Solarzellen müssen nicht allein auf Feldern oder Wiesen stehen. Eine Doppelnutzung der Flächen ist möglich. Ein schönes Beispiel sind die Anbauflächen von Landwirt Marten von Hoof im niederländischen Nordbrabant. Während unten leckere Himbeeren wachsen, erzeugen darüber Photovoltaikzellen (PV) saubere Energie.
Bauherr ist die GroenLeven, einer Tochtergesellschaft der BayWa r.e., einem Anbieter von Energielösungen aus München. „Als Antwort auf die Energie-, Nahrungsmittel- und Klimakrise müssen wir eine multifunktionale Nutzung der Flächen ermöglichen und Synergien schaffen. Der Ausbau der Solarenergie soll im Einklang mit der Landwirtschaft und der Natur erfolgen. Unser Vorzeigeprojekt beweist, dass die PV-Module die Pflanzen schützen sowie ein widerstandsfähiges Anbauumfeld ermöglichen, während sie gleichzeitig den Einsatz von Einweg-Plastikabdeckungen verringern”, sagt Stephan Schindele, Head of Product Management Agri-PV bei BayWa r.e.
Fruitvoltaic erfüllt Doppelfunktion
Die Solarzellen erfüllen beim Anbau der Früchte eine Doppelfunktion: Einerseits bieten sie Schutz vor zu viel Sonne sowie Starkregen. Anderseits sind die PV-Module lichtdurchlässig genug, um ausreichend Pflanzenwachstum zu ermöglichen. Die BayWa r.e. hat für das Projekt den Begriff “Fruitvoltaic” geschaffen. Es ist wahrlich kein Feigenblatt. Mit 24.206 Modulen auf den Feldern ist es Europas größtes „Fruitvoltaic“-Projekt. Die Anlage bringt eine Leistung von 8,7 Megawatt (Peak). Die aufgeständerten Module erzeugen genug Strom für 2.810 Haushalte. Die Fertigstellung des Gesamtprojekt ist für das erste Quartal 2024 vorgesehen.
Agri-PV-Projekte in der Erprobung
„Durch dieses erfolgreiche Projekt und andere Erfolgsgeschichten in Ländern wie Deutschland, Österreich und den Niederlanden wissen wir, dass diese Initiativen funktionieren. Die Technologie hat sich bewährt. Nun ist es Aufgabe der Politik nachzuziehen“, sagt Benedikt Ortmann, Global Director Solar Projects bei BayWa r.e. Bis heute hat BayWa r.e. im EMEA-Raum 14 „Fruitvoltaic“-Projekte realisiert. Das Erneuerbare-Energien-Unternehmen hat außerdem mit dem Bau eines “Interspace”-Agri-PV-Projekts in Spanien begonnen, bei dem die bodennahen PV-Module parallel zur bewirtschafteten Fläche installiert werden. Zudem unterstützt das Unternehmen aktiv den Ausbau von Biodiversitäts-PV und Solaranlagen auf Weideflächen, um Synergien zwischen PV, Landwirtschaft und Naturschutz zu schaffen. Auch das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (ISE) hat bereits in mehreren Projekten die Doppelnutzung auf Agrarflächen erfolgreich erprobt.