Autohersteller engagieren sich im Kongo

Ein Todschlagargument gegen die Elektromobilität lautet: Im Kongo holen Kinder Kobalt aus den Minen. Die weltweit größten Reserven dieses Rohstoffes befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo. Zu 80 bis 85 Prozent erfolgt die Kobalt-Förderung dort nach industriellen Maßstäben. Doch 15 bis 20 Prozent des Rohstoffs werden in ländlichen Kleinminen abgebaut. In diesen Gruben ist die Einhaltung von Menschenrechten, Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards häufig mehr als fragwürdig.

Verbesserung und Verzicht

Die Batterie- und Autohersteller gehen das Problem von zwei Seiten an: Die Arbeitsbedingungen in den Kleinminen verbessern. Reduktion bzw. Verzicht von Kobalt im Kathodenmaterial. Panasonic hat beispielsweise für Tesla den Kobalt-Anteil in den NCA-Batterien (Lithium Nickel Cobalt Aluminum Oxide) um 60 Prozent reduziert. Enthielt eine Tesla-Batterie in den Anfangstagen eines Model S rund 11 kg Kobalt, sind es im Model 3 nur noch rund 4,5 kg. Langfristig möchte Tesla komplett auf Kobalt verzichten.

Die Autohersteller sind zwar keine direkten Abnehmer des Rohstoffs aus dem Land, das im Demokratieindex Platz 163 von 167 belegt. Doch stehen sie häufig im Mittelpunkt der Kritik. Darum engagieren sich die großen Automarken in dem zentralafrikanischen Land.

Daimler kooperiert mit Bon Pasteur

Die Daimler AG startet ein Projekt mit der Organisation Bon Pasteur (Der gute Hirte) Ziel ist es, die Lebenssituation von mehr als 19.000 Menschen in der Bergbauregion Kolwezi zu verbessern. Dafür stellt das Unternehmen in den kommenden vier Jahren mehr als eine Million Euro zur Verfügung. „Wir fördern die sozialen Strukturen vor Ort und nehmen so unsere gesellschaftliche Verantwortung bei der Rohstoffgewinnung wahr. Unser Engagement ist darauf angelegt, die Grundlagen für langfristige Veränderungen zu schaffen. Dazu gehört der Schulbesuch für die Kinder genauso wie die Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen für Familien”, sagt Renata Jungo Brüngger, Vorstandsmitglied für Integrität und Recht bei Daimler.

Matheunterricht statt Minenarbeit

Bon Pasteur hat bereits einen Ansatz entwickelt, um Lebensbedingungen von Frauen und Kindern in den Minengebieten zu verbessern. In einer ersten Stufe erreichte die Nichtregierungsorganisation von 2013 bis 2015 insgesamt 5.000 Menschen vor Ort. Über 90 Prozent der im Pilot-Projekt betreuten Kinder konnten ihre Arbeit in den Minen aufgeben. Bon Pasteur hat dadurch Erfahrungen vor Ort sammeln können, die auch in das aktuelle Projekt einfließen.

Lieferketten transparent machen

Darüber hinaus engagiert sich Daimler in Initiativen wie Drive Sustainability, um die Nachhaltigkeit in Lieferketten weiter zu stärken. Besonders für den erwarteten Anstieg an Rohstoffbedarf für Elektrofahrzeuge legt Daimler Wert auf eine nachhaltige Rohmaterial-Lieferkette. 

Auch BMW will seine Lieferketten transparenter gestalten. Dazu werden Informationen zu Schmelzen und Herkunftsländern des Rohstoffs öffentlich zugänglich gemacht. Bei diesen Schmelzen handelt es sich nicht um direkte Lieferanten des Herstellers, aber um Unternehmen, die von Lieferanten der BMW Group als Bezugsquellen benannt werden.

Das Münchner Unternehmen engagiert sich in der Responsible Cobalt Initiative (RCI). Ziel dieser Initiative ist die Erhöhung von Transparenz und Governance sowie die Umsetzung von kollektiven Maßnahmen bei der Bewältigung von Sozial- und Umweltrisiken in der Kobalt-Lieferkette.

Pilotprojekt mit der GIZ

Gemeinsam mit BASF SE, Samsung SDI und Samsung Electronics hat die BMW Group eine branchenübergreifenden Initiative gestartet. In einem Pilotprojekt im Kongo untersucht im Auftrag die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), über einen Zeitraum von drei Jahren, wie sich Arbeits- und Lebensbedingungen im Kleinstbergbau verbessern lassen. Das Projekt konzentriert sich auf eine Pilotmine, in der Kobalt mit nicht-industriellen Methoden abgebaut wird. 

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Dirk Kunde

Elektroautos, Brennstoffzellen, stationäre Speicherbatterien, V2G, Ladeinfrastruktur, autonomes Fahren – die spannendsten Entwicklungen passieren im Bereich Mobilität. Darum geht es in meinen Artikeln und Videos. Als Journalist bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen für Mobilität von Morgen.

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