Läuft ein Verbrennerverbot ins Leere? Diese Automarken bauen morgen nur noch E-Autos

CCS Anschluss Audi e-tron Verbrennerverbot

Das Europaparlament hat für ein Verkaufsverbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 gestimmt. Dem Vorhaben müssen die EU-Mitgliedsländer zustimmen. Die aktuelle Regierungskoalition bezieht sich in ihrem Vertrag auf diesen Beschluss. Eigentlich sollte alles klar sein, doch von Seiten der FDP regt sich Widerstand. Wenigstens E-Fuels sollten die Autos weiterhin verbrennen dürfen.

Auch aus der Autoindustrie kommt Kritik: Stellantis, Europas zweitgrößter Autokonzern, verkündete kurz nach dem EU-Parlamentsbeschluss den Austritt aus dem europäischen Autoverband Acea. Man darf den Schritt als Protest verstehen. Stellantis-CEO Carlos Tavares hat sich wiederholt gegen eine ausschließliche E-Auto-Produktion ausgesprochen. Vielmehr sollte „technologieoffen“ nach neuen klimaschonenden Antriebsarten gesucht werden. Tavares hält den Batterieantrieb noch für zu teuer. Er schließe große Teil der Bevölkerung vom Kauf eines Autos aus. Auch BMW-Chef Zipse spricht gern von „Technologieoffenheit“ und will sich nicht einseitig auf einen elektrischen Antrieb festlegen.

Autoindustrie kann Frist problemlos einhalten

Dabei kommt die von Castrol und BP Pulse in Auftrag gegebene Studie „Switching on the Revolution: The road to EV readiness for markets, carmakers and consumers“ zu erstaunlichen Ergebnisse: Die große Mehrheit (97%) der weltweit befragten Automobilmanager geht davon aus, die staatlich gesetzten Fristen für die Abschaffung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor einhalten zu können. Fast zwei Drittel (66%) der Führungskräfte nannten die Umstellung als oberste strategische Priorität ihres Unternehmens. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung der F&E-Ausgaben wider. Laut Studie flossen vor sieben Jahren (2015) gerade einmal 11 Prozent der Mittel in die Erforschung vollelektrischer Fahrzeuge. Heute wird mit 21 Prozent fast doppelt so viel investiert. Bis 2025 rechnen die Manager mit einem Anstieg auf 31 Prozent.

Somit dürfte ein gesetzliches Verbot nur die Unverbesserlichen treffen. Ein Großteil der Autohersteller wird in den kommenden 13 Jahren bis 2035 freiwillig die Produktion auf emissionsfreie Pkw umstellen – zumindest für Europa. Meine Übersicht zum aktuellen Stand von 13 „Aussteiger-„Marken.

Diese Autohersteller brauchen kein Verbrennerverbot

1. Audi

Unser Plan für den Ausstieg aus der Verbrenner-Technologie steht. Ab 2026 wird Audi nur noch rein-elektrische Modelle neu auf den Markt bringen“, sagt CEO Markus Duesmann der WirtschaftsWoche. 2035 ist dann endgültig Schluss mit der Verbrenner-Produktion. Die Marke mit den vier Ringen wird bis dahin – zumindest in Europa – keine Modelle mit Benzin- oder Diesel-Motor mehr herstellen.

Audi RS e-tron GT
Audi e-tron GT

2. Bentley

Die Luxus-Marke nennt ihre Strategie „Beyond 100„: Ab dem Jahr 2025 erscheint jedes Jahr bis 2030 ein neues E-Auto. Ab 2030 ist Bentley dann eine reine E-Automarke.

(3.) BMW

Nachdem BMW einst Pionier der deutschen Elektromobilität war, wurde in München den E-Autos lange Zeit der „Saft“ abgedreht. Mit den Modellen iX1, iX, i4 und i7 hat BMW inzwischen jedoch ein umfangreiches E-Auto-Angebot. Mit der „Neuen Klasse“ soll das ab 2025 noch umfangreicher werden. Dennoch ist BMW-CEO gegen eine Festlegung auf reine Elektromobilität. Zum EU-Parlamentsbeschluss sagt Zipse, der gleichzeitig Vorstand des europäischen Autoverbands Acea ist: „Angesichts der Volatilität und Unsicherheit ist jede langfristige Regelung, die über dieses Jahrzehnt hinausgeht, verfrüht.“

4. Ford

Um schneller in der Entwicklung zu werden, trennt Ford sein Geschäft in die eigenständigen Sparten „Ford Model e“ (Elektromobilität und Vernetzung) und Ford Blue (Verbrenner). Aktuell investiert das US-Unternehmen in den Ausbau seines Werkes in Köln zum E-Kompetenzzentrum für Europa. Ab 2030 will man hier nur noch E-Autos anbieten, unter anderem durch Nutzung der MEB-Plattform von VW.

