HDMI Kabel, Mikrowelle und ein Leasing-Auto. So könnte ab heute die Einkaufsliste in einem Mediamarkt aussehen. Naja, zumindest der Warenkorb auf der Webseite der Elektronik-Handelskette. Zum Start gibt es einen Fiat 500 Hybrid ab 99 Euro monatlicher Leasingrate. Hinter dem Angebot stehen neben der Handelskette das Autohaus Gotthard König (Fahrzeug), die Santander Bank (Finanzierung) und das Berliner Mobility Startup Vehiculum, das den Online-Leasing-Prozess konzipiert hat.
Leasingvertrag in 15 Minuten
In gerade mal 15 Minuten soll der Bestellprozess für den Kleinwagen abgeschlossen sein. Vehiculum treibt mit seiner Plattform die Digitalisierung des Autohandels voran. Bereits im Februar 2019 konnte man über den Discounter Lidl eine begrenzte Stückzahl Fiat 500 ab 89 Euro pro Monat leasen. “Unser digitaler Prozess hat sich inzwischen mehrfach bewährt. Wir freuen uns, dass wir damit immer mehr Unternehmen dabei unterstützen können, ihre Produkt schnell und einfach online zu verkauften“, sagt Lukas Steinhilber, CEO von Vehiculum.
Angeboten wird der Mild-Hybrid in der Ausstattungsvariante Lounge (Kaufpreis ab 15.990 Euro) . Der Kunde kann zwischen 24, 36 und 48 Monaten Laufzeit sowie 10.000 und 15.000 km Laufleistung pro Jahr wählen. Zulassung und Überführungskosten sind enthalten. Eine Anzahlung wird nicht erhoben. “Der Fiat 500 Hybrid erhält zwar keine Kaufprämie, aber dafür haben wir die geplante Mehrwertsteuersenkung der Regierung im Preis bereits berücksichtigt”, erklärt Dirk Steeger, Geschäftsführer vom Autohaus König. Nach erfolgreichem Online-Bonitäts- und Identitäts-Check kann das Auto wahlweise an den Autohaus-Standorten Berlin, Halle oder Erfurt abgeholt werden.
Wandel im Autohandel
Nicht nur der Antrieb von Autos sondern auch ihr Vertrieb steht vor einem radikalen Umbruch. Das große Autohaus auf der grünen Wiese bekommt Konkurrenz. Das chinesische Startup Aiways vertreibt seinen elektrischen SUV U5 online über die Elektronikkette Euronics.
Der Automobilclub ADAC erleichtert mit günstigen (Test-) Leasing-Angeboten den Einstieg in die Elektromobilität. Volkswagen setzt bei der elektrischen ID-Familie auf das Agenturmodell. Es ist eine Revolution. Bislang waren die selbstständigen VW-Händler Könige im Konzernreich. Sie hatten den Kontakt zum Kunden als auch Spielraum bei der Preisgestaltung.
Beim Agenturmodell werden sie zu “Handlagern” und “Schlüssel-Übergebern”. Offiziell heißt es, Volkswagen wolle damit die Vertiebskanäle Online und Offline enger verzahnen. Doch nun wird Volkswagen Vertragspartner des Kunden. Die Konzernzentrale erhält direkten Zugriff auf den Kunden (After Sales). Auch die Gestaltung von Rabatten und Nachlässen ist dann Sache der Wolfsburger. Die Händler stimmten dem Agenturmodell bereits zu. Ihnen bleibt keine andere Wahl. Der Dieselskandal (Leasing-Rückläufer), der Wechsel zur Elektromobilität und Corona-bedingte Kaufzurückhaltung haben bereits einige VW-Händler in die Insolvenz getrieben.
Das Auto als Commodity?
Allein die URL Mediamarkt-Autos.de verrät, der Fiat 500 ist erst der Anfang. Die Media Saturn Holding kämpft mit Umsatzverlusten im Kerngeschäft. Immer weniger Kunden kommen in die 275 Märkte im Land und stöbern stundenlang bei Unterhaltungselektronik. Ein Effekt, den ich an mir selber feststelle. Früher gehörte es zu meinen Lieblingsbeschäftigungen beim Einkaufsbummel die Wartezeit (auf meine Frau) mit einem Streifzug vorbei an Fernsehern, Kameras und Computern zu überbrücken. Die Erweiterung des Produkt-Portfolios ist nur natürlich. Doch wird damit auch das Auto irgendwann zur Commodity (Alltagsartikel)? Vermutlich nicht so stark wie Unterhaltungselektronik, schon allein wegen der längeren Nutzungszyklen.