Beim Besuch in Teslas Fabrik im kalifornischen Fremont konnte ich nur sehr kurz den Autopilot auf dem Freeway testen. Darum wage ich mich in Deutschland noch mal mit einem Model S P90D auf die Autobahn und überlasse Kollege Computer die Steuerung. Dies ist die erste Version des Autopiloten im Frühjahr 2016. Inzwischen wurden Hard- und Software für den Autopiloten komplett ausgetauscht.
Ja, mit dem Autopiloten der ersten Generation gab es spektakuläre Unfälle, doch bei meiner Testfahrt macht sich “Kollege Computer” ganz hervorragend. Auf gut markierten Fahrbahnen funktioniert der Assistent einwandfrei. Man muss allerdings jederzeit in der Lage sein, das Lenkrad wieder zu übernehmen. Der Autopiloten schaltet sich bei Problemen einfach ab, wer dann nicht schnell genug übernimmt, begibt sich in Gefahr.
Tesla verfolgt eine aggressive Strategie beim Thema Autopilot. Das Unternehmen hat als weltweit erster Hersteller ein derartiges System freigeschaltet. Der Autopilot erfüllt ansatzweise das Level 3. Die Industrie hat den Weg hin zum vollständig autonom fahrenden Auto in fünf Level aufgeteilt. Die meisten anderen Hersteller lassen erst Level 2 zu. Teslas Strategie hat auch zum Streit und letztendlich Bruch mit dem israelischen Hardwarelieferanten Mobileye geführt. Die Tesla-Ingenieure mussten quasi über Nacht eine eigene Software für die neue Hardware, bestehend aus Kameras, Ultraschall- und Radarsensoren, schreiben. In der zweiten Generation werden die Radarinformationen stärker gewichtet als das Kamerabild. “Wir werden die Daten des Radar-Sensors sehr viel effektiver einsetzen”, sagt Elon Musk, “Neben einem Dutzend kleinerer Veränderungen wird das Radar-Bild in den Mittelpunkt rücken.” So kann eine Vollbremsung auf Grundlage der Radardaten ausgelöst werden, ohne dass die Kamera die Sichtung eines Hindernisses bestätigen muss. Die Umstellung geht unter anderem zurück auf den tödlichen Unfall von Joshua Brown Anfang Mai 2016 im US-Bundesstaat Florida. Der Fahrer eines Model S war mit aktivem Autopiloten unter den Auflieger eines Sattelschleppers geraten, der quer zur Fahrbahn stand. Der Autopilot hatte die Seitenwand als Schild über der Fahrbahn fehlgedeutet.
Gleichzeitig setzt Tesla in der nächsten Generation auf ein “lernendes System”. Die Fahrdaten der übrigen Tesla-Fahrer werden ausgewertet und verbessern die Leistung des Autopiloten für die gesamte Flotte. Fährt ein Elektroauto beispielsweise unter einem erkannten Schild auf der Autobahn hindurch, wird das in der Datenbank für die anderen Tesla-Fahrer vermerkt. Inzwischen nutzt Tesla die Flottendaten auch für Echtzeit-Verkehrsinformationen in der Navi-Darstellung (v8.1 – 2018.14).