Ford Mustang Mach E
Ford Mustang Mach E

5. General Motor

Bis 2030 macht der US-Hersteller seine Marke Buick unter dem Label Electra zur reinen E-Auto-Marke. Die restlichen Marken folgen bis 2035, so hat es GM auf der Weltklimakonferenz in Glasgow angekündigt (siehe Mercedes-Benz).

6. Genesis

Genesis, die Luxus-Marke von Hyundai startet 2025 dem Umbau seiner Modellpalette. Ab dem Jahr kommen nur noch E-Autos auf den Markt. Ab 2030 will die koreanische Mark komplett auf emissionsfreie Pkw umgestellt haben.

7. Hyundai

„In Europa werden wir bereits ab 2035 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr anbieten“, so Jürgen Keller, Deutschland-Geschäftsführer von Hyundai. In den kommenden drei Jahren sind weitere 12 Modelle mit batterieelektrischem Antrieb geplant. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Submarke Ioniq. Nach dem Ioniq 5 kommt auf der E-GMP Plattform die Sportlimousine Ioniq 6 sowie der SUV Ioniq 7 auf den Markt.

Hyundai Ioniq 5
Hyundai Ioniq 5

8. Jaguar Land Rover

Bis 2025 wird Jaguar zur reinen E-Automarke. Land Rover mit den schweren Geländewagen soll bis Ende des Jahrzehnts folgen. Der erste rein elektrische Land Rover SUV kommt 2024. Bis 2026 sind es sechs neue E-Modelle. Der größte britische Autohersteller will bis 2039 vollständig CO2-neutral arbeiten – in der Produktion, in seiner Lieferkette und bei den Fahrzeugemissionen.

9. Mercedes-Benz

Mercedes-Benz und fünf weitere Autohersteller (Volvo, Ford, General Motors, Jaguar Land Rover und BYD aus China) unterzeichneten Ende 2021 auf der Glasgower Weltklimakonferenz eine Vereinbarung, nach der ab 2035 in Europa und ab 2040 weltweit keine Verbrenner-Fahrzeuge mehr produziert und verkauft werden.

Mercedes-Benz EQA
Mercedes-Benz EQA

10. Mini

2025 kommt der letzte Mini mit Verbrennungsmotor auf den Mark. Ab dem Jahr 2030 wird die Kultmarke rein elektrisch.

11. Opel

Nach dem Corsa und Mokka folgt der Astra ab 2023 in einer elektrischen Version. Spätestens ab 2028 wird die Marke mit dem Blitz zur reinen E-Auto-Marke – zumindestens in Europa. Opel ist Teil von Stellantis. Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Amsterdam vereint 14 Automarken in Europa und den USA (Abarth, Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, Dodge, DS Automobiles, Fiat, Lancia, Maserati, Peugeot, RAM und Vauxhall). Im Rahmen seines Strategieplans Dare Forward 2030 kündigte Stellantis an, bis 2030 in Europa vollständig auf E-Autos bei Pkw umzustellen. In den USA will man bei PkW und leichten Nutzfahrzeugen bis dahin eine Quote von 50 Prozent erreichen.

(12.) Porsche

Die Sportwagenmarke feiert mit dem elektrischen Taycan ungeahnte Absatzerfolge. Wer hätte gedacht, das ein elektrischer Sportwagen bei den klassischen „Petrol Heads“ so gut ankommt? Ab 2023 rollt dann im Leipziger Porsche-Werke der elektrische Macan vom Band. Er basiert auf der von Audi und Porsche entwickelten Premium Platform Electric (PPE). Darüber hinaus setzt Porsche stark auf Hybride. Ein Datum für ein endgültiges Aus der Verbrenner in den Sportwagen gibt es noch nicht.

Der Porsche Taycan vor der rollenden „Powerbank“ im Lkw-Anhänger

13. Rolls-Royce

Die BMW-Tochter bietet ab 2030 nur noch E-Autos an.

14. Volkswagen

Herbert Diess lässt keinen Zweifel an seinem Kurs: Bis 2035 bekommt Deutschlands größter Autohersteller den Antriebswechsel hin. Dann wird nur noch elektrisch gefahren. Das dürfte neben der Marke Volkswagen auch für Skoda und Seat (Cupra) gelten.

15. Volvo

Die schwedische Automarke bietet ab 2030 nur noch E-Autos an. Die ehemalige Performance-Marke Polestar konzentriert sich komplett auf E-Autos.

Volvo XC 40 Recharge P8
Volvo XC 40 Recharge
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Dirk Kunde

Dirk Kunde

Elektroautos, Brennstoffzellen, stationäre Speicherbatterien, V2G, Ladeinfrastruktur, autonomes Fahren – die spannendsten Entwicklungen passieren im Bereich Mobilität. Darum geht es in meinen Artikeln und Videos. Als Journalist bin ich stets auf der Suche nach neuen Ideen für Mobilität von Morgen.

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