Die vierte Version eines Elektroautos von Tesla kommt im Herbst 2020 auf den Markt. Das Model Y ist ein Crossover aus der Model 3-Plattform und dem Model X-Aufbau. Crossover, SUV und Pickup-Trucks zählen in den USA zu den beliebtesten Auto-Modellen. Im Tesla-Lineup fehlt also nur noch der Pickup-Truck.
Model Y ab 39.000 Dollar
Die Performance-Variante des Model Y startet bei 67.000 Euro. Sie beschleunigt in 3,7 Sekunden von Null auf 100 km/h und hat eine Reichweite von 480 km (WLTP). Mit der Langstrecken-Batterie-Variante sind es 540 km (WLTP) für 55.000 Euro. Ab Frühjahr 2021 folgt die Standard-Variante ab 39.000 Dollar. Auf der deutschen Tesla-Webseite ist der Liefertermin mit “early 2022” angegeben. Die vierte Ausstattungsvariante des Siebensitzers ist als Long Range mit Dual Motor (AWD) ab 59.000 Euro zu haben.
Das Crossover-Elektroauto hat einen cW-Wert von 0,23, was für die SUV-Form extrem gut ist. Panorama-Glasdach und Autopilot-Funktionen gehören selbstverständlich zu den Ausstattungsmerkmalen. Es gibt eine Schlüsselkarte bzw. Smartphone-Zugang zum Auto, genau wie beim Model 3. Alle Funktionen werden über ein Touchscreen mit 39 cm (15 Inch) Diagonale gesteuert. Frunk und hinterer Kofferraum bieten durch eine getrennt umklappbare dritte Sitzreihe ein Stauvolumen von 1,9 Kubikmetern. Durch diese weitere Sitzreihe im eigentlichen Kofferraum ist das Model Y optional als Siebensitzer erhältlich. Wobei während der Präsentation nur sechs Erwachsene aus dem Crossover stiegen.
250 kW Ladeleistung am Supercharger
An der dritten Version der Tesla Supercharger kann das Model Y bis zu 1.600 km (1.000 Meilen) pro Stunde nachladen. Die Ladeanschlüsse liefern bis zu 250 Kilowatt Leistung. Mit entsprechenden Updates profitieren auch die übrigen Tesla-Modelle vom Leistungsanstieg beim Laden an einem der über 12.000 Supercharger an 1.400 Stationen in 36 Ländern.
Wo genau das Model Y gefertigt wird, verriet Elon Musk nicht. Die Fabrik in Fremont scheidet aus. Nach seinen Worten, ist die mit Robotern und 20.000 Mitarbeitern im “vier, fünf Schicht-Betrieb” komplett ausgelastet. Weitere technische Details, zu welchem Grad beispielsweise das Model Y auf dem Model 3 aufsetzt, blieb der Firmenchef schuldig. In Sachen Stückzahlen soll das Model Y seine Vorgänger allesamt überflügeln, so Musk.
Elon Musk erzählt von früher
Musk nutzte die meiste Zeit seiner 35 minütigen Präsentation für einen Rückblick. Im Tesla Design-Center, direkt neben Space X, im Stadtteil Hawthorne in Los Angeles ließ er alles vom ersten bis zum neuen Roadster, vom Model S bis zum Semi (Sattelschlepper) auffahren. Er bot für Einsteiger einen Rückblick auf die letzten zehn Jahre. Besondere Genugtuung verschafft ihm ein Blick auf vernichtende Zeitungs-Schlagzeilen über Elektroautos aus den Anfangstagen und Zitaten von heute, nach denen Ford, General Motors und VW in Sachen Elektroautos nun “All in” sind.
Gut gelaunter Firmenchef
Dabei wirkte Musk bestens aufgelegt. Er lachte viel, flirtete mit dem Publikum. Running Gag ist das Wort S3XY, das nun die vier Modelle ergeben. Wobei die 3 wie ein umgedrehtes E aussieht. Eine Notlösung, da die Markenrechte für ein Model E bei Ford liegen.
Er erzählt davon, wie man in einer Ecke des Raumfahrtunternehmens Space X mit den Entwürfen für das Model S begonnen hat. Das S steht für Sedan, also Limousine. “Fabergé Ei trifft Raumschiff“, beschreibt Musk dann das Model X. Bislang habe Tesla etwas über eine halbe Million Elektroautos produziert. Die eine Million-Marke will er in 2020 erreichen.
Solardachziegel vernachlässigt
Die Gigafactory in Nevada sei zu einem Drittel fertig und stelle bereits mehr Lithium-Ionen-Batterien her, als alle anderen Batteriehersteller zusammen genommen. Zwischen den Zeilen gibt er zu, dass 2018 der Solarzellen-Bereich im Unternehmen vernachlässigt wurde. Doch in diesem Jahr will er bei den stationären Batteriespeichern sowie den Solarzellen im Look von Dachziegeln “richtig Gas geben”.
Man fragt sich: Why?
Der Livestream zum Model Y bot Einsteigern einen launigen und interessanten Rückblick auf die Unternehmensentwicklung. Als regelmäßiger Beobachter des Unternehmens blieb allerdings ein schaler Nachgeschmack: Von 35 Minuten entfielen 5 auf das Model Y. Warum präsentiert Elon Musk den Crossover mit so viel zeitlichem Vorlauf zur Auslieferung im Herbst 2020 und präsentiert gleichzeitig so wenige technische Details?
Mit Blick auf das Model 3 bleibt unklar, warum Käufer sich für das teurere Model Y entscheiden sollten? Sie bekommen eine zweite Rückbank, also mehr Platz für die Kinder, aber genau dieser Vorteil wurde in der Präsentation nicht näher beschrieben. “Vom Model Y werden wir vermutlich mehr Exemplare verkaufen als von den Model S, X und 3 zusammen genommen“, lautet der gewagte Ausblick von Musk.
Die ersten Reaktionen vor Ort fallen ernüchternd aus: “Das wahrscheinlich uncoolste der jetzt vier Modelle. (…) Auch die Reaktion der Fans in der Halle war eher zurückhaltend,” beschreibt Autobild-Reporter Hauke Schrieber seinen Eindruck .