ist die Lage ähnlich. Das Startprojekt Lightyear 0 wurde eingestellt. Die Gründer versuchen nun mit neuen Geldmitteln die Konzentration auf das Folgemodell Lightyear 2. Als dritter im Bunde der SEV-Gründer bleibt nun noch das US-Unternehmen Aptera mit seinem dreirädrigen Gefährt.
COO und rund 300 Mitarbeiter müssen gehen
Rund 90 Prozent des Finanzierungsbedarfs für 2023 wurden bei Sono Motors durch das Sion-Programm verursacht. Die Einstellung des Projekts bedeutet größere Einsparmaßnahmen. Sono Motors plant die Entlassung von etwa 300 Mitarbeitenden. In diesem Zusammenhang hat Thomas Hausch beschlossen, von seiner Rolle als COO zurückzutreten. Er wird das Unternehmen jedoch noch bei der Umstrukturierung unterstützen. „Leider endet meine Aufgabe bei Sono Motors, das erste erschwingliche Solar-Elektroauto zu bauen. Ich bin persönlich überzeugt, dass wir früher oder später viele SEVs auf der Straße sehen werden, auch ohne den Sion. Das Unternehmen und die Gründer werden die Vision einer Welt ohne fossile Brennstoffe weiter verfolgen, auch mit dem neuen Fokus. Das stimmt mich positiv für die Zukunft“, sagt Thomas Hausch, COO von Sono Motors.
Sono Motors konzentriert sich auf B2B-Solarlösungen
Die Solarlösungen des Unternehmens werden bereits von 23 Geschäftspartnern in Europa, Asien und den USA eingesetzt. Darunter sind Autos anderer Hersteller, Busse, Kühlfahrzeuge und Wohnmobile. Sono Motors besitzt aktuell 52 angemeldete oder erteilte Patente, von denen 42 die unternehmenseigene Solartechnologie betreffen. Das entspricht einem deutlichen Anstieg im Vergleich zu zehn Patenten, die zum Zeitpunkt des Börsengangs des Unternehmens im November 2021 angemeldet oder erteilt waren. Das Münchner Unternehmen arbeitet derzeit als Entwicklungspartner und Zulieferer u.a. mit Mitsubishi Europe, Chereau und den beiden Volkswagen-Tochterunternehmen Scania und MAN Truck & Bus. In Zukunft will sich Sono Motors speziell auf Busse und Autos von anderen OEMs konzentrieren. Das Unternehmen wird seine Technologie weiter skalieren und mit der für das zweite Quartal 2023 geplanten Einführung der nächsten Generation des „Solar Bus Kit“ – einer massentauglichen Nachrüstlösung für einen umweltfreundlicheren ÖPNV – beginnen.