Auf dem Circuit Ricardo Tormo bereiten sich vom 28. November bis 1. Dezember alle zwölf Formel-E-Teams mit ihren 24 Fahrern auf die siebte Saison vor. Die Rennstrecke in Spanien ist auf Motorräder ausgelegt und als reine Rennstrecke wenig aussagekräftig. In der Saison fahren die Elektro-Rennwagen auf Innenstadtkursen und somit auf ansonsten öffentlichen Straßen. Los geht es mit dem heißesten Rennen der Saison (meist über 30 Grad Celsius) in Santiago de Chile am 16. Januar 2021.
Dabei wird die kommende Formel E-Saison erstmals als offizielle FIA-Weltmeisterschaft ausgetragen. In der Serie sind zehn Autohersteller direkt beteiligt, darunter vier deutsche Marken: Audi, BMW, Porsche und Mercedes. Das Rennen in Deutschland findet nach wie vor in Berlin (19. Juni 2021) auf dem Tempelhofer Feld statt. Das Finale steigt am 24. und 25. Juli 2021 in London.
Audi mit neuem Fahrer am Start
Audi geht wieder mit Lucas di Grassi als Fahrer an den Start. Der Brasilianer ist von Saison 1 mit dabei. Mit 32 Podiumsplätzen, davon zehn Siegen, ist er der erfolgreichste Pilot in der Formel E. Das zweite Cockpit besetzt der 33-jährige Deutsche Rene Rast. Er folgt auf Daniel Abt, der in der vergangenen Saison von Audi entlassen wurde, da man ihn beim Schummeln erwischt hatte. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Rennen virtuell, als “Race at Home Challenge”, ausgetragen. Die Fahrer saßen vor ihren aufgemotzten Spielkonsolen mit Lenkrad und Fußpedalen. Beim virtuellen Rennen in Berlin ließ Abt jedoch einen E-Sport-Profi ans Lenkrad – heimlich. Hinterher hieß es, er wollte es öffentlich machen und es sei ein Scherz gewesen. Neben einer Strafzahlung reagiert Audi mit dem Rauswurf. Pikant: Das Rennteam trägt weiterhin seinen Familiennamen. Die Abt Sportsline GmbH verantwortet den Einsatz an der Rennstrecke. Die Kempener waren von 2014 bis 2017 als Privatteam in der Formel E unterwegs und haben ihren Startplatz dann an Audi abgetreten.
Audi beliefert mit seiner E-Antriebstechnik auch das britische Envison Virgin Racing-Team mit den Fahrern Robin Frijns und Nick Cassidy.
Was die Formel E von der Formel 1 unterscheidet
Volksnähe. Während man zu den Formel 1-Rennstrecken reist und gleich das komplette Wochenende dort verbringt, drehen die E-Racer ihre Runden in Innenstädten. Man kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Die Tickets sind deutlich günstiger. Es ist eher ein Familien-Event.
Budget-Grenzen. Die Veranstalter wollen ein technisches Wettrüsten vermeiden. Alle Teams nutzen das gleiche Chassis (Teams benötigen keinen eigenen Windkanal), identische Michelin-Reifen sowie eine 52 kWh-Batterie von McLaren Applied Technologies.
40 % durch Rekuperation gewinnen
Lediglich an der Antriebs-Einheit bestehend aus Elektromotor, Getriebe und Inverter (Wechsel-/Gleichrichter) dürfen die Teams “schrauben”. Bei Audi nennt sich diese Eigenentwicklung MGU05. Das steht für Motor-Generator-Unit. Die Einheit dient nicht nur als Elektromotor, sondern auch als Energie-Generator. Beim Rollen (coasting) und Bremsen wird aus Bewegungsenergie elektrische Energie. Das ist für die Rennen ganz wesentlich. Alle Teams starten mit einem voll geladen Akku. Doch beim Rennen in Mexiko müssen beispielsweise weitere 21 kWh (ca. 40 Prozent) durch Rekuperation gewonnen werden, um die Zielflagge zu sehen, so Teamchef Allan McNish. Ein Formel E-Rennen dauert 45 Minuten plus eine Runde. Es gibt keine feste Rundenzahl wie in der Formel 1.
Der französische Hersteller DS Automobiles setzt seine Kooperation mit dem Team Techeetah fort. Fahrer sind Jean-Éric Vergne und der amtierende Formel E-Meister Antonio Félix da Costa. „Der Gewinn meines ersten Formel E-Titels hat in mir das Feuer entfacht, einen weiteren gewinnen zu wollen. Wir wollen diesen ersten offiziellen Weltmeistertitel gewinnen. Niemand will uns in seinem Rückspiegel sehen!“, so da Costa.
Ende für den Jaguar I-Pace
Die Rahmenserie Jaguar I-Pace Trophy wird es nicht mehr geben. Sie fand nur zwei Mal statt. Den Markenpokal hat der britische Hersteller aus Kostengründen eingestellt. Die Veranstalter arbeiten jedoch an eine Nachfolgerserie mit unterschiedlichen Herstellern von E-Autos, um den Renntag für die Fans noch interessanter zu gestalten.