Sono Motors kann die Anzahlungen der Besteller für das Solar-Elektrische-Auto Sion nicht zurückzahlen. Eigentlich war im Februar mit dem Aus des Sion-Projekts ein Rückzahlungsplan für die mehr als 45.000 Vorbesteller entwickelt worden. Danach sollten die Kunden ab Mai 2023 ihre Einlagen in Raten erstattet bekommen. Damals war die Rede von Anzahlungen in Höhe von insgesamt 44 Millionen Euro. Bei meinem letzten Besuch des Unternehmens im Dezember 2022 hießt es von den Gründern: Es seien ausreichend Rücklagen für eine Rückzahlung vorhanden.
Doch nun heißt es in der aktuellen Pressemitteilung, man hätte für die Rückzahlung zusätzliche Finanzmittel aufbringen müssen. Zunächst hätte es einen Finanzpartner gegeben, der genau das in Aussicht stellte, so die Pressemitteilung. Doch im Umfeld der Silicon Valley Bank-Insolvenz und dem Notverkauf der Credit Suisse an die UBS stieg die Unsicherheit im Kapitalmarkt. “Weitere Gespräche mit anderen potenziellen Finanzierungspartnern verliefen ebenfalls erfolglos, sodass die Geschäftsführung sich gezwungen sah, einen Schutzschirmantrag zu stellen” schreibt das Unternehmen in der Pressemitteilung.
Potentielle Investoren vergrault
Welcher Investor Geld aufbringen sollte, um im Notfall Kundengelder zu erstatten, bleibt generell fraglich. In einem Gespräch mit einer ehemaligen Mitarbeitenden, die mit den Vorgängen der Investorensuche vertraut ist, hieß es, dass dennoch mehrere Investoren aus unterschiedlichen Ländern großes Interesse an dem Projekt gezeigt hätten. Denen sei aber in den Verhandlungen von der Unternehmensführung deutlich gemacht worden, sie entsprächen nicht den Vorstellungen. Über die Motivation eines derartigen Verhaltens der Unternehmensführung konnte unsere Quelle nur spekulieren. Eine nachvollziehbare Erklärung dafür hatte sie nicht. Wer auf Strohhalme angewiesen ist, sollte nach jedem greifen.
Antrag auf Schutzschirmverfahren
Nun hat die Sono Motors GmbH am 15. Mai 2023 beim Amtsgericht München einen Antrag auf Anordnung eines Schutzschirmverfahrens gestellt. Der Geschäftsbetrieb wird im Rahmen des Schutzschirmverfahrens fortgeführt und ein Insolvenzplan mithilfe der Sanierungsexperten von Dentons entwickelt. Ein Antrag auf Schutzschirmverfahren darf nicht bei eingetretener Zahlungsunfähigkeit, sondern nur bei drohender Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung gestellt werden.
„Die Fokussierung auf die Nachrüstung und Integration der Solartechnologie in Fahrzeuge von Drittanbietern ist der logische nächste Schritt. Die innovativen Produkte des Unternehmens in der Solartechnologie haben das Potential, für Autohersteller von großem Interesse zu sein. Die Altlasten aus dem eingestellten Sion-Programm konnten leider aufgrund der geänderten Marktbedingungen nicht mehr mit eigenen Mitteln bewältigt werden, sodass die Antragstellung auf ein Schutzschirmverfahren zwingend erforderlich wurde, um den bereits eingeschlagenen Sanierungskurs erfolgreich fortzuführen“, sagt Dirk Schoene von Dentons.
Sono Motors will B2B-Geschäft fortführen
Sono Motors hatte angekündigt, sein Geschäftsmodell umzustrukturieren und sich künftig ausschließlich auf die Nachrüstung und Integration der Solartechnologie in Fahrzeuge von Drittanbietern sowie Flottenbetreibern zu konzentrieren. Unter den gegebenen Bedingungen bietet das Schutzschirmverfahren die notwendige Flexibilität für eine nachhaltige Sanierung, Rekapitalisierung und Neuausrichtung im Interesse ihrer Gläubiger, Lieferanten, Kunden und Mitarbeitenden. Gründer und Co-Geschäftsführer Jona Christians gibt sich in der Pressemitteilung extrem optimistisch: „Umwege gehören zum Gründen dazu und wir werden uns auch künftig anstrengen, nachhaltige Lösungen mit unseren Partnern umzusetzen und damit zur Dekarbonisierung des Fahrzeugmarkts beizutragen.“
Auch börsennotierte Gesellschaft betroffen
Auch die in den USA börsennotierte Muttergesellschaft Sono Group N.V. ist betroffen. Für sie hat Sono Motors ebenfalls beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Unterstützt wird die Sono Group N.V. hierbei von SGP Schneider Geiwitz und deren Sanierungsexperten Christian Plail und Matthias Räupke.