Renault Morphoz: Der Transformer unter den Elektroautos

Morphoz von Renault

Renault wollte sein Morphoz-Konzept eigentlich beim Autosalon in Genf präsentieren, doch dem macht das Corona-Virus einen Strich durch die Rechnung. Dabei steckt das Elektroauto voller spannender Ideen. Mit dem Titel Morphoz spielt der Hersteller natürlich auf den griechischen Gott Morpheus an, der sich in jede beliebige Form verwandeln kann. Ich würde eher sagen, es ist der Transformer unter den Elektroautos.

Der Morphoz kann sein Länge um 40 cm verändern, ähnlich wie die Flügel von Verkehrsflugzeugen bei Start und Landung. Der Wagen wird länger (4,8 m), wenn eine größere Batterie für lange Strecken und mehr Platz für Gepäck benötigt wird. Das Heck fährt hinter der C-Säule aus und schafft so Platz für zwei weitere Koffer im Kofferraum. Er verkleinert sich (4,4 m), wenn man in der Stadt einen Parkplatz sucht.

Radstand wächst um 20 Zentimeter

Der vordere Teil bewegt sich ebenfalls um 20 cm nach vorn. Dabei wächst der Radstand von 2,73 auf 2,93 m. Das schafft Platz für eine weitere Batterie, die in Wechselstationen von unten ins Elektroauto gehoben wird. Statt 40 kWh hat der Morphoz dann eine Speicherkapazität von 90 kWh, die für Strecken bis zu 700 km reichen sollte. Gleichzeitig wächst der Fußraum für die Passagiere. Der Morphoz wird so quasi zur Limousine. Im Reise-Modus ist auch die Motorleistung höher. Sie beträgt dann 160 statt 100 kW. Zurück in der Stadt, wo (Park-) Raum knapp ist, kann man das E-Auto wieder verkleinern.

Mit der Elektrostudie hat Renault sowohl private Fahrzeughalter als auch Shared-Mobility-Anbieter im Blick. Um die gemeinsame Nutzung zu erleichtern, verzichtet der Hersteller bei dem Konzeptfahrzeug auf Details wie Zündschlüssel oder Zugangs- und Startkarten. Als digitaler Fahrzeugschlüssel dient stattdessen ausschließlich das Smartphone.  Das Fahrzeug nutzt eine Reihe von Sensoren, um den Fahrer bereits bei der Annäherung zu erkennen. Eine Lichtsequenz an den Türen signalisiert dem Fahrer die korrekte Identifizierung, der daraufhin nur noch winken muss, damit die Türen entriegelt werden, der Sitz in die passende Position fährt und die bevorzugte Lichtstimmung im Innenraum aktiviert wird. Ebenfalls komfortabel: Der Fahrer kann die verschiedenen Fahrzeugfunktionen per Touchscreen, Sprachbefehl oder Handgesten steuern.

Im ausgefahrenen Zustand ist der Morphoz 4,8 m lang.

Morphoz: Flexibler Innenraum

Der Beifahrersitz verfügt zusätzlich über einen raffinierten Schwenkmechanismus. Wird das „Share“-Programm aktiviert, so fährt die Kopfstütze automatisch ein, und der symmetrisch geformte Sitz kippt um 90 Grad nach hinten. Die bisherige Gesäß- und Oberschenkelauflage schwenkt ihrerseits in aufrechte Position und bildet nunmehr eine Rückenlehne, deren oberer Abschnitt zur Kopfstütze wird – wie die eigentlichen Kopfstützen mit integrierten Leseleuchten ausgestattet. Resultat dieses ausgeklügelten Manövers: Beifahrer und Fondpassagiere sitzen sich nun kommunikationsfördernd wie in einem Wohnzimmer gegenüber. Passend dazu lässt sich der robuste Monitor in der Mittelkonsole als Tisch verwenden. Das wandelbare Interieur mit drehbarem Vordersitz steht ganz in der Tradition der ersten Renault Espace Generation, mit der der französische Automobilhersteller 1984 neue Maßstäbe für automobile Innenraumvariabilität setzte. 

Miteinander reden während der Fahrt reden.

Unterwegs im Level 3

Die lang gestreckte Mittelkonsole repräsentiert das „Gehirn“ des Fahrzeugs. Eine spezielle Halterung zwischen den Vordersitzen nimmt das Smartphone des Fahrers auf, das als wichtige Datenquelle dient, Autorisierung des Besitzers vorausgesetzt. Zusätzlich verarbeitet die künstliche Intelligenz in Echtzeit Daten und Bilder der nach außen gerichteten Sensoren und Kameras. So weisen Lichtsignale an den Türinnenverkleidungen auf Fußgänger hin oder warnen, wenn sich ein Radfahrer im toten Winkel befindet. 

Der Morphoz entspricht dem Level drei des autonomen Fahrens. Der Fahrer kann einzelne Aufgaben an das Fahrzeug übertragen, muss es aber dauerhaft überwachen und bei Bedarf die Fahraufgaben wieder übernehmen. „Der Renault Morphoz kündigt die nächste Generation unserer Elektrofahrzeuge an“, ist Gilles Normand, Senior Vice President Electric Vehicles & Mobility Services, Groupe Renault überzeug. Doch wird es die Studie in dieser Form sicher nie auf die Straße schaffen. Dennoch enthält sie viele Ideen, die hoffentlich eines Tages realisiert werden.

Technische Daten Morphoz

Länge im „City“-Modus 4,4 m
Länge im „Travel“-Modus4,8 m
Breite2,0 m
Höhe1,55 m
Radstand im „City“-Modus2,73 m
Radstand im „Travel“-Modus2,93 m
MotorEin Elektromotor 
Leistung im „City“-Modus100 kW
Leistung im „Travel“-Modus160 kW
Batteriekapazität im „City“-Modus40 kWh
Batteriekapazität im „Travel“-Modus90 kWh
AntriebsartFrontantrieb
Autonome FahrstufeStufe drei (hoch automatisiertes Fahren)
LadeartInduktion
On-Board-Konnektivität 5G
Infrastruktur-KonnektivitätWi-Fi G5
Batteriewechsel an Ladestation mit dem Morphoz
Laden und Batteriewechsel an einer Station.
[crp]
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Dirk Kunde

Elektroautos, Brennstoffzellen, stationäre Speicherbatterien, V2G, Ladeinfrastruktur, autonomes Fahren – die spannendsten Entwicklungen passieren im Bereich Mobilität. Darum geht es in meinen Artikeln und Videos. Als Journalist bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen für Mobilität von Morgen.

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