Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) schließt die erste Ausschreibung für das Deutschlandnetz ab und vergibt an zehn Unternehmen rund 900 Standorte mit dem Auftrag zur Errichtung von rund 8.000 HPC-Schnellladepunkten für Elektroautos.
Zuschläge gingen an:
Anbieter | Lose | Lade-Standorte |
Allego | 1 | 48 |
BayWa Mobility Solutions | 1 | 20 |
E.ON Drive Infrastructure | 3 | 139 |
Eviny Elektrifisering (norwegischer Energieversorger) | 3 | 142 |
Fastned Deutschland | 2 | 92 |
EWE Go Hochtief Ladepartner | 2 | 96 |
Mer Germany | 3 | 83 |
Pfalzwerke | 2 | 40 |
Total Energies Marketing Deutschland | 3 | 134 |
Via Deutschlandnetz (VINCI Concessions Deutschland, Tochter der französischen Vinci SA) | 3 | 110 |
Weiße Flecken schließen
“Das Deutschlandnetz ebnet für die Elektromobilität den Weg in den Massenmarkt. Der Wettbewerb der Bieter in der Ausschreibung des Deutschlandnetzes und die Standards, die wir fordern, haben die besten Konzepte und Lösungen hervorgebracht, um die Schnellladeinfrastruktur in Deutschland auf das nächste Level zu heben“, sagt Johannes Pallasch, Bereichsleiter der NOW GmbH und Sprecher der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur.
Mit dem Deutschlandnetz will das BMDV ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes und nutzungsfreundliches Schnellladenetz in ganz Deutschland schaffen und verbliebene „weiße Flecken“ auf der Ladelandkarte schließen. Die Ausschreibung der Regionallose deckt den ländlichen Raum ebenso ab, wie urbane und suburbane Bereiche.
Mindestens 200 kW Ladeleistung
Alle Standorte erfüllen festgelegte Standards. So müssen die Betreiber eine hohe Verfügbarkeit und Ladeleistung der Einrichtungen gewährleisten. Diese liegt bei mindestens 200 kW pro Fahrzeug, auch bei hoher Auslastung der Standorte. Das BMDV hat die künftigen Betreiber nicht allein nach dem günstigsten Angebotspreis ausgewählt. Bei der Bewertung war ebenfalls relevant
- ob die Betreiber ihre Standorte schnell errichten können, weil sie bereits über geeignete Flächen verfügen,
- wie nutzerfreundlich die einzelnen Bieter ihre Standorte aufbauen wollen,
- wie überzeugend das Design der neuen Standorte ist.
Fastned will Anzahl seiner Stationen verdreifachen
“Ich bin sehr stolz darauf, dass wir von der Bundesregierung als Partner für die Kommunen ausgewählt worden sind und freue mich sehr darauf, zum weiteren Ausbau der Schnellladeinfrastruktur in Deutschland beizutragen“, sagt Linda Boll, Landesmangerin von Fastned Deutschland. Das niederländische Unternehmen hat sich für vier strategisch wichtigste Lose beworben und den Zuschlag für zwei Lose erhalten. Die beiden gewonnenen Lose umfassen zusammen 92 Suchgebiete, für die Fastned Fördermittel für den Bau und Betrieb von Schnellladestationen erhalten wird. Fastned wird nun weiterhin Standorte für den Bau einer Schnellladestation mit bis zu 16 Schnellladepunkten identifizieren und unter Vertrag nehmen. Dazu wird Fastned mit gewerblichen und privaten Grundstückseigentümern sowie lokalen Gemeinden zusammenarbeiten und ist offen für Vorschläge für potenzielle Standorte. Durch den Gewinn der Lose kann Fastned die Anzahl seiner Stationen in Deutschland von aktuell 37 in den nächsten vier Jahren verdreifachen.
Ionity und EnBW nicht dabei
Mit den Zuschlägne ist der eine Teil des Ausschreibungsprozesses für das Deutschlandnetz abgeschlossen. In der finalen Phase befindet sich die Ausschreibung der Autobahn GmbH des Bundes für Schnellladestandorte an 200 unbewirtschafteten Autobahn-Rastanlagen.
Was auffällt: Die großen (Lade-) Marken wie Ionity und EnBW, Aral Pulse und Shell fehlen. Die Tankstellen konzentrieren sich vermutlich auf ihre eigenen Standorte. “Unsere Standorte wählen wir unter anderem entsprechend ihrer Lage oder Standortgröße sowie dem gastronomischen Angebot aus. In Anbetracht der sehr speziellen Anforderungen des Deutschlandnetzes haben wir von einer Teilnahme an der Ausschreibung abgesehen”, sagt eine Ionity-Sprecherin gegenüber Drehmoment.
EnBW als größter Ladeanbeiter in Deutschland, der kürzlich seinen 1.000 Standort eröffnet hat, will sich ebenfalls den Vorgaben der Ausschreibungen nicht beugen. „Unseren schnellen Hochlauf steuern wir mit hoch standardisierten Prozessen, festen Lieferanten und klar definierten Produktbaukästen. Die für das Deutschlandnetz spezifizierten Anforderungen würden starke Abweichungen hiervon nötig machen und einen erheblichen Mehraufwand für uns bedeuten. Denn unsere auf Skalierung ausgerichteten Prozesse können wir im Rahmen des Deutschlandnetzes nicht anwenden”, sagt ein EnBW-Sprecher gegenüber electrive.