Elon Musk bewirbt – wie gewohnt – bei Twitter ein Tesla Model 3 zum magischen Preis von unter 35.000 Dollar. Die Summe entspricht der ursprünglichen Preisankündigung von vor drei Jahren und gilt als Messlatte für den US-Autobauer. Da gibt es nur ein Problem: Beim Verkaufspreis von 34.850 Dollar kann Elon seine Produktionskosten nicht decken.
Darum steckt hinter dem Angebot wilde Zahlenakrobatik. Elon schreibt in seinem um 23:05 Uhr Ortszeit verschickten Tweet: “Nach 8.000 Dollar Steuerkredit und Benzineinsparung.” Der Kunde muss somit 42.900 Dollar für ein “Mid Range”-Model 3 auf den Tisch legen. Hinzu kommen 1.200 Dollar Überführungs- und Verwaltungsgebühren. Macht also zusammen 44.100 Dollar.
Benzineinsparung über sechs Jahre
Elon Musk zieht vom Kaufpreis die staatliche Steuergutschrift in Höhe von 3.750 Dollar ab. Die lag bis Ende 2018 bei 7.500 Dollar. Sie halbiert sich Ende Juni 2019 auf 1.875 Dollar und läuft dann ein halbes Jahr später ganz aus. Ähnlich ist es in Deutschland mit dem Umweltbonus, der Ende Juni 2019 ausläuft.
Außerdem geht Musk davon aus, dass der Käufer zuvor einen Verbrenner gefahren ist und nun bei den Benzinkosten spart. Dafür setzt er 4.300 Dollar über eine Laufzeit von sechs Jahren an. Im Kleingedruckten wird erläutert, dass ein 3er BMW (Baujahr 2017) mit einem Verbrauch von einer Gallone pro 28 Meilen (ca. 45 km) sowie ein Benzinpreis von 2,85 Dollar pro Gallone zu Grunde gelegt wird.
Günstigen Strompreis angesetzt
Da man mit dem Model 3 nicht mehr kostenlos am Supercharger Netzwerk laden kann, rechnet Tesla die Ladekosten dagegen. Allerdings setzen sie hier nur 0,13 Dollar pro kWh an. Ich weiß nicht, ob US-Haushalte tatsächlich so günstig an Strom kommen. An Superchargern in den USA kostet eine Kilowattstunde mit 0,28 Dollar mehr als das Doppelte.
Das aktuelle Fahrzeug-Angebot bezieht sich bislang nur auf die USA. Das “Mid-Range”-Model 3 verfügt über einen Motor an der Heckachse und eine kleinere Batterie. Die Energie reicht für umgerechnet 422 km (264 Meilen, EPA) Fahrleistung. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei umgerechnet 200 km/h.
Immerhin ist das Einstiegsmodell von Tesla nun etwas günstiger, als bei der Ankündigung. Da war noch von einem Endpreis in Höhe von 45.000 Dollar die Rede. Der Wegfall des “Kunden-werben-Kunden”-Programms im Februar 2019 hat bei den drei Varianten des Model 3 zu einer Preissenkung in Höhe von 1.100 Dollar geführt.
Tesla-Einstiegsmodell aus China
Ein echtes 35.000 Dollar-Angebot dürften wir in diesem Jahr von Tesla wohl nicht mehr sehen. Im telefonischen Analystengespräch nach den Quartalszahlen für 2018 hatte Elon Musk angekündigt, die günstige Ein-Motoren-Variante werde zunächst in der Gigafactory in Shanghai gebaut. Dort lägen Fertigungs- und Lohnkosten bei der Hälfte im Vergleich zur Fabrik im kalifornischen Fremont. Das einzige Problem: Die erworbene Fläche im Stadtteil Lingang ist größtenteils noch ein Acker. Der Spatenstich ist zwar erfolgt, doch die Hallen stehen noch nicht. Elon Musk ist so ehrgeizig, dass er von einem Produktionsstart Ende 2019 ausgeht. Auch, um die hohen Importzölle für US-Autos in China zu umgehen. Doch ein waschechtes 35.000 Dollar-Elektroauto mit dem T auf der Front dürfte vermutlich erst 2020 aus China kommen